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Recyclinghof wird vergrößert

Die östliche Erweiterung des Karbener Recyclinghofes beträgt rund 524 Quadratmeter. Ein Natura-2000-Verträglichkeitsbericht zeigt, die Fläche werde nur nachrangig von Watvögeln als Rastplatz benutzt. Foto: Kubocz
Die östliche Erweiterung des Karbener Recyclinghofes beträgt rund 524 Quadratmeter. Ein Natura-2000-Verträglichkeitsbericht zeigt, die Fläche werde nur nachrangig von Watvögeln als Rastplatz benutzt. Foto: Kubocz

Karben. Der Karbener Recyclinghof ist zu klein für den großen Andrang der Bürgerinnen und Bürger. Nun wurde in der Stadtverordnetenversammlung eine Vergrößerung der Sammelstelle für Abfall beschlossen. Für Ärger sorgte aber der zweite Teil des Änderungsantrages, der das Grundstück von ContiTech Chemie betrifft.
Die Autoschlange am Recyclinghof im Industriegebiet wird immer länger und länger. Um dem entgegenzuwirken, hat der Magistrat eine Änderung des Bebauungsplans im Gewerbegebiet beantragt. Dieser haben die Stadtverordneten in ihrer jüngsten Sitzung am Donnerstagabend im Bürgerzentrum zugestimmt. Der Recyclinghof wird im Norden um eine zusätzliche Fahrspur erweitert. Zudem wird das Grundstück nach Osten hin ausgebaut, um mehr Standplätze für Sammelcontainer zu ermöglichen. Die Erweiterung des Recyclinghofes umfasst eine Gesamtfläche von rund 650 Quadratmetern.
Bericht: Erweiterung
stört Vögel nicht

Die östliche Erweiterung befindet sich dabei im Vogelschutzgebiet Wetterau, das zum europäischen Schutzgebiete-Netz »Natura 2000« gehört. Der Magistrat der Stadt Karben ließ dafür einen Verträglichkeitsbericht anfertigen, »Die Flächeninanspruchnahme durch die Erweiterung des Recyclinghofes umfasst maximal 0,05 Hektar des Schutzgebietes. Dies entspricht weniger als ein Promille der hier geprüften Teilfläche des VSG (ca. 360,9 Hektar) und ist als unerheblich einzustufen«, ist dem Verträglichkeitsbericht zu entnehmen.
Darüber hinaus hat sich bei Begehungen des Gebietes im Frühjahr 2022 herausgestellt, dass Watvögel – insbesondere Kiebitze – die Fläche nur untergeordnet als Rastplatz nutzen. Außerdem stellten die Gutachter im Bericht die geplante »blickdichte Befriedung des Gebietes in allen Phasen des Baues« heraus.
Dennoch kündigte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Markus Dreßler, an: »Wir werden die Änderung des Bebauungsplans nicht unterstützen.« In der Fraktion der Grünen verstehe man den Bedarf nach einem größeren Recyclinghof aufgrund der hohen Nachfrage. Aber: »Jeder Quadratmeter ist wichtig bei der Erhaltung der Artenvielfalt«, sagte Dreßler. Zudem diene die Fläche neben dem Bau im Sommer zur Kühlung der Stadt.
Neben der Erweiterung der Fläche des Recyclinghofes beinhaltete die Änderung ein zusätzliches Flurstück im Gewerbegebiet. Dabei handelt es sich um das Grundstück der Firma ContiTech-Chemie GmbH. »Damit das Unternehmen auch künftig das Grundstück flexibel nutzen und weiterentwickeln kann, wird eine höhere Ausnutzung des Gewerbegrundstücks ermöglicht«, heißt es in der Begründung der Änderungen des Bebauungsplans.
Dieser zweite Teil war zwei Tage zuvor im Ausschuss für Stadtplanung und Infrastruktur auf Unverständnis gestoßen. »Wir haben das Gefühl, dass die Änderung am Grundstück der Firma ContiTech-Chemie mit einer sinnvollen Änderung zusammengepackt worden ist«, kritisierte Birgit Scharnagl (Grüne). Sie wünschte sich, dass über die beiden Änderungen unabhängig voneinander abgestimmt wird. Das Bauamt argumentierte damit, dass eine Aufteilung der Änderung zum jetzigen Zeitpunkt »unnötig hohe Kosten« verursachen würde und »eine Erweiterung des Recyclinghofes nur unnötig verschoben wird«.
Gerald Schulze (SPD) fragte, ob ContiTech-Chemie einen Ausgleich für die höhere Ausnutzung des Gewerbegrundstückes erbringe. »Dies ist uns nicht bekannt. So lange sich das Unternehmen in den vorgegebenen Parametern bewegt, stellt dies kein Problem dar«, antwortete das Bauamt.
Gabi Faulhaber (Linke) sagte, sie sehe indes keine Logik darin, dass zwei Gebiete, die weit voneinander liegen, im gleichen Änderungsantrag behandelt würden.
Die Mitglieder des Ausschusses für Stadtplanung hatten mehrheitlich bei einer Gegenstimme der Grünen für die beiden Änderungen im Gewerbegebiet gestimmt. Auch das Stadtparlament votierte mit Ausnahme der Grünen für die Vorlage. Von Patryk Kubocz