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Richtiger Schnitt – Obstbauern zeigen, wie junge Obstbäume ertragreich werden können

Wer Obstbäume sein eigen nennt oder Streuobstwiesen gepachtet hat, muss mit Säge und Astschere umgehen können. Oliver Schmidt von den Naturfreunden Karben zeigte, wie der Winterschnitt an hochstämmigen Apfelbäumen ausgeführt wird.

Karben. „Der Konkurrenztrieb muss weg“, sagt Baumfachmann Oliver Schmidt und schiebt die Teleskopstange mit dem Sägemesser nach oben in die Baumkrone. Ein wenig mühsam ist es schon, mit ausgestreckten Armen zu arbeiten und die Säge zu bedienen, aber nach zwei, drei Minuten fällt der Ast runter. Da gilt es, etwas Abstand zu wahren und der Hinweis von Schmidt, Kopf- und Augenschutz beim Baumschneiden nicht zu vergessen, erweist sich als berechtigt.

Wer später einen guten Ertrag haben will, muss durch einen „Erziehungsschnitt“ des noch jungen Baumes für eine große und durchlüftete Krone sorgen. Die beste Zeit dafür ist der Winter.

Aufmerksam verfolgt ein kleiner Trupp von Interessierten, wie der Apfelbaum beschnitten wird. Es ist ein Hochstamm, der auf einer Streuobstwiese bei Petterweil wächst. Nach zehn bis zwölf Jahren tragen die Hochstämme zum ersten Mal, viel später als ein Spindelbaum (nach vier Jahren) oder ein Halbstamm (6 bis 8 Jahre). Doch dafür können hochstämmige Apfelbäume achtzig bis hundert Jahre alt werden und bringen Jahr für Jahr eine reiche Ernte. Vorausgesetzt sie werden gepflegt, erhalten in den ersten Jahren den „Erziehungsschnitt“ und später eine regelmäßige „Durchlüftung“ der Krone und Verjüngungsschnitte.

Der Baum, den Schmidt ins Visier genommen hat, hat seinen ersten Kronenschnitt schon erhalten und drei Haupttriebe sind zu erkennen. Doch die vielen Seitenhölzer und steilen Wassertriebe gefallen Schmidt nicht. „Da muss Licht und Luft rein, der Baumschnitt ist auch eine Form des Baumschutzes und verhindert die Pilzbildung“ sagt er.

Schmidt umkreist den Baum und deutet auf die Äste, die eingekürzt oder bis auf einen kurzen Stummel ganz entfernt werden sollen. Seinem strengen Blick fallen die hochaufschießende Besenreiser zu Opfer, nach innen wachsenden Zweigen und die reichlich vorhandenen Seitentriebe.

Kräftig zuschneiden

Wer schon Erfahrung im Baumschnitt hat, wie die Obstbaumpächter Klaus Katzer oder Reiner Bingel, nickt beifällig, doch andere schauen leicht entsetzt. Schmidt kennt das und sagt nachdrücklich: „Bloß nicht mal hier, mal da herum schnippeln, sondern kräftig auslichten und die Leitäste kürzen“. Nur so setze kräftiges Holzwachstum ein, die Voraussetzung für eine stabile Krone.

Nach einer halben Stunde und vielen Erklärungen ist der Baum fast nicht wieder zu erkennen. Luftig ist die Krone geworden, „Jetzt ist’s gut“, sagt Schmidt.