Veröffentlicht am

Selbstständig im Alltag

Hotel Stadt Karben steht zwar noch dran, doch seit einiger Zeit ist in das Haus in zentraler Lage eine Außenwohngruppe des Berufsbildungswerks Südhessen eingezogen. Foto: Pegelow
Hotel Stadt Karben steht zwar noch dran, doch seit einiger Zeit ist in das Haus in zentraler Lage eine Außenwohngruppe des Berufsbildungswerks Südhessen eingezogen. Foto: Pegelow

Karben. Früher wurde hier ein- und ausgecheckt, Gäste in Karben konnten in zentraler Lage übernachten. Heute beheimatet das ehemalige Hotel Stadt Karben eine Außenwohngruppe des Berufsbildungswerks Südhessen. Sie hat vorher auf dem Gelände des Berufsbildungswerks Südhessen (bbw) gewohnt.
Die 21-jährige Luca ist vor einigen Wochen umgezogen ins ehemalige Hotel Stadt Karben nahe dem City-Kreisel. Die junge Frau stammt aus dem Taunus und absolviert im bbw eine Ausbildung in Hauswirtschaft.
»Ich fahre an den Wochenenden immer heim zur Familie«, sagt sie. Unter der Woche aber wohnt sie in der Außenwohngruppe, die das bbw Südhessen seit dem Spätsommer in dem ehemaligen Hotel an der St.-Egreve-Straße eingerichtet hat.
Solche Außenwohngruppen gehören zum pädagogischen Konzept. Zunächst wohnen die Auszubildenden im Wohndorf auf dem Gelände, wo sie eher »engmaschig« betreut werden. Später, im weiteren Verlauf ihrer Ausbildung, häufig im letzten Ausbildungsjahr, wechseln sie in eine der Außenwohngruppen. Dort sollen sie »eine größtmögliche Selbstständigkeit im Alltagsleben erreichen«, formuliert der stellvertretende Pressesprecher des bbw, Ivo Wittich. Dort sollen sie auch lebenspraktische Fertigkeiten wie etwa Haushaltsführung, Geldeinteilung, Hygiene und gesundheitsbewusstes Verhalten lernen.
Schwimmbadbesuche
Zu all dem gehört, dass die jungen Leute gemeinsam etwas unternehmen. Luca sagt, sie gehe mit Kolleginnen mal schwimmen oder zum Minigolf. Im vierten Stock des Ex-Hotels leben nur junge Frauen, die in einer eigens eingerichteten großen Küche mit Essbereich gemeinsam kochen und essen.
Während die jungen Auszubildenden ganz oben und im dritten Stock weniger Betreuung benötigen, ist das in den ersten beiden Stockwerken anders. Hier leben sozusagen die Neulinge in einer Außenwohngruppe, die noch Betreuung und Aufsicht benötigen. Einer von ihnen ist der 19-jährige Leon aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg. Er gehöre zur sogenannten Orientierungswohngruppe, sagt Tobias Vogeler, Bereichsleiter Wohnen und Selbstständigkeit beim Berufsbildungswerk. Für sie werde ein gemeinschaftlicher Dienstplan erstellt, auf dem etwa auch steht, wer für das Abendessen und das Eindecken und Abräumen der Tische zuständig ist. »Mir gefällt es hier sehr gut«, sagt Leon, der wie Luca in der Hauswirtschaft ausgebildet wird. Sein Zimmer, in das er den Redakteur führt, wirkt zweckmäßig, aber zugleich recht gemütlich. Einer der Schränke stammt noch vom alten Hotel, das Bett ebenfalls. Einen Hochschrank hat das bbw hinzugekauft, übrigens auch für andere Zimmer.
Mit Hoteleinrichtung
Etliches der Hoteleinrichtung wurde übernommen, anderes, was dem bbw sinnvoll und notwendig erschien, hinzugekauft. Geblieben vom Hotel sind auch die Zimmernummern und ein Kühlschrank in jedem Zimmer, die ehemaligen Minibars.
Das ist für die jungen Leute nicht unwichtig, denn sie erhalten ein begrenztes Taschengeld, mit dem sie sich etwas kaufen können. »Mit den 110 Euro pro Monat müssen sie auskommen«, sagen die Verantwortlichen. Neben Vogeler ist das vor allem Katrin Ndoti. Sie ist für die Koordination der gesamten Außenwohngruppe verantwortlich, leitet also quasi das Haus. Sie betreut die Jugendlichen zusammen mit Kim Daisung und Lukas Borck.
Sie alle achten auch darauf, dass auf den vier Stockwerken alles seine Ordnung hat. Sollte das einmal nicht der Fall sein, führen sie mit den jungen Leuten auch Einzelgespräche. Häufig kämen die Jugendlichen mit ihren Problemen aber auch von selbst zu den Betreuern.
Auf dem Weg in die Selbstständigkeit lernen die jungen Leute, wie sie ihre Zimmer und vor allem die Bäder sauberhalten. Der Vorteil sei, dass alle einen eigenen Sanitärbereich hätten, sagen die Leiter. Das sei im Wohndorf nicht so. Für die Gemeinschaftsräume gibt es eine Diensteinteilung, wer was zu putzen hat.