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Planungen für Roggau

Große Pläne für das kleine Burg-Gräfenrode hat Bürgermeister Guido Rahn (vorn). Er beschrieb sie den Anwohnern am Samstag bei einem Treffen vor der Mehrzweckhalle. Foto: Nissen
Große Pläne für das kleine Burg-Gräfenrode hat Bürgermeister Guido Rahn (vorn). Er beschrieb sie den Anwohnern am Samstag bei einem Treffen vor der Mehrzweckhalle. Foto: Nissen

Karben. Neue Sozialeinrichtungen, Glasfaser, Fernwärme und ein Mini-Supermarkt: In Burg-Gräfenrode werden in den nächsten Jahren Millionen investiert, hieß es beim Treffen des Ortsbeirats am Wochenende.
Karbens kleinster Stadtteil liegt nur 18 Kilometer von der Großstadt Frankfurt entfernt. Das macht trotzdem einen Riesenunterschied. »Wir haben keinen Bäcker, keinen Metzger – wir haben nichts hier«, klagte am Samstag Bürgermeister Guido Rahn. Seinem gut zwanzigköpfigen Publikum sagte er damit nichts Neues. Die knapp 1500 Roggauer müssen mit dem Auto, Fahrrad oder Bus nach Ilbenstadt oder Kloppenheim zum Einkaufen fahren.
Das soll sich ändern. Der Magistrat verhandle gerade mit dem Fuldaer Lebensmittelhändler Tegut über den Aufbau eines Mini-Supermarktes in Roggau, berichtete Rahn beim Treffen mit Einwohnern und Ortsbeirat auf dem Platz vor der Mehrzweckhalle. Im Rhein-Main-Gebiet betreibt Tegut nach eigenen Angaben etwa 20 der automatisierten »teo«-Läden – der nächste steht in Oberdorfelden. Der holzverkleidete Container enthält 950 Artikel des Grundbedarfs und kann mit der Girokarte oder einer App geöffnet werden. Bezahlt wird bargeldlos. Und weil nur bei der Anlieferung Personal in den Mini-Supermarkt kommt, kann man dort auch mitten in der Nacht einkaufen.
Handelseinig sei er mit Tegut noch nicht, sagte Rahn den Roggauern. Wenn es sein müsse, spreche er auch mit anderen großen Supermarkt-Konzernen, die eine Lösung für kleine Orte anbieten. Wichtig sei, dass der Mini-Supermarkt an der Durchfahrtstraße stehe, damit möglichst viele potenzielle Kunden vorbeikommen.
Noch viel konkreter ist der Plan, für Burg-Gräfenrode eine Senioren-Tagesstätte zu bauen. Rund vier Millionen Euro reserviert die Stadt Karben für das 37 mal 18 Meter umfassende Gebäude. Wenn der Bebauungsplan im Frühjahr steht, kann laut Rahn die Erschließung und der Bau beginnen.
Er soll auf der 5000 Quadratmeter großen Wiese zwischen dem Bindweidring und der Mehrzweckhalle am Ortsausgang nach Groß-Karben entstehen. Da kann man tagsüber die Auto-Stellplätze nutzen, die abends die Fahrzeuge der Sportplatz- und Hallenbesucher belegen.
Sechs Bauplätze
für Einfamilienhäuser

Die Tagesstätte kann nach den Plänen etwa 50 Menschen betreuen. Sinnvoll ist laut Rahn, hier auch alte Menschen aus dem nahen Ilbenstadt zu umsorgen. Auch das noch beengt an der Berliner Straße sitzende Mütter- und Familienzentrum (»Müze«) soll im Neubau neben der Mehrzweckhalle unterkommen. »Da können wir manche Räume und die Terrasse gemeinsam nutzen«, sagte die stellvertretende Müze-Leiterin Oksana Ebert. Aus anderen Regionen drang schon die Kunde nach Karben, dass der Kontakt mit Kindern alte Leute wieder aktiviert. Es gebe dann auch Platz für eine zweite Kita-Gruppe des Familienzentrums. Also für insgesamt 24 Kinder.
Und weil örtliche Familien Wohnraum brauchen, sollen innerhalb des Ortes noch sechs Bauplätze für Einfamilienhäuser ausgewiesen werden, kündigte der Bürgermeister dem Ortsbeirat an. Außerdem wird laut Ortsvorsteher Karlfred Heidelbach die marode Maschinenhalle eines ehemaligen Bauernhofs nahe der Feuerwehrstation abgerissen. Da sollen zwölf bis 16 Reihenhäuser entstehen, so Heidelbach. »Die Baugenehmigung ist da.«
Und weil das 21. Jahrhundert längst angebrochen ist, wird auch Burg-Gräfenrode ans Glasfasernetz angeschlossen. Der Anbieter YplaY verkabelt Anfang 2024 zuerst Okarben und Petterweil, berichtete Guido Rahn. Wenn Burg-Gräfenrode dran ist, bekomme der Ort über der Kabeltrasse neue Bürgersteig-Beläge.
Noch einige Jahre länger dauert die Versorgung aller Stadtteile mit Fernwärme. Dann muss sich niemand mehr über Öl-, Gas- oder Pelletheizungen Sorgen machen, sagte der Bürgermeister. Das Zentrum werde dereinst von der Produktions-Abwärme von »König + Neurath« versorgt. Klein-Karben und Rendel erhalte Heizwärme von einem Rechenzentrum. Und Burg-Gräfenrode könne sich mit Abwärme aus der südlich gelegenen Biogasanlage versorgen. Von Klaus Nissen