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Mein Lern-Tempo zählt – Grundschule Kloppenheim hat Erfolg mit Jahrgangsgemischten Unterricht

Karben. Knarrende dunkle Holztreppen führen hinauf in das Zimmer von Schulleiterin Renate Engelhard. Auf jedem Stockwerk steht ein Regal mit Schuhen, und wenn sich eine Tür öffnet, klingen helle Kinderstimmen heraus. Gut 100 Jahre hat die Kloppenheimer Grundschule auf dem Buckel, doch hinter den alten Mauern geht es jung und lebhaft zu.

Nicht nur, weil seit Montag nach den Osterferien wieder 84 Mädchen und Jungen wie die wilden Hummeln umhersausen, sondern weil in der Unterrichtsorganisation und -methodik neue Wege gegangen werden. „Wir möchten, dass die Kinder eine Lernumgebung vorfinden, in der sie sich nach ihrem eigenen Tempo und Fähigkeiten entwickeln können“, sagt Schulleiterin Engelhard. Weil dies besonders für die Schulanfänger gilt, wurde auf eine flexible Schuleingangsphase umgestellt.

Manche Kinder machen schnelle Fortschritte und haben schon Klassenkameraden eingeholt, die ein halbes Jahr vorher eingeschult worden sind. Andere brauchen mehr Zeit. „Und die bekommen sie auch bei uns“, erklärt Engelhard.

Alle Kinder profitierten von der flexiblen Schuleingangsphase, die ihnen eine individuelle Lernzeit als Tiger oder Bär von anderthalb bis zu drei Jahren biete. Voraussetzung für das jahrgangsgemischte Lernen ist ein differenzierter Unterricht mit Lernrunden in Kleingruppen, selbstständig zu bearbeitenden Übungseinheiten und individualisierten Arbeitsplänen. „Das Konzept hat sich bewährt, und die Resonanz bei den Eltern ist positiv“, sagt Lehrerin Susanne Brückl. In den beiden Klassenräumen des Schulpavillons, der versteckt hinter dem Altbau liegt, werden die Bären und Tiger unterrichtet. Zum Team gehören die Grundschullehrerinnen Susanne Brückl und Nicole Mathienz sowie die Sozialpädagogin Andrea Waletzky.

Die Stammlehrerin Susanne Brückl der 23 Tiger schlägt den Klangstab und kündigt das Ende der Pause an. Die Frühstücksdosen werden zu- und die Bücher aufgeklappt. Es ist Lernzeit für alle, aber die Kinder haben unterschiedliche Aufgaben. Benjamin (9) etwa liest sich die Fragen in seinem Deutscharbeitsblatt durch und schreibt die Antworten hin. Cedric (7) dagegen rechnet erst und nimmt sich dann seinen Schreibschrift-Lehrgang vor. Am Tisch von Lehrerin Susanne Brückl ist ein Kommen und Gehen, manche Kinder geben ihre fertigen Blätter ab, andere haben Fragen.

Ruhig ist es in der Klasse, jedes Kind scheint zu wissen, was es arbeiten soll. Die Aufgaben in Deutsch, Rechnen und Sachkunde wurden im Morgenkreis besprochen und stehen auch an der Tafel. „Neuen Stoff führen wir in Kleingruppen ein, Frontalunterricht gibt es bei uns nicht mehr“, sagt Brückl. Zum kommenden Schuljahr werden die schwarzen Tiger und Bären gemeinsam eine 3. Klasse bilden.