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Sieben Kilometer S-Bahn-Strecke

Planungsskizze zur Regionaltangente Ost, für die nun ein Machbarkeitsgutachten vorliegt. Bis zur Umsetzung und Fertigstellung werden noch einige Jahre ins Land gehen. Grafik: RMV
Planungsskizze zur Regionaltangente Ost, für die nun ein Machbarkeitsgutachten vorliegt. Bis zur Umsetzung und Fertigstellung werden noch einige Jahre ins Land gehen. Grafik: RMV

Frankfurt/Bad Vilbel. Als letzte Region im Frankfurter Umland soll auch der Nordosten ans Netz der S-Bahn Rhein-Main angeschlossen werden. Dafür will der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) eine sieben Kilometer lange S-Bahn-Strecke namens Regionaltangente Ost (RTO) von Fechenheim im Osten Frankfurts bis zum Bad Vilbeler Stadtteil Gronau bauen. Sie verbindet die nordmainische Strecke mit der Niddertalbahn.
Die RTO wäre ein Pendant zur Regionaltangente West zwischen Bad Homburg und Dreieich über Höchst und Flughafen. Diese Strecke ist in Bau und soll 2028 in Betrieb gehen. Mit der RTO erhielten Altenstadt und Glauburg im Wetteraukreis, die Main-Kinzig-Orte Nidderau, Schöneck und Niederdorfelden sowie Frankfurts Stadtteil Bergen-Enkheim erstmals Anschluss ans S-Bahn-Netz.
Stark verkürzte
Reisezeit

Für Fahrgäste würden sich die Reisezeiten in die Frankfurter Innenstadt stark verkürzen, erklärt RMV-Chefplaner Thomas Busch. Gegenüber heute würden Reisen von Altenstadt zur Konstablerwache nur 36 Minuten benötigen, von Kilianstädten aus 17 Minuten, halb so viel wie heute. Von Bergen-Enkheim würde es sogar nur neun Minuten dauern, ein Drittel der heutigen Fahrzeit. »Wir haben bei den Wegezeiten enormen Nachholbedarf«, betont Frankfurts Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne).
Anschluss
an zwei Strecken

Wo genau eine Station liegen und die Strecke entlang führen könnte, müssen weitere Untersuchungen ergeben. Als am Sinnvollsten habe sich eine Strecke über Bergen-Enkheim mit einer Station auf der Grenze zwischen beiden Orten in der Nähe des Riedbades herausgestellt, erklärt Planer Busch. Den Berger Rücken soll die S-Bahnstrecke in einem zwei Kilometer langen Tunnel unterqueren. Über die oberirdische Streckenführung im Landschaftsschutzgebiet zwischen Enkheim und Fechenheim wolle er in die Diskussion gehen, sagt Siefert.
Kalkuliert auf Baupreise und Fahrgastzahlen von 2016 bescheinigt die Studie dem Projekt einen Nutzen, der die Kosten um das 1,6-fache übersteigt. Kalkuliert haben die Macher mit Kosten von gut einer halben Milliarde Euro und mehr als 20 000 Fahrgästen. Wie teuer der Bau werde, sei heute noch nicht seriös vorherzusehen, sagt RMV-Chef Knut Ringat. Es stiegen aber nicht nur die Baupreise, sondern auch der Nutzen wegen des starken Zuzugs.
Die RTO soll zwei Strecken verbinden, die bis Ende des Jahrzehnts gebaut werden: Die Niddertalbahn wird elektrifiziert, die nordmainische Strecke erhält zwei weitere Gleise für die S5 nach Hanau. Auf der RTO sollen die S-Bahnlinien 3 und 4 ab Konstablerwache über Fechenheim bis Niederdorfelden alle 15 Minuten – in der Rush-hour bis Büdesheim – und bis Stockheim alle 30 Minuten verkehren. Unverändert soll die Regionalbahn 34, das Stockheimer Lieschen, mindestens alle 60 Minuten fahren.
Ort im Umland
direkt verbinden

Eine RTO-Bahn soll zudem alle 30 Minuten von Bad Vilbel via Bergen-Enkheim, Frankfurt-Ost und -Süd sowie Stadion bis zum Flughafen fahren. Diese Linie bilde den zweiten Teil eines künftigen S-Bahn-Rings rund um Frankfurt, betont Knut Ringat. Mit ihm sollten die Orte im Umland direkt miteinander verbunden werden, um Frankfurt zu entlasten.
Der RMV, die Stadt Frankfurt sowie die Kreise Wetterau und Main-Kinzig wollen nun mit dem Land Hessen über die Finanzierung des Vorhabens sprechen, kündigt Wetterau-Landrat Jan Weckler (CDU) an. Außerdem solle das Projekt in den Regionalplan aufgenommen werden, sagt Rüdiger Krenkel von der Kreisverkehrsgesellschaft Main-Kinzig. Es schaffe Wachstumsmöglichkeiten für viele Kommunen entlang der Bahnstrecken. Bei allseitiger Zustimmung könnte die RTO in den 2030er-Jahren gebaut werden, schätzt RMV-Chefplaner Busch.
»Wir müssen die Schieneninfrastruktur nach Jahrzehnten des Stillstands jetzt ausbauen«, sagt RMV-Chef Ringat. Nur so könnten genug Kapazitäten geschaffen werden, damit die Menschen umsteigen könnten und die Klimaziele erreicht werden. Das Projekt sei nötig, um die Pendlerströme abzuwickeln, betont Frankfurts Dezernent Siefert. »Wir sind darauf angewiesen, dass die Menschen mit platzsparenden Verkehrsmitteln unterwegs sind.«
Von Dennis Goldmann-Pfeiffer