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Nun muss Rahn ran – CDU-Bürgermeister übernimmt zum 1. April die Amtsgeschäfte im Karbener Rathaus

Karben. Gespräche, Gespräche, Gespräche: Dicht gedrängt ist der Terminkalender von Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Schon am ersten Tag im Amt stellte er Weichen für seine Sparpolitik, beginnt mit dem Umstrukturieren der Verwaltung. Dazu will er eine Haushaltssperre verhängen.

„Das müssen Sie mir einmal zeigen.“ Freundlich lächelt Guido Rahn seine Sekretärin an. Geduldig tritt Sylvia Lesiak an den Schreibtisch heran, öffnet drei der Unterschriftenmappen mit Glückwunschurkunden zu Geburtstagen und Ehejubiläen. „Heute ist es recht viel wegen der Feiertage“, erklärt sie noch.

Viel zu tun gibt es für den Christdemokraten. Donnerstag war sein erster Arbeitstag im Rathaus. Bisher saßen nur Sozialdemokraten auf dem Chefsessel. Kein Wunder, dass die Mitarbeiter gespannt waren, was ihr neuer Chef am Nachmittag in der Dienstversammlung erzählen wird. „Die Reaktionen waren sehr erleichtert“, berichtete der Bürgermeister danach. „Es gab ja große Befürchtungen, und ich kann das gut verstehen, nachdem einige Stadtverordnete angekündigt hatten, dass wir hier nun auskehren.“

Das passiert wohl nicht – zumindest nicht im großen Stil. „Wir wollen die Verwaltung umstrukturieren“, kündigt Gerd Hermanns (FWG) an, der neue ehrenamtliche Vizebürgermeister. Rahn freut sich über „die tolle Situation“, dass neun der 15 Fachdienstleiter derzeit oder bald in Rente gehen.

„Das birgt das Potenzial, um Geld zu sparen und neu zu strukturieren.“ Neubesetzungen sollen nach Qualifikation statt nach Parteibuch erfolgen. „Das wäre das völlig falsche Signal“, sagt Rahn. Wo die Stadt steht, soll in den kommenden Wochen ein Kassensturz ergeben. Bis Klarheit herrscht, will Rahn die Ausgaben ab dieser Woche per 20-prozentiger Haushaltssperre abbremsen.

Ausgebremst wird auch der bisherige Fachdienst Umwelt samt seines umstrittenen Leiters Thomas Adam. Der Fachdienst soll in den Bauhof eingegliedert werden, erläutert Hermanns, weil sich viele Tätigkeiten ohnehin überschnitten. Wer neuer Leiter des fusionierten Bauhofs wird, sollen Gespräche mit den Betroffenen ergeben, erklärt Guido Rahn. Überhaupt wollen er und Hermanns mit allen Mitarbeitern Personalgespräche führen. Diese „Aufgabenkritik“ habe Vorgänger Roland Schulz (SPD) angekündigt, aber nie angepackt. Herauskommen soll eine straffere Struktur. „Entlassen wird niemand“, sagt Rahn, „aber niemand hat einen Anspruch auf seinen Tätigkeitsbereich.“ Wichtig sei es, die Mitarbeiter entsprechend ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten einzusetzen.

Der neue Rathauschef sprüht vor Sparideen: Kooperationen mit den Nachbarstädten Bad Vilbel und Wöllstadt beim Materialeinkauf für den Bauhof oder der Lohnbuchhaltung will er anschieben, mit der Jobkomm Arbeitsstellen für Arbeitslose einrichten. Die Stadt solle weniger Kulturveranstaltungen auf die Beine stellen, lieber Vereine wie die Kulturinitiative stärker fördern. Und beispielsweise das Mütterzentrum in Burg-Gräfenrode unterstützen, wenn es eine zentrale Anlaufstelle für Tagesmütter aufbaut.

Mit Rahn scheint ein neuer Führungsstil einzuziehen: Er fegt den „Maulkorberlass“ von Vorgänger Schulz hinfort. Fachdienstleiter dürfen künftig wieder Auskünfte geben – „zumindest zu politisch nicht brisanten Themen“. Und der Akteneinsichtsausschuss in Sachen Nebentätigkeiten im Umweltamt soll endlich loslegen können: „Ich gehe davon aus, dass die Akten sehr schnell zusammengestellt werden können“, sagt Rahn. Der bisherige Umweltdezernent, Stadtrat Gerd Rippen (Grüne), hatte das bisher verzögert. (den)