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Terminal für Kinder – Fraport-Tochter siegt: Parlament vergibt den Betrieb an Zweitbietenden

Die Fraport-Tochter „Terminal for Kids“ übernimmt den Betrieb der neuen Kita in der Luisenthaler Straße.

Karben. Die Bauarbeiten am Gebäude der neuen Kita in Karbens Stadtmitte samt der vier seniorengerechten Wohnungen darüber kommen gut voran. Was die Kita betrifft, sah es bis vor einer Woche noch nach einer klaren Entscheidung aus: Der Nürnberger Betreiber Kinderzentrum Kunterbunt hatte das günstigste Angebot abgegeben und die Regierung von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) schlug sie als künftigen Betreiber der Kita vor.

Dann aber schaute sich eine Delegation aus vier Stadtverordneten von CDU, SPD und Grünen eine Kunterbunt-Kita in Mainz an – und in Wiesbaden eine Kita der gemeinnützigen Fraport-Tochterfirma „Terminal for Kids“ (TfK), die das zweitbeste Angebot abgegeben hatte. Über Fraktionsgrenzen hinweg sind sich die Politiker danach einig: „Wir bevorzugen das ,Terminal for Kids‘“, berichtet Ingrid Lenz (CDU), die Vorsitzende des Sozialausschusses. „Die ,Terminal‘-Einrichtung machte einen liebevollen und professionelleren Eindruck“, stimmt ihr Rainer Knak (Grüne) zu. Beim Kinderzentrum Kunterbunt würden auch Kinderpfleger eingesetzt, nicht nur Erzieher. Das Klima in den Kitas mache die Entscheidung eindeutig: „Wir dürfen nicht nur die nackten Zahlen sehen“, findet Knak, „denn die Kinder bleiben ja den ganzen Tag dort in der Obhut.“

Genau bei den Zahlen liegt der Haken: Hätte „Kunterbunt“ die Kita betrieben, müsste die Stadt jährlich 215 000 Euro zuschießen, errechnete die Stadt. Für die Fraport-Tochter dagegen kalkulierte sie mit einen Zuschuss von 326 000 Euro. Nachdem die Empfehlung der Sozialpolitiker klar war, verhandelte Rahn noch einmal nach.

Nun kalkuliert er für das „Terminal“ mit 250 000 Euro Zuschussbedarf – gepaart damit, dass die Stadt die Ausstattung für die Kita zahle. Diese könne sie aber nach 22 Monaten Vertragslaufzeit behalten, sollte die Stadt dann den Betrieb der Kita übernehmen. Denn: „Selbst betreiben könnte etwas günstiger werden“, so Rahn.

Das aber mag das Parlament nicht: „Das ,Terminal for Kids‘ erweitert das Kita-Angebot in der Stadt“, findet Felix Friedrich (CDU). Damit hätten die Eltern einen weiteren Betreiber zu Auswahl. Somit bleiben 10 000 Euro Deckungslücke, die nun die Eltern tragen sollen. Zwar werden nach dem Beschluss des Parlaments in der neuen Kita die üblichen Gebührensätze aller städtischen Kitas gelten. Doch soll ein Zuschlag erhoben werden, um die Mehrkosten zu decken. Über die Standardgebühr hinausgehende Tarife verlangen bereits das Montessori-Kinderhaus und der Waldkindergarten Matsche Pampe, beide in Klein-Karben.

Der Zuschlag für die neue Kita soll wie die Gebühren nach Einkommen gestaffelt werden. Wie hoch er ausfällt, wollen die Stadtverordneten in den nächsten Wochen bestimmen. Diesem Kompromissvorschlag von SPD-Fraktionschef Thomas Görlich folgten die Volksvertreter einstimmig – fast. Einzig Alexandra Hinkel (Linke) stimmt gegen die Vergabe. „Die Bildung von Kindern ist eine öffentliche Aufgabe, aber der Betreiber macht ein Geschäft damit und die Stadt spart auch noch“, schimpft sie. „Terminal for Kids“ sei nicht an Tariflöhne gebunden, was zulasten der Beschäftigten gehe.

Kopfschüttelnd senkt Bürgermeister Rahn dabei den Kopf. Hinkels Sitznachbar Rainer Knak widerspricht den Behauptungen der Linken-Frau: „Die Mitarbeiter werden nach Tarif bezahlt“, sagt er. „Sonst würden wir nicht zustimmen.“ Die Stadt spare auch nichts. Genau deswegen hatten die Parlamentarier ja so lange um ihre Entscheidung gerungen. (den)