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Scherben der Steinzeit – Archäologin Heike Lasch zeigt fast 7000 Jahre alte Funde vom Gelben Berg

Nidderau/Schöneck. Der Nachbarschaftshilfeverein Schöneck hatte ins Archäologische Museum Heldenbergen eingeladen. Zu sehen gab es historische Funde aus dem Baugebiet auf dem Gelben Berg in Kilianstädten.

Wenn Baumaschinen anrollen, sind die Archäologen nicht weit. Auch beim Bau der Windkraftanlagen auf dem Galgenberg und dem Gelben Berg standen sie in den Startlöchern. „Da ist nichts, Sie brauchen gar nicht erst gucken“, habe ihnen die Bauleitung gesagt. Doch die Hartnäckigkeit des Archäologenteams Heike Lasch und Dirk Hassler wurde belohnt. Ihre jungsteinzeitlichen, eisenzeitlichen und neuzeitlichen Funde sind im Archiv des Vereins für Vor- und Frühgeschichte im unteren Niddertal in Heldenbergen gesammelt. „Nach intensiven Gesprächen mit der Baufirma konnten in beiderseitigem Einvernehmen archäologische Voruntersuchungen ausgeführt werden, wenn auch unter schwierigen Rahmenbedingungen“, berichtete Heike Lasch.

Im steten Wettlauf mit dem Kettenbagger habe man an vier Standorten Befunde aufgenommen. Baumspuren mit unterschiedlichen Siedlungsresten aus der Jungsteinzeit und der Hallstattzeit fanden sich vor allem am Windradstandort zwei auf dem Gelben Berg. Eine Ansammlung von mindestens drei Gefäßen fanden sich in einem Keramikdepot, darunter ein großes Randfragment, ein Ösenhenkel und dünnwandige, fein gearbeitete jungsteinzeitliche Keramik.

Auf langen Tischen liegen im Archiv die Grabepläne ausgebreitet und in zahlreichen Kästen sammeln sich Scherben von Gefäßen. „Wegen des Zeitdrucks gibt es keine spektakulären Funde“, erklärte Heike Lasch. Was aber dem Laien als profane Scherbe erscheinen mag, gibt den Archäologen Aufschlüsse über die Lebensweise der Menschen vor 7000 Jahren in der Jungsteinzeit.

Die Voraussetzungen wie Wald, Wasser aus einer nahe gelegenen Quelle und guter Boden seien damals am Gelben Berg vorhanden gewesen. Gefunden wurden Gefäße mit Strohspuren und Spinnwirtel. Das sind kreisförmige Steine mit einem Loch in der Mitte, die als Gewicht beim Spinnen dienten. In so genannten Kegelstumpfgruben, die sich nach unten verbreitern, fanden sich Brandreste, in Gräben stießen die Archäologen auf Reste von Tierkadavern.

Wegen der rasanten Baggerarbeiten habe man aber keine genauen Untersuchungen anstellen können. Eine andere Grubenform ist die Schlitzgrube. Sie verjüngt sich in der Erdtiefe. „Sie wurde wahrscheinlich in Schichten aufgefüllt“, sagte Lasch. „Grundsätzlich nehmen wir alles mit was wir finden, später wird es gewaschen und ausgewertet.“