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Spanisch lernen auf Abstand

Victor Sayago Lopez (Mitte) ist Fremdsprachenassistent an der Kurt-Schumacher-Schule. Darüber freuen sich Leiterin Ursula Hebel-Zipper und Fachsprecher Frank Heisel ganz besonders. »Er ist ein echter Glücksgriff fürs Kollegium und für die Schüler«, sagt Heisel. Foto: Eickhoff
Victor Sayago Lopez (Mitte) ist Fremdsprachenassistent an der Kurt-Schumacher-Schule. Darüber freuen sich Leiterin Ursula Hebel-Zipper und Fachsprecher Frank Heisel ganz besonders. »Er ist ein echter Glücksgriff fürs Kollegium und für die Schüler«, sagt Heisel. Foto: Eickhoff

Karben. An der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) gibt es seit dem Schuljahr 20/21 die Möglichkeit, Spanisch als zweite Fremdsprache zu wählen. Den Lehrern zur Seite springt seit Sommer Victor Sayago Lopez. Der 22-Jährige unterstützt sie im Unterricht und bringt eine ganz neue Note in die Doppelstunden – auch in Videokonferenzen.
Der 22-jährige Spanier aus Sevilla (Andalusien) ist Fremdsprachenassistent an der KSS. »Ich bin kein Lehrer, aber ich helfe den Schülern bei Aussprache und Betonung und bringe ihnen auch die Kultur aus meiner Heimat näher«, sagt er in flüssigem Deutsch. Doch der junge Spanier weiß: »Deutsch ist eine schwere Sprache.«
Viele deutsche Eigenschaften
Dennoch haben es ihm Land und Kultur angetan. »Ich habe viele deutsche Eigenschaften. Ich bin pünktlich, strukturiert und habe meine Sachen immer gut geplant. In Spanien ist alles ein bisschen chaotischer«, sagt er und lacht. »Außerdem habe ich mir angewöhnt, früher zu Essen.« In seiner Heimat findet das traditionelle Abendessen erst gegen 22 Uhr statt. »Da habe ich mich umgewöhnt.« Das durfte auch seine Familie bereits erfahren, zu der er den Kontakt via Skype hält. »Ich habe vor einiger Zeit ein Auslandsjahr in Münster gemacht. Als ich dann wieder zu Hause war, ist das direkt allen aufgefallen.«
An der Universität in Granada hat sich der 22-Jährige aufs Dolmetschen spezialisiert, aber schnell festgestellt: »Ich mag das Übersetzen, aber ich möchte anderen die Sprache beibringen.« So verschlug ihn das Schicksal nach Karben an die Kurt-Schumacher-Schule.
Seit dem Schuljahr 2020/21 wird dort Spanisch erstmals als zweite Fremdsprache im Gymnasialzweig neben Latein und Französisch angeboten. Die Lernenden belegen das Fach verbindlich bis zum Abschluss der Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe. Es besteht die Möglichkeit, Spanisch als Grund- oder Leistungskurs in der gymnasialen Oberstufe zu belegen und damit als Abiturfach zu wählen. Leiterin Ursula Hebel-Zipper sagt: »Wir sind froh, dass wir mit Victor einen so engagierten und sympathischen jungen Sprachassistenten bekommen haben.« Fachsprecher Frank Heisel nennt Victor Sayago Lopez nicht nur »eine enorme Entlastung«, sondern auch »einen echten Gewinn für alle Beteiligten«.
Die Unterschiede zwischen den Sprachen kann der Spanier einfach benennen. »Die Artikel im Deutschen sind viel komplexer. Dafür gibt es im Spanischen mehr Vergangenheitsformen.« Für die KSS-Schüler ist Victor Sayago Lopez voll des Lobes. »Die machen es wirklich sehr gut.«
Kein Besuch in der Heimat
Momentan findet der Unterricht zwar teilweise vor Ort statt, aber ein großer Teil der Arbeit sind Videokonferenzen. »Das ist schade«, sagt der 22-Jährige. »Am Anfang waren wir noch in der Schule. Ich hoffe, dass ab März vielleicht wieder der Präsenzunterricht stattfindet. Es ist schöner, mit den Schülern vor Ort zu arbeiten.« Corona hat dem jungen Spanier gehörig einen Strich durch die Rechnung gemacht. »Ich bin an Weihnachten auch nicht in der Heimat gewesen, wegen der Quarantäneverordnung. Momentan ist es sehr langweilig.«
Hinzu kommt das Wetter. »In Spanien ist man viel draußen. Ich vermisse die Sonne«, sagt er und lacht. Keine Partys, keine Weihnachtsmärkte, keine Ausflüge.
Erstmal freut sich der 22-Jährige auf den Unterricht mit den Schülern, bereitet nach Absprache mit dem Lehrer eine Präsentation oder auch mal ein Quiz vor. »Ich finde das System mit den Doppelstunden gut. In Spanien gibt es 60 Minuten Unterricht, da hat man nicht ganz so viel Zeit.« Und Lob für die Schüler: »Sie wollen es wirklich lernen. Das merkt man.«
Von Patrick Eickhoff