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Streit um Brücken-Plan

In Dortelweil formiert sich Protest zu Bauabsichten an der Königsberger Straße

Treffen vor der Unterführung: Sorgen machen sich die Anwohner der Königsberger Straße in Dortelweil über eine geplante zweite Niddabrücke, die durch ihre enge Wohnstraße und einen verbreiterten Bahntunnel erschlossen werden soll. Foto: Deul
Treffen vor der Unterführung: Sorgen machen sich die Anwohner der Königsberger Straße in Dortelweil über eine geplante zweite Niddabrücke, die durch ihre enge Wohnstraße und einen verbreiterten Bahntunnel erschlossen werden soll. Foto: Deul

Für Aufregung sorgen Pläne, in Dortelweil eine zweite Brücke über die Nidda zu bauen. Die Anwohner fürchten Schleichverkehr in den engen Gassen und bei der Querung des Uferwegs. Die Stadt betont, es gehe erst um eine Prüfung des Machbaren.

Bad Vilbel. Ein Dutzend Anwohner aus der Sudetenstraße, dem Vilbeler Pfad und der Königsberger Straße haben sich versammelt, um über ihre Verunsicherung und Ängste zu reden. Auf dem Tisch liegt der FNP-Artikel „Brücke soll alle Probleme lösen“ vom 17. Juni, in der es um die jüngste Sitzung des Ortsbeirats ging.

Dort stellten die CDU- und FDP-Fraktionen ihre Vorschläge zur Neugestaltung der Wegebeziehungen am Nidda-Ufer vor. Was die Anwohner besonders irritiert, ist der Plan für eine zweite Brücke, über die von der Königsberger Straße eine zweite Zufahrt zum Sportplatz entstehen soll.

Parkdruck erhöht

Gegen solche Pläne habe sie bereits 2011 ein unbeantwortetes Protestschreiben an die Bad Vilbeler CDU geschrieben, sagt Evelin Pöschko. Sie wandte damals ein, das Quartier sei bereits stark belastet, die engen Anliegerstraßen ohne Gehwege durch Mitarbeiter benachbarter Firmen zugeparkt. Eine Anbindung nach Alt-Dortelweil würde zudem Schleichverkehr anziehen. Hinzu komme die Belastung durch die angrenzende Bahntrasse, dort würden nach dem Ausbau statt 80 täglich 200 Güterzüge fahren. Außerdem sei das ein Eingriff ins Naherholungsgebiet an der Nidda. „Wir fühlen uns alleingelassen und verkauft“, schrieb sie damals.

Das ist auch die Stimmung unter ihren Nachbarn. Sie halten die Querung des stark von Radfahrern und Fußgängern, darunter vielen Kindern, genutzten Nidda-Uferwegs für problematisch. Vor allem aber monieren sie, dass sie von dem Vorhaben nur kurz aus der Zeitung erfahren haben. „Dabei betrifft uns das direkt“, klagt Ute Friese.

Es habe keine öffentliche Erklärung gegeben, wie zu allen anderen Bauvorhaben der Stadt. „Man befragt nicht die Anwohner“, moniert sie. Das Vorhaben schaffe viele Probleme, geben die Anwohner zu bedenken. Baue man die Königsberger Straße für Begegnungsverkehr aus, gehe das nur mit Parkverboten, was den Parkdruck weiter erhöhe, so Friese. Sie stellt auch die Notwendigkeit einer weiteren Zufahrt zum Sportplatz in Frage: „Die Kinder gehen doch dorthin, um sich zu bewegen“, statt von Eltern chauffiert zu werden.

Komplexes Vorhaben

Und wenn schon, dann könne eine Zufahrt auch über den Feldweg vom Dottenfelderhof her entstehen. Das vermeide Kosten und diene dem Umweltschutz. Überflüssig sei auch der Vorschlag, einen Spielplatz an der neuen Niddaradwegtrasse zu schaffen. Es gebe schon einen am Sportplatz, der könne ausgebaut werden.

Der Dortelweiler Ortsvorsteher Herbert Anders (CDU) betont, die Vorschläge von CDU und FDP hätten im Ortsbeirat eine einstimmige Unterstützung erhalten und liegen nun dem Magistrat zur Prüfung vor. Durch den neu asphaltierten Niddaradweg von Bad Vilbel kommend über eine neue Brücke in Verlängerung der Königsberger Straße solle der parkähnlichen Bereich im Niddabogen in Dortelweil für Fußgänger als störungsfreies Erholungsgebiet erhalten bleiben.

Mit der Erweiterung des Bahnviadukts entstehe eine zweite Zufahrt für den östlich gelegenen Ortsteil von Dortelweil für Notfälle (Feuerwehr, Rettungsfahrzeuge). Und das erweiterte Bahnviadukt mit dem Ausbau der neuen Brücke als Autobrücke und zweite Zufahrt zum Sportplatz entlaste den alten Ortskern. „Da das gesamte Thema sehr komplex ist, viele Abhängigkeiten beinhaltet und auch sehr viele Beteiligte ins Boot genommen werden müssen, wird die Prüfung des Gesamtkomplexes noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, sagt Anders.

Bislang sei das Vorhaben erst ein Antrag des Ortsbeirats, den er prüfen lasse, erläutert der neue Erste Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU). Das Vorhaben sei „im ersten Stadium“.

Die Feuerwehr habe schon signalisiert, dass die jetzige Brückendurchfahrt von 2,80 Meter Höhe für Einsatzfahrzeuge auf 3,80 Meter erhöht werden müsse, berichtet Wysocki. Ein Gutachten solle nun klären, welche Steigung zum Flussniveau möglich sei. Auch die Frage, wie der stark frequentierte Uferweg gekreuzt werden könne, „nehmen wir sehr ernst“. Weil die Bahn beim Ausbau nur die Verbreiterung auf vier Gleise zahle, müsse die Stadt eine breitere Unterführung des Tunnels selbst finanzieren. Allerdings stocke der S-Bahn-Ausbau, es gebe noch keine Planfeststellung für den zweiten Abschnitt, aber für den ersten bis zum Nordbahnhof seit 2004 – und da werde noch nicht gebaut, sagt Wysocki.

Grundsätzlich finde er die neuen Pläne gut, betont der Erste Stadtrat. Dabei zerstreut er zwei wesentliche Bedenken der Anwohner. Die zweite Zufahrt über die neue Brücke führe nicht zum alten Ortskern, sondern zu einem ebenfalls neu zu bauenden Parkplatz auf der Rückseite des Sportplatzes.

„Das wird nicht durchgängig“, betont Wysocki, es sei lediglich eine zweite Zufahrt aus Richtung Bad Vilbel. Auch die bestehende Gasse am Bahndamm solle nicht als Verbindung ausgebaut, sondern lediglich wegen der Gleiserweiterung um zwölf bis 14 Meter auf die andere Seite des Bahndamms verlegt werden.

Ortsbeirat tagt zum Brückenbau


Derzeit könne er „keine belastbaren Aussagen“ über die künftige Gestaltung der Wege treffen, betont Stadtrat Sebastian Wysocki. Allerdings wolle er den Stand der Prüfungen in der nächsten Sitzung des Dortelweiler Ortsbeirats auch den Anwohnern vorstellen. Sie beginnt am Mittwoch, 7. September, 19 Uhr im Kulturforum. (dd)