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Tanz in den Mai abgesagt-Verein Kulturscheune kann Veranstaltung nicht stemmen • städtische Auflagen unerfüllbar

Karben. Am Nachmittag kommen die Ersten. Auf Decken setzen sie sich auf die Wiese hinter der Kulturscheune des Jugendkulturzentrums Jukuz am Selzerbrunnenhof. Es wird gelacht, der erste Grill angeheizt. Getränke und Grillgut bringt jeder selbst mit. An der Theke werden Bier und Softdrinks ausgeschenkt. Während die Sonne untergeht, tanzen einige rund ums Lagerfeuer zur Musik.

Seit Jahren feiern junge Karbener am 30. April mit einem großen Picknick in den Mai hinein. Sie sind 20 bis 30 Jahre alt, in den frühen Abendstunden kommen viele junge Familien. 250 Menschen feierten jedes Jahr mit, und das schon seit zig Jahren, obwohl nie offiziell eingeladen wurde. „Ich glaube, das war einst aus einer Feier eines Abijahrgangs entstanden“, erklärt Hans Christian Arlt, Vizechef des Vereins Kulturscheune Karben (KSK).

Der Verein hatte die Veranstaltung 2010 übernommen, als sie den privaten Organisatoren über den Kopf wuchs. Nun aber kommt KSK die Örtlichkeit fürs Feiern abhanden. Denn die Stadt hat ein striktes Verbot von hartem Alkohol auf ihrem Gelände erlassen. Bloß Bier und Wein sind weiterhin gestattet.

Hartem Alkohol die rote Karte zu zeigen, halten zwar auch die KSKler für grundsätzlich richtig. Doch könnten sie das gegenüber Erwachsenen, die teils älter als sie selbst seien, schlecht durchsetzen, erklärt Reifschneider. Also sei der Einsatz eines privaten Sicherheitsdienstes nötig – unbezahlbar für den KSK. „Das würde auch das offene Flair zerstören“, sagt Arlt.

Nachdem sich auf die Schnelle keine andere Örtlichkeit mit Wiese, Stromanschluss, Theke und Toiletten fand, ziehen die KSKler die Notbremse: Kein Tanz in den Mai.

Bürgermeister Rahn bittet um Verständnis für das strikte Verbot: „Wir sind da gebrannte Kinder.“

Das Verständnis hält sich bei KSK in Grenzen, weil die Stadt das Alkoholverbot so kategorisch ausspricht. Nun müssten die „braven“, erwachsenen Besucher einer Veranstaltung darunter leiden, dass es andernorts Exzesse unter Jugendlichen gab. „Das hat nichts miteinander zu tun“, sagt Reifschneider.

Im Gegenteil: Beim Tanz in den Mai seien die soziale Kontrolle und die der Vereinsaktiven gegeben, um solche Auswüchse zu verhindern. „Ein solches Verbot wird nicht verhindern, dass auch weiterhin Einzelne über die Stränge schlagen“, schätzt der KSK-Vorsitzende. Besser hülfe, wenn die Stadt ihre präventive Jugendarbeit verstärke.

Dass Alkoholexzesse kein spezifisches Karbener Problem seien, räumt Rahn ein. Doch dürfe die Stadt die Entwicklung nicht auch noch fördern, indem sie die jungen Leute gewähren lasse. Seit einigen Monaten gebe es immer mehr Beschwerden von Anwohnern über nächtliche, laute Zusammenkünfte junger Leute, wo stets harte Alkoholika wie Wodka-Mixgetränke im Spiel gewesen seien, sagt Rahn.

Das zeige, dass das Verbot nun die Falschen treffe, findet Eric Reifschneider: „Beim Tanz in den Mai hat es in den vergangenen Jahren keine Beschwerden gegeben.“ Der Verein habe die Vorgaben strikt eingehalten: Den Alkoholkonsum Minderjähriger penibel im Blick behalten, ab 22 Uhr Musik nur noch in Zimmerlautstärke gespielt.