Nach dem Verkauf des Areals des Degenfeldschen Schlosses musste das Deutsche Rote Kreuz ein neues Obdach finden. Während die Hilfsorganisation in den Streit um den Schlossverkauf hineingeriet, arbeiten die Verantwortlichen hinter den Kulissen längst an Lösungen.
Karben. 16 Jahre waren es. „Schon gute Jahre“, sagt Manfred Krieg (52) und nickt bedächtig. Seit zwölf Jahren führt er die Ortsvereinigung Karben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Und wird nun vor seine größte Herausforderung gestellt: Die Helfer müssen ihre Unterkunft verlassen. Die Stadt hat das Gebäude in Groß-Karben zusammen mit dem benachbarten Degenfeldschen Schloss verkauft, dem Roten Kreuz daher den Mietvertrag gekündigt.
Im Lagerraum staut Krieg Material weg. Bis zur Decke sind die Hochregale gefüllt. Töpfe, Kochutensilien, Thermobehälter stehen dort, Einsatzrucksäcke, Lampen, Kisten und Kartons. Darin Bestecke, Geschirr, Servietten, Karteikarten, Stifte, Verband- und Erste-Hilfe-Material. In der Fahrzeughalle parken ein Kleinbus, ein Sprinter, ein 7,5-Tonnen-Lastwagen. Der Laster kann die Feldküche ziehen, der Sprinter das Spülmobil. Dazwischen liegen zusammengelegt Sitzbänke, Tische und Zelte. Wer vorbei will, muss sich durchzwängen.
Katastropheneinsatz
Mit 20Aktiven, davon zehn im regelmäßigen Dienst, stellt das Karbener DRK einen Betreuungstrupp für den „1.Betreuungszug“ des Wetterauer Katastrophenschutzes. Die Helfer sind gefragt, um sich um Überlebende und andere Helfer zu kümmern. Zum Beispiel bauten sie nach der Massenkarambolage im März auf der A45 bei Florstadt Zelte auf, in denen Betroffene etwas zu essen bekamen, ihre Daten aufgenommen, die Hilfe für sie koordiniert wurde. 600 Portionen Suppe sind für Einsätze stets vorbereitet.
Seniorentanz und Altennachmittage veranstaltet das Rote Kreuz ebenso. Mit Spülmobil und Sanitätsdiensten bei Veranstaltungen erwirtschaften die Helfer bescheidene Einnahmen, auch bei der Betreuung bei den Blutspendeaktionen in St.Bonifatius. „Aber das deckt immer kaum die Kosten“, erklärt Norbert Gerlach, Sprecher des DRK-Kreisverbandes Friedberg. Vom Land erhält der Verband einen kleinen Zuschuss fürs Parken des Kleinbusses. Sonst aber fließen keine Gelder. So kommt Manfred Krieg beim Bezahlen der 2800 Euro teuren Öl-Lieferung für die Heizung Jahr für Jahr ins Schwitzen.
So war es elementar, dass die Stadt den Helfern 1997 das ehemalige Feuerwehrgerätehaus für lau vermietete. „Der damalige Bürgermeister Engel war froh, dass sich jemand um das Gebäude kümmerte“, erinnert sich Krieg, nachdem die Feuerwehren Klein- und Groß-Karben ins neue Gerätehaus am Breul zusammenzogen. Die Rotkreuzler kümmerten sich ums Instandhalten. Krieg: „Alle waren happy.“ Nun aber soll ein Wohnhaus anstelle der Halle entstehen. Kommune und Hilfsorganisation suchten nach einer neuen Bleibe. Denn die Stadt kann den Mietvertrag nicht einfach so kündigen.
„Die Stadt bemüht sich schon“, lobt Andreas Fieweger, der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes. Weil alle anderen staatlichen Ebenen ihre Verantwortung weiterreichten, „sind wir einfach auf die Großzügigkeit der Stadt angewiesen“, sagt Fieweger. Gerade erst hat Wirtschaftsstadtrat Otmar Stein (CDU) dem Verband das alte Klein-Karbener Feuerwehrgerätehaus hinterm Alten Rathaus angeboten. Ob das den Erfordernissen genügt, wollten die Helfer zuerst prüfen; es wäre mit 180 Quadratmetern nur halb so groß. Trotzdem könne man das Material wohl unterbekommen, schätzt Krieg. (den)