Veröffentlicht am

Pippi schlägt alle

Burgfestspiele lockt erneut mehr als 100 000 Zuschauer – obwohl zwei Stücke abfallen

Das vorgegebene Ziel haben die Burgfestspiele Bad Vilbel in diesem Jahr wieder erreicht. Auch wenn nicht alles bestens war. Doch ein Stück ragte aus allen heraus.

Bad Vilbel. Der Sonntagabend war wieder einmal ein denkwürdiger im Rund der Bad Vilbeler Wasserburg. Denn mit dem letzten Vorhang von „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ kam nicht nur tosender Applaus auf. „Unter den 731 Sitzplätzen fanden die Zuschauer Knickleuchten“, berichtete Dramaturgin Ruth Schröfel. Damit verwandelten die Besucher die Arena in ein Lichtermeer.

„Ein toller Abend“, pflichtete ihr Intendant Claus-Günther Kunzmann bei, der am Tag danach die Zahlen für die Saison präsentierte. „Die Messlatte haben wir erneut erreicht“, war Kunzmann zufrieden. Denn bis gestern kamen 102 598 Zuschauer zu den Stücken. Im Rekordjahr 2016 waren es zwar rund 5500 mehr, „doch wir sind wieder Spitzenreiter in Hessen und weit vorne bei den Festspielen in Deutschland“, freute sich Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU).

Stöhr ging es aber nicht nur um Zahlen, „Auch die Atmosphäre und die Qualität der Stücke haben gestimmt“. Die von vielen Seiten gelobten Aufenthaltsqualität will Kunzmann aber weiter verbessern. Doch ein Lob hatte er für das gesamte Team übrig. Denn er habe auch bei anderen Veranstaltungsreihen auf die Drumherum-Details geachtet. Sein Fazit: „Was bei uns durchgestaltet ist, ist bei anderen noch Handarbeit“, war er von der Bad Vilbeler Professionalität überzeugt.

Komplett ausverkauft

Die 230 Veranstaltungen der Saison waren zu 85 Prozent ausgelastet, ein Wert der sich durchaus sehen lassen könne. Trotz der frühen Sommerferien und der Fußball-WM, wegen der es etwa fünf Aufführungen weniger als üblich gegeben habe.

Den Vogel abgeschossen hat dabei das Musical „Maria, ihm schmeckt’s nicht“. Das war von der ersten bis zur letzten Aufführung ausverkauft, insgesamt wollten 14 620 Menschen das Stück sehen. Ebenfalls gut an kam „Ein Käfig voller Narren“. Die Komödie wollten sogar über 16 000 Gäste sehen, die Auslastung lag hier aber „nur“ bei 92 Prozent. „Das Stück um Toleranz und freie Lebensgestaltung ist aktueller denn je“, war Kunzmann überzeugt. Auch dies sei ein Faktor für den Erfolg gewesen sei.

Ebenfalls als sehr gut bezeichnete der Intendant die Bilanz für die Wiederaufnahme von „Ziemlich beste Freunde“. 5518 Zuschauer machen eine Quote von 88 Prozent aus. 85 Prozent der Stühle besetzt waren bei den Aufführungen von „Außer Kontrolle“. 11 000 Gäste erzeugten hier „Lachsalven mit hoher Dichte“, wie Kunzmann festgestellte.

Deutlich dahinter landeten allerdings „Die Nibelungen“. 4781 Gäste besuchten das Stück, die Quote lag hier bei 66 Prozent. „Gefeiert worden ist es trotzdem, man konnte die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören“, sprach sich Kunzmann dafür aus, auch weiterhin auf „schwere Stücke“ nicht zu verzichten.

Das erfolgreichste Stück diesen Jahres allerdings war „Pippi Langstrumpf“ im Kinderprogramm. 16 543 große und kleine Gäste lösten Tickets, 94 Prozent der Stühle waren besetzt. Zu „Peter Pan“ wollten 7211 Gäste (92 Prozent Auslastung). Deutlich abgefallen hier ist „Hänsel und Gretel“. Die Oper verzeichnete 5495 Besucher, aber nur eine Auslastung von 50 Prozent. „Sie wird ganz häufig gespielt, auch hier in der Umgebung“, schilderte Kunzmann den Hintergrund.

Große Verbundenheit

Vervollständigt werden die Zahlen durch die Matineen mit erstmals über 6000 Gästen und einem leicht weiterentwickelten Konzept, durch 3200 Besucher bei den Gastspielen und die Vorführungen im Burgkeller. Hier hatte „Das Tagebuch der Anne Frank“ bei den Abendvorführungen eine Auslastung von 86 Prozent (521 Gäste). Mittags kamen zwar 817, meist Schüler, doch besetzten die nur 55 Prozent der Stühle. Auch hier will Intendant Kunzmann mit seinem Team weitere Weichenstellungen vornehmen.

„Honig im Kopf“ war mit 1400 Gästen ähnlich erfolgreich wie „Tschick“ und „Er ist wieder da“ in den Jahren zuvor. Auch den „Gott des Gemetzels“ besuchten fast 1300 Gäste.

Kunzmann freut es, dass 25 bis 30 Prozent der Besucher aus Bad Vilbel kommen, das spreche für die Verbundenheit zu den Festspielen. Ein größeres Einzuggebiet haben die Kindervorstellungen. Hier kommen zehn bis 20 Prozent der Gäste aus Bad Vilbel. An Einnahmen erzielte die Reihe in diesem Jahr rund zwei Millionen Euro. Das Defizit von 500 000 bis 600 000 Euro trägt die Stadt.


Das Programm der Burgfestspiele 2019 soll noch im Oktober vorgestellt werden, denn der Start des Vorverkaufs ist auf den 29. Oktober terminiert.