
Bad Vilbel. Frisch, fröhlich, kindgerecht und von Klein und Groß umjubelt: So ging bei den Burgfestspielen die Premiere des Musicals »Peter Pan« in der Fassung von Marc Gruppe und unter der Regie von Christian H. Voss über die Bühne.
Noch bevor ein Darsteller die Szene betrat, verriet das Ticken einer Uhr das zentrale Thema des Stückes: die Zeit und ihre Unaufhaltsamkeit. Für die junge Wendy (Jana Koch) soll es an diesem Abend in London die letzte Nacht im gemeinsamen Kinderzimmer mit ihren Brüdern John (Louis Dietrich) und Michael (Arthur Polle) sein. »Die Welt besteht aus Zeit und Geld«, mahnen die geschäftigen Eltern. »Du wirst erwachsen und bist zu alt zum Träumen und Spielen.«
Auf den Schwingen
der Träume
Die jüngeren Brüder sind enttäuscht und traurig darüber, dass ihre ältere Schwester bei ihnen auszieht und ein eigenes Zimmer bekommen soll. Gemeinsam beschließen die drei, noch eine einzige gemeinsame Nacht im Nimmerland von Peter Pan (Lukas Schwedeck) zu verbringen – den nur Kinder sehen können und in dessen Zauberwelt voller Abenteuer man niemals erwachsen wird, dafür auf den Schwingen der Träume fliegen kann.
Das nun beginnende Abenteuer rund um Peter Pan und seinen Widersacher Captain Hook (Markus Maria Düllmann) mit der berühmten Hakenhand wurde von Christian H. Voss, Dramaturgin Angelika Zwack und Regieassistentin Lena Schuler gleichermaßen rasant wie tiefgründig inszeniert, das junge Publikum hing den Akteuren erkennbar fasziniert an den Lippen.
Aus dem Kinderzimmer mit den übergroßen flexiblen Betten (Bühnenbild: Oliver Kostecka) wurde im Nu der grüne Dschungel von Nimmerland, Peter Pans Waldhöhle, das Piratenschiff von Captain Hook und seinem begriffsstutzigen Bootsmann Smee (Stefan Preuth), der Lagerplatz von Prinzessin Tigerlily (Carina Leopold) und ihrer beiden Freunde Adlerauge (Simon Tofft) und Angsthase (André Naujoks) sowie der weite Ozean, in dem das tickende Krokodil auf Captain Hook lauert.
Fein und zugleich mitreißend gezeichnet wurden die Emotionen rund um List und Rache, die Eifersucht der Elfe Tinkerbell (Sonja Herrmann) auf das Menschenmädchen Wendy, die Angst des scheinbar so starken und grimmigen Captain Hook vor dem Krokodil, die tollpatschige Dummheit des Bootsmanns Smee und die unbeschwerte Leichtigkeit Peter Pans, der, wie seine Elfenfreundin Tinkerbell, tatsächlich gut gesichert hoch über der Bühne schwebte.
Vielschichtiges
Theaterstück
Die Kostüme von Monika Seidl unterstrichen ebenso wie die Choreografien von Martin Ruppel die Vielschichtigkeit des Stückes, in dem untergründig trotz der Feier der ewigen Jugend immer auch der Tod droht – sei es in der Gestalt des gefräßigen Krokodils oder einer gigantischen grünen Arsen-Torte, mit der Captain Hook Peter Pan vergiften will.
Die Inszenierung mit den eingängigen Liedern von Jan Radermacher (Musikalische Leitung: Annalena Schwade) ist dennoch bestens für Kinder ab fünf Jahren geeignet und bietet darüber hinaus den Erwachsenen genug Stoff zum Nachdenken: »Ich möchte für immer ein kleiner Junge bleiben« und »Mit dem Kopf in den Wolken bleibt alles ein Spiel« – dieser Traum Peter Pans lässt sich in der Realität nicht erfüllen, der tickende Lauf der Zeit und der Herzschlag jeder einzelnen Sekunde verhindern es. Und dennoch endet das Musical mit einem Happy End in Gestalt eines Kompromisses: Einmal im Jahr wird Peter Pan zurückkehren und die drei Kinder zu einem Ausflug in seine Welt der Fantasie und des Abenteuers abholen, ab und zu eine Auszeit mitten im vernünftigen Erwachsensein nehmen und »die Welt wieder mit den Augen eines Kindes sehen«.
Diese Empfehlung ging an die zahlreichen Mütter und Väter im Publikum. Umgekehrt erkennt Wendy das wahre und größte Abenteuer, das vor ihr liegt: »Mein Weg heißt wachsen und leben – und er beginnt jetzt und hier.«
Termine & Tickets
Weitere Aufführungen des Musicals »Peter Pan« gibt es am Samstag, 24. Mai, 14 Uhr, sowie von Juni bis Ende August. Alle Termine, Informationen und Möglichkeiten für Ticket-Kauf findet man online auf www.kultur-bad-vilbel.de sowie im Kartenbüro Bad Vilbel, Klaus-Havenstein-Weg 1, Telefon 0 61 01/55 94 55, und bei den Vorverkaufsstellen von frankfurt-ticket. Von Inge Schneider