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Renaturierung: Äcker und Wiesen fallen weg

Karben. Die Niddarenaturierung südlich von Klein-Karben stößt bei den Landwirten in Karbens größtem Stadtteil auf Kritik. Nicht weil die Natur Vorrang erhalten soll, sondern weil den Bauern hektarweise Ackerflächen wegfallen, die seit Jahrhunderten von Klein-Karbenern bewirtschaftet wurden.

„Das sind unsere letzten Wiesen und Weiden“, klagt etwa Landwirt Herbert Cost aus Klein-Karben. Wegen der Nordumgehung habe seine Familie bereits zehn Hektar Flächen in Groß-Karben verloren. Nun fehlten weitere fünf. „Das ist das Aus.“ Die Costs betreiben unter anderem einen Reitstall in Groß-Karben.

Auch Sebastian Mager ist sauer. Seinen Betrieb hat er auf Ökolandbau ausgerichtet. 4,5 Hektar Äcker verliert er durch die geplante Renaturierung. „Das Land ist so knapp, da ist es bedauerlich, dass die Stadt die Nutzung komplett abgegeben hat.“

Der Initiator des Projekts, Hansgeorg Jehner, habe den Karbener Landwirten mündlich zugesagt, dass sie auch nach dem Verkauf der Flächen von der Stadt an die von Jehner geleitete Gerty-Strohm-Stiftung weiter zumindest die Weiden bewirtschaften und dort Heu machen könnten. Mager: „Wir haben uns auf sein Wort verlassen.“

Nun fürchten die Klein-Karbener Bauern, dass der Zug abgefahren ist. In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats sagt Jehner, dass er die Klein-Karbener Landwirte vergangenes Jahr um Hinweis gebeten habe, wenn diese künftig Flächen bewirtschaften wollten. Doch niemand habe sich zurückgemeldet.

Nun übernehme „mein Freund“ Karl August Kliem aus Kloppenheim die Bewirtschaftung, erklärt Jehner, ebenso die Landwirte Holger Beck aus Rendel und Tobias Feucht aus Ober-Erlenbach.

„Es wäre gut, wenn wir auch berücksichtigt würden“, meint Herbert Cost namens der Klein-Karbener. Hansgeorg Jehner aber mag nichts zusagen: „Wir machen das erstmal, dann sehen wir weiter.“

Auch erinnert er daran, dass die Gerty-Strohm-Stiftung für die Rinderhaltung auf den Renaturierungswiesen extra die Domäne Gronauerhof gekauft und ausgebaut habe. „Den Stall lasse ich jetzt nicht leer stehen“, sagt Jehner abschließend. (den)