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Mit allen Sinnen Natur erleben – Rapp’s Naturgarten soll mit neuem Bauabschnitt um eine Erlebniswelt im Wald erweitert werden

Karben. Die Natur mit allen Sinnen erleben – dazu eignet sich der Rapp’s Naturerlebnisgarten in diesen Frühsommertagen ganz besonders. Am kommenden Montag vor einem Jahr wurde das 4000 Quadratmeter große Areal am Selzerbrunnen als Gemeinschaftsprojekt der Kelterei Rapp’s und der Stadt Karben eröffnet. Die große Begeisterung über den traumhaften Garten hat die Initiatoren bewogen, den Besuchern nun noch ein Geschenk zu machen: Um einen zweiten Bauabschnitt mit einer Erlebniswelt im Wald soll der Garten erweitert werden. Die Erweiterung wollen Rapp’s und Stadt heute der Presse vorstellen.

Von Rapp’s gebaut, von der Stadt betrieben – der Naturerlebnisgarten kann heute als eines der erfolgreichsten Projekte zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Hand angesehen werden. Denn niemals hätte es sich die Stadt leisten können, den Garten zu bauen. Andererseits ist es für die Kelterei undenkbar, einen solchen Garten zu pflegen – das erledigt der städtische Fachdienst Umwelt. Mitglieder des Agenda-Arbeitskreises Natur und Landschaft (AK) beaufsichtigten den Garten während der Besuchszeit ehrenamtlich. Der Andrang sei vom Wetter abhängig, berichten Ulrike Kurz und Rolf Hollender vom AK. Sonntags kommen bei Sonne bis zu 50 Einzelbesucher, unter der Woche immer wieder Schulklassen und Kindergärten – vor allem aber den Sommer über auch die Besucher der nahen Kelterei. Deren Zahl liegt inzwischen „locker über 4000 Menschen“ pro Jahr, berichtet Rapp’s-Geschäftsführer Klaus-Dieter Kneip. „Das wollen wir noch weiter ausbauen.“

Binnen Jahresfrist hat sich der traumhafte Garten prächtig entwickelt. Nachdem der Besucher die Holzhütte passiert hat, an der er sich mit Info-Broschüren eindecken kann, zieht der Klatschmohn mit seinen leuchtend roten Blüten die Aufmerksamkeit auf sich. Ebenso wie die Kornblumen zählt er zur so genannten ruderalen Flora, die zumeist an Wegesrändern oder auf brachliegenden Flächen wächst.

Der Weg führt von hochstehenden Gräsern gesäumt vorbei am kleinen zum großen Teich. Frösche und Kröten quaken laut. Nebenan wandert der Blick über die Wiese voller bunter, hoch gewachsener Wildkräuter, die Insekten als Futterquelle dienen. Über die Wasseroberfläche schwirren Azurjungfern sowie Königs- und Plattbauch-Libellen. Auf dem warmen Steinhaufen liegt eine Zauneidechse.

Benedict (9) kennt sich bestens aus im Naturerlebnisgarten, hat er diesen doch schon öfter mit seinen Eltern erkundet. An diesem Tag führt er Freund Christof und Cousin Pascal über das Gelände. Im Naschgarten im hinteren Teil des Gartens verlocken Sträucher voller Erdbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren die Jungen dazu, die reifen Früchte zu pflücken und gleich zu essen. Über den geologischen Pfad, wo Proben von Sandstein, Kalkstein, Marmor, Lava und Granit die Erdgeschichte der Region erzählen, läuft Benedict am liebsten barfuß. Im Apothekergarten mit 60 Heilpflanzen hat er Ausschau gehalten nach denen, die gegen seinen Heuschnupfen helfen könnten. Das „Gefleckte Lungenkraut“ soll der Beschreibung zufolge gegen Atemwegserkrankungen helfen. .

In einer anderen Ecke des Gartens werden die Jungen durch das Summen auf die Wildbienen aufmerksam, die das tote Holz mit vorgebohrten Löchern samt Lehmwand zum Nisten angenommen haben. „Uns gefällt es sehr gut hier“, erzählt Familie Heybeck aus Rendel. Die Verwandten aus Alzenau, die sie durch den Garten führen, sind von der Idee so angetan, dass sie sie an den Bürgermeister ihrer Heimatstadt herantragen möchten. „Es ist einfach schön, sich hier aufzuhalten“, sagt Peter Heybeck. Karben habe mit dem Garten eine Vorreiterrolle übernommen.

Naturerlebnisgarten Karben in der Brunnenstraße neben Jugendkulturzentrum und gegenüber der Kelterei Rapp’s. Geöffnet von Ende April bis Ende September sonntags von 14 bis 17 Uhr. Eintritt frei. Führungen auf Anfrage beim Fachdienst Umwelt und Naturschutz, Telefon (0 60 39) 92 97 39