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Sie wollen Kirche sichtbar machen

Maraike und Tobias Heymann haben nun die Schlüsselhoheit zur den Kirchen in Gronau und Niederdorfelden. Foto: fau
Maraike und Tobias Heymann haben nun die Schlüsselhoheit zur den Kirchen in Gronau und Niederdorfelden. Foto: fau

Bad Vilbel/Niederdorfelden. Am 8. Dezember 2022 ist neues Leben in das seit August verwaiste Gronauer Pfarrhaus eingekehrt. Da sind Maraike und Tobias Heymann mit ihrem vierjährigen Sohn und ihrer achtjährigen Tochter eingezogen.
Noch sind nicht alle Umzugskisten ausgepackt. Kein Wunder, denn bereits eine Woche später, am 15. Dezember 2022, traten Maraike und Tobias Heymann ihren Dienst als Pfarrerin und Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinden Gronau und Niederdorfelden an. Und am 4. Advent führte Dekan Martin Lückhoff, die »neuen« Seelsorger in einem Festgottesdienst in der evangelischen Kirche Niederdorfelden in ihr Amt ein.
Die Freude darüber, dass die freie Pfarrstelle nach kurzer Vakanz wieder besetzt werden konnte, ist in beiden Gemeinden groß. Vorgängerin Elisabeth Krause-Vilmar war als Pfarrerin vom 1. Juni 2017 bis August 2022 für die beiden dörflich strukturierten Gemeinden zuständig.
Zwar sind die Heymanns aus Kassel ins idyllisch gelegene Gronau gezogen, doch ihre Wiegen standen an anderen Orten. Maraike Heymann erblickte das Licht der Welt in Hamburg und Ehemann Tobias im mittleren Werratal, in der »Hauptstadt« des »Landes der weißen Berge«. Er kommt aus Heringen (Werra), das im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg an der Grenze zu Thüringen liegt.
Theologie studiert haben beide in Marburg, Berlin und Kiel. Ihr Vikariat haben beide in Kassel absolviert, sie 2013 und er 2014, gemeinsam wurden sie dort 2016 ordiniert. Bisher bekleideten beide Vollzeitstellen. »Hier teilen wir uns erstmals eine Pfarrstelle«, informiert die Geistliche.
Lebendiges Miteinander
In den beiden Kirchengemeinden will sie erst einmal hinschauen, hören und zuhören, die Menschen und ihre Bedürfnisse kennenlernen. Um unter anderem herauszufinden, was sie von den Vorstellungen und den Wünschen der Gemeindemitglieder erfüllen könne.
»Wir wollen ankommen und heimisch werden. Wir haben viele Ideen für ein lebendiges Miteinander, wollen Fragen klären wie was kann Kirche einem Ort geben und wie können wir Kirche sichtbar machen«, fügt Tobias Heymann hinzu.
Den Wunsch, einmal als Gemeindepfarrerin zu arbeiten, hatte Maraike Heymann früh. Sie kommt aus einem christlichen Elternhaus und ihr Patenonkel war Pastor. Mit 15 Jahren arbeitete sie bereits im Kindergottesdienstteam mit, dessen Leitung sie dann schnell übernahm. »Damals ist mein Wunsch entstanden, mit einer Gemeinde zu arbeiten.« Die Schülerin, die in der Schule Latein liebte und ein Faible für alte Sprachen hat, entschied sich nach dem Abitur zum Theologiestudium. Neben den alten Sprachen faszinierte sie das Studium der Schriften im Original. »Ich bin in das Studium und den Beruf quasi hineingewachsen.« Während des Vikariats hat sie eine Pfarrstelle mit Predigtauftrag und Assistenz für Praktische Theologie am Lehrstuhl für Interkulturelle Theologie, Missions- und Religionswissenschaft an der Augustana-Hochschule im mittelfränkischen Neuendettelsau. Dort hat sie Seminare gegeben und ihre Dissertation zum Thema »Souvenir aus dem Paradies. Eine theologische Untersuchung über den Zusammenhang von Urlaub und Erinnerungen auf der Grundlage materieller Praxis« geschrieben. Die Disputation steht in Kürze an.
Hineingewachsen
Auch Tobias Heymann ist in seinen Beruf »hineingewachsen«. Seine Familie nahm am Gemeindeleben teil, war mit den Pfarrern im Ort befreundet. Sein Wunsch Pfarrer zu werden, entstand in seiner Konfirmandenzeit. »Ich war von der Vielfalt und großen Bandbreite des Theologiestudiums fasziniert und hingerissen«, berichtet er. Nach dem Vikariat hat er für Schüler religionsoffene Klassenfahrten organisiert. »Das waren Teilnehmer ab der fünften Klasse bis zu Schülern aus Leistungskursen und Berufsschüler, die noch keine Lehrstelle gefunden hatten.« Danach arbeitete er wie seine Frau zwei Jahre als Gemeindepfarrer in Kassel.
Kunstausstellungen
Das Hobby der beiden 35-Jährigen ist Reisen, sie waren unter anderem zwei Monate lang in Neuseeland unterwegs, und Fahrradfahren. »Wir haben kein eigenes Auto, nutzen Carsharing. Auch Kunst gehört zu ihren gemeinsamen Interessen. »Mein Bruder ist Maler. Er malt überwiegend figurativ in Öl«, berichtet Maraike Heymann. In Kassel hat Tobias Heymann unter anderem eine Kunstausstellung mit mehreren Künstlern, von denen einer auf der documenta ausstellte, organisiert.
Doch jetzt heißt es erst einmal für das Pfarrerehepaar in den Gemeinden ankommen. Wie sie sich die Arbeit teilen wollen, steht noch nicht fest, wird sich in der Praxis zeigen.
Von Christine Fauerbach