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Ohne Baum keine Kerb

Karben. „Eins, zwei, drei, los!“ Begleitet von den anfeuernden Rufen der anderen und unter den Augen einiger Bürger legen sich die Kerbburschen mächtig ins Zeug, um die etwa zehn Meter hohe Tanne aufzurichten. Zuvor haben sie den Baum im Kärber Wald geschlagen, die unteren Äste entfernt und mit Hilfe eines Traktor zum Dorftreff gefahren. Nun steht der Baum als Kerbbaum für vier Wochen am Dorftreff in Rendel. „Jetzt ist die Kerb offiziell eröffnet“, sagt Thomas Lauber, Vorsitzender des Vereins Rendeler Kerb.

Zwar gab es am Abend zuvor schon eine Party im Dorftreff, doch erst mit dem Aufstellen des Kerbbaumes werde die Kerb offiziell eingeläutet. „So will es die Tradition“, sagt Lauber. Und diese spielt bei der Rendeler Kerb eine wichtige Rolle. Schließlich haben sich engagierte und traditionsbewusste Rendeler Männer zusammengefunden, um die alte Tradition mit neuem Leben zu erwecken. Im Jahr 2006 wurde der Verein Rendeler Kerb gegründet, dessen Mitglieder seither alljährlich das mehrtägige Fest auf die Beine stellen. Und sie sind die einzigen Kerbburschen, die es noch in Karben gibt. „Darauf sind wir stolz“, sagt Lauber.

Wahrscheinlich sei die erste Kerb in Rendel bereits 800 Jahre nach Christus gefeiert worden, doch lägen hierzu keine Aufzeichnungen vor, scherzen sie. Die Kerb geht auf das Fest der Kirchweih zurück. In früheren Zeiten habe die Kerb im Frühjahr statt gefunden. Im landwirtschaftlich geprägten Rendel hätten die Bauern im Sommer jedoch wenig Zeit zum Feiern gehabt. „So hat man die Kerb in den Herbst verlegt“, erzählen die Kerbburschen.

Neben dem Kerbbaum ist die Kerblies ein wichtiges Symbol. Sie besteht aus „Lumpen“, also getragener Kleidung, sowie aus Stroh. „Die Kerblies begleitet uns auf der gesamten Kerb, und wir müssen gut auf sie aufpassen“, erzählt Lauber. So sei es ebenfalls eine alte Tradition, dass die Kerblies von Kerbburschen aus Nachbarorten entführt werde. „Wir haben vor ein paar Jahren versucht, die Kerblies von den Gronauer Kerbburschen zu entführen, doch die haben gut aufgepasst“, sagt Lauber. Marc Stoppany (17) muss als jüngster Kerbbursch die Kerblies im Auge behalten. „Wenn es anderen gelingt, die Kerblies zu entführen, müssen wir sie mit einem Fass Bier auslösen“, erklärt Lauber.

Auch wenn die Rendeler Bürger für das Kerbbaum-Aufstellen wenig Interesse zeigten, so gibt es regen Zuspruch bei den beiden Tanzveranstaltungen. Am Freitagabend sind 500 Besucher und am Samstagabend rund 250 Besucher in den Dorftreff gekommen, um ordentlich abzutanzen. „Am Freitag hat die Cover-Band CNO-Live aus Frankfurt in erster Linie Musik für junge Leute gespielt. Indes wird am Samstag, dem eigentlichen Kerbtanzabend und Höhepunkt des Festes, „Musik für alle Altersgruppen gemacht“, sagt Lauber.

Für die Familien hat Schaustellerfamilie Wunderlich aus Ober-Mörlen rund um den Dorftreff ein Kinderkarussell, Schieß- und Losbuden sowie Stände mit Süßigkeiten errichtet.

Mindestens 16 Jahre alt müssen die Kerbburschen sein, und sie sollen in Rendel wohnen. Wer Interesse hat, meldet sich bei Thomas Lauber unter Telefon (01 60) 97 42 31 79.