Veröffentlicht am

Mäuse, die nicht beißen

Die Karbener Senioren sind jung geblieben. Ohne Scheu vor neuer Technik erkunden sie die Welt des Internets.

Karben. „Die Rosenzucht ist mein Hobby, und ich freue mich, dass ich mich übers Internet mit anderen Rosenfreunden austauschen kann“, erzählt Giuseppe Piccirillo. Er sitzt am Computer im Senioren-Computer-Zentrum (Secuz) in der Rathausstraße in Klein-Karben und bearbeitet Fotos am Bildschirm, natürlich von seinen Lieblingsblumen.

Wer glaubt, die Kommunikation via Computer mit Gleichgesinnten sei nur was für junge Leute, hat sich bei Nutzern und Aktiven des Secuz’ getäuscht. Die jungen und jung gebliebenen Senioren sind fit am Computer oder wollen es werden.

14 Computerplätze

„Wir reagieren auf die Bedürfnisse unserer Mitglieder. Wenn etwa Informationen über Umgang und Nutzung mit Facebook gewünscht werden, dann suchen wir Fachleute zum Thema“, erzählen Vorsitzende Wilma Runkel und Margit Hudert vom Vorstand. Das Secuz blickt in diesem Jahr auf sein zehnjähriges Bestehen zurück.

Sie sind beide von Anfang an dabei. Auf Initiative des damaligen Seniorenbeiratsvorsitzenden Ludwig Schramm und mit Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Detlev Engel seien die ersten Computerkurse im Jahr 2002 ins Leben gerufen worden, erinnern sie sich. Mittlerweile kann der Verein stolze 14 Computerplätze anbieten, zudem gibt es Scanner, Kopierer, Drucker „und alles, was das Computerherz noch begehrt“. Für die Mitglieder ist die Nutzung der Geräte kostenlos, für Nicht-Mitglieder wird eine kleine Gebühr erhoben. Die Ausstattung werde vom Verein finanziert, der Spenden von Sponsoren bekomme. Auch Firmen zeigten sich oftmals entgegenkommend, sagen Runkel und Hudert.

Wie erfolgreich die Idee war, Menschen jener Generation den Umgang mit Computern nahezubringen, die nicht damit groß geworden sind, zeigt sich auch daran, „dass wir Vorreiter sind und von Nachbarkommunen angefragt wurden, ob wir bei ihnen so etwas aufbauen wollen“, sagt Runkel. Manche Kurse, etwa in Word, Excel, digitaler Fotografie und anderem, finden regelmäßig statt. Zudem gibt es bei Bedarf Workshops und Informationsveranstaltungen zu bestimmten Themen, etwa zur Nutzung von ebay oder über den Umgang mit E-Mails.

So bleiben die Mitglieder immer auf dem neuesten Stand. „Neulich hatten wir einen Kurs zum Thema Update und Upgrade, da gab es eine große Nachfrage“, erzählen Runkel und Hudert. Auch die beiden Damen sind versiert im Umgang mit Computern. Das wird in eindrucksvoller Weise deutlich beim Betrachten des Fotoalbums, das Margit Hudert zum Zehnjährigen angefertigt hat. Professionell wurden die Fotos der letzten Jahre samt Feiern und Ausflügen an- und ineinandergefügt. Die Kurse zum Gestalten von Fotobüchern seien recht beliebt, sagt Hudert.

Auch für Anfänger

„Nach dem Motto ,Die Maus beißt nicht’ sind bei uns alle willkommen, auch jene, die noch nie mit Computern zu tun hatten“, hebt Runkel hervor.

Dabei wird der Begriff Senior nicht allzu eng ausgelegt, „so können sich Menschen ab 50 Jahren helfen lassen“, sagt Runkel. Und für jene Anwender, die zwar allein am PC arbeiten können, aber bei manchem noch unsicher sind, gibt es die so genannten Betreuer.

Deren Unterstützung wird in den offenen Treffs dreimal wöchentlich rege nachgefragt. „Ich bin gekommen, um meinen Virenschutz auf den neuesten Stand zu bringen“, erzählt Franz Lechner aus Groß-Karben und lässt sich dabei von Betreuer Günther Krause helfen. In entspannter, ungestörter Atmosphäre sitzen die Anwender vor den Rechnern; sie nutzen die vereinseigenen Computer oder bringen ihre Laptops mit. Sie können allein arbeiten oder sich von den Betreuern assistieren lassen.

Dabei hocken die Computerfreunde nicht bloß alleine vor ihren Bildschirmen. Die Geselligkeit jenseits der digitalen Welt ist ihnen mindestens ebenso wichtig. „Freitags sitzen wir bei Kaffee und hausgemachtem Kuchen zusammen und tauschen uns aus“, zudem gebe es gemeinsame Ausflüge, Grillfeste und eine Weihnachtsfeier, erzählen Runkel und Hudert.