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Mit Helmfunk ausgerüstet

Der Baum muss Stück für Stück in luftiger Höhe heruntergeschnitten werden.
Der Baum muss Stück für Stück in luftiger Höhe heruntergeschnitten werden.

Gefahren bei Baumfällungen werden von Passanten oft unterschätzt

Bad Vilbel. Mit Schildern, einer rot-weißen Barriere und Absperrband haben die Männer den  Fahrradweg in Dortelweil zwischen den beiden Brücken, die zum Sportplatz führen, versperrt. Niemand darf hier in den nächsten Stunden entlangfahren oder -gehen, denn ein alter Baum, der auf den Weg zu fallen droht, muss entfernt werden. »Wir bekommen von dem Baumgutachter Thomas Sinn diese Liste. Da ist die Baumnummer dabei und auch weitere Informationen, die für uns wichtig sind«, sagt Herbert Glanzegg und zeigt auf den dicken Aktenordner, der vor ihm liegt. Er enthält Beschreibungen und jede Menge Zahlen. »Der Baum heute hat große Höhlungen unten am Stamm und noch dazu einen engen Stand zu seinem Nachbarn. Thomas Sinn hält die sofortige Fällung deshalb für nötig«, sagt der Baumpfleger. Dann schließt er den Ordner, nimmt seine Ausrüstung aus dem Auto und marschiert mit seinen Kollegen in Richtung des Baumes.

Die vom unabhängigen Baumgutachter Thomas Sinn bereitgestellten Informationen zu prüfen, sei der Anfang jeder Baumfällung, sagen die Männer. Sinn ist in ganz Deutschland als vereidigter Sachverständiger tätig und fällt Urteile über die von ihm geprüften Bäume (wir berichteten).
»Wir müssen natürlich immer gut auf das Wetter achten und auf die Verkehrszeiten.« Der neue Fahrradweg an der Nidda bietet in diesem Fall eine perfekte Umleitung für das kleine Stück zwischen den Brücken, auf dem wegen Matsch und Erde ohnehin nicht viel los ist. »Das ist in der Innenstadt natürlich etwas anderes, wenn ein Baum direkt an einer viel befahrenen Straße steht«, meint Glanzegg.

Sind Absperrung und Umleitung vorbereitet, legen die Männer ihre Ausrüstung parat. Vor einem Jahr wurden die Mitarbeiter der städtischen Grünpflege neu ausgestattet, sogar auf Helmfunk können Glanzegg und seine Kollegen nun zurückgreifen. Eine riesige Arbeitserleichterung, wie sie erklären.

Am Nidda-Ufer stellen die Männer fest, dass der hohe, aber dünne Baum nicht einfach zu Fall gebracht werden kann. Das Ufer ist zu nah, zudem würde der Weg durch den Fall des Stammes beschädigt werden. Eine Art Flaschenzug wird deshalb am Baum angebracht. Dieser ermöglicht, dass einer der Arbeiter per Hebebühne nach oben fährt und dann Äste und Stamm Stück für Stück herunterschneidet. Über den  Flaschenzug halten die unten stehenden Kollegen die schweren Äste in der Luft und können sie langsam hinunterlassen. »Nur die letzten vier Meter des Stammes können wir dann so fällen«, erklärt Glanzegg.
Plötzlich bricht ein Ast

Nur wenige Minuten später befindet er sich in luftiger Höhe. Mit der Kettensäge bearbeitet er die ersten Äste des umsturzgefährdeten Baumes. Die kleineren Äste wirft er nach unten, die dickeren lassen seine Kollegen vorsichtig mit dem angebrachten Flaschenzug hinab. Plötzlich bricht ein vermeintlich kleiner Ast zu schnell und schlägt mit einem lauten »Klong« gegen die Hebebühne. Niemandem ist etwas passiert, doch: »Da kann man hören, was für ein unglaubliches Gewicht diese Äste haben. Das unterschätzt man zu schnell«, weiß Norbert Bitner, einer der Grünpflege-Mitarbeiter am Boden.

»Wir haben es deshalb immer wieder, dass Leute einfach die Absperrungen ignorieren und dann schimpfen, wenn wir sie bitten, die Umleitung zu nutzen.« Aus diesem Grunde passe mittlerweile einer der Kollegen immer an den Absperrungen auf. »Wir tragen letztendlich die Verantwortung, wenn jemand sich hindurchschleicht und dann einen Ast abbekommt«, moniert Bitner.