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Stadt im Wandel

Altenhilfeplan ist fertig – Senioren sind Chance und Problem

Viele konkrete Ideen, wie Karben sich darauf einstellen kann, dass die Bürger immer älter werden (v.l.): Klaus Schoenicke, Andrea Jädike und Astrid Rüger stellen den Altenhilfeplan für die Stadt vor. Foto: den
Viele konkrete Ideen, wie Karben sich darauf einstellen kann, dass die Bürger immer älter werden (v.l.): Klaus Schoenicke, Andrea Jädike und Astrid Rüger stellen den Altenhilfeplan für die Stadt vor. Foto: den

Das Altern der Gesellschaft birgt für die Stadt Karben einige Herausforderungen. Welche das sind und wie sie gelöst werden können, zeigt nun ein erster Altenhilfeplan der Stadt auf. Er macht auch klar: Immer mehr ältere Bewohner zu haben, bietet Karben auch Chancen.

Karben. Ist heute jeder vierte Karbener älter als 60, wird in gerade einmal 15 Jahren jeder vierte Einwohner in Karben sogar 65 Jahre oder älter sein. Jeder achte Einwohner wird dann mehr als 80 Jahre auf dem Buckel haben. Gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter deutlich an.

Es sind alarmierende Zahlen, die Klaus Schoenicke nennt, Referent für Altenhilfe beim Arbeiter-Samariter-Bund Mittelhessen (ASB). Senioren sind die Bevölkerungsgruppe in Karben, deren Anteil am stärksten zunimmt. Bisher sind Infrastruktur, Vereine, Einrichtungen, viele Geschäfte zumeist noch nicht darauf eingestellt. „Die Bürger werden immer älter – das ist eine Herausforderung für die Stadt, aber auch ein Potenzial“, so Schoenicke.

Pflegebedürftige

Mit einem Altenhilfeplan will sich Karben fit machen fürs Altern der Einwohnerschaft. Klaus Schoenicke stellte das Werk am Dienstagabend der Vorwoche zusammen mit der Altenhilfe-Fachberaterin von Stadt und ASB, Andrea Jädike, sowie Astrid Rüger vom städtischen Fachdienst Soziales im Sozialausschuss vor.

Angehörigen helfen

14 Handlungsempfehlungen gibt der Plan. Besonders wichtig darunter ist eine bessere Vernetzung und Abstimmung von Angeboten. Dafür schlägt der Plan vor, einen Arbeitskreis Altenhilfe und eine Koordinierungsstelle Älterwerden ins Leben zu rufen. Wichtig sei auch, die ärztliche Versorgung zu sichern. „Das Thema wird ja aktuell schon bearbeitet“, erinnert Klaus Schoenicke. „Es ist möglich, ein ärztlichen Fachzentrum zu entwickeln.“

Zwei Probleme stechen hervor: Die Zahl der Demenzkranken werde auf rund 330 Menschen steigen. Und 1000 Menschen seien im Jahr 2030 in Karben pflegebedürftig. Nur gut ein Viertel der Pflegebedürftigen werde in einem Altenheim leben. Damit reicht zwar das Heim-Angebot aus, so der Experte.

Drei Viertel der Pflegebedürftigen werden daheim betreut und bei mehr als 500 Menschen werde diese Betreuung privat erledigt. Daher sei es wichtig, Angehörige zu beraten, zu unterstützen und zu begleiten. Ebenso müssten Beratung und Information zum Thema Demenz geboten werden.

Konkrete Lücken in Karben seien zu wenige Angebote für betreutes Wohnen sowie fehlende Fachärzte, erläutert Schoenicke. Mehr Tagespflegeplätze seien nötig, das einzige Angebot in der Stadt sei voll ausgebucht. Zudem seien viele Häuser und Wohnungen nicht barrierefrei oder barrierearm. Auch Wege und Straßen müssten weiter seniorengerecht werden, etwa durchs Absenken von Bordsteinen. Mehr Toiletten und Bänke seien nötig. Unterstützt werden müssten auch die Sportvereine, damit diese ihre Angebote ausweiten könnten. Bei vielen Präventionsangeboten für Ältere gebe es schon Wartelisten. Was auch zeigt: Für die Vereine ist die Alterung eine Chance. Weil ältere Menschen häufig familiär oder bürgerschaftlich engagiert seien, habe auch die Gesellschaft etwas von der größeren Zahl Älterer. Gleiches gelte für die Geschäftswelt: „Sie sind konsumkräftig“, sagt Schoenicke. „Das ist gut fürs Gewerbe.“ (den)