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VdK – seit Jahren mit stetem Zuwachs

Den Ehrenbrief für ihr langjähriges Engagement erhielt Margot Ehmann aus den Händen des hessischen VdK-Landesvorsitzenden Paul Weimann. In der Mitte mit Blumen der VdK Ortsvorsitzende Hans-Joachim Prassel. Foto: Niehoff
Den Ehrenbrief für ihr langjähriges Engagement erhielt Margot Ehmann aus den Händen des hessischen VdK-Landesvorsitzenden Paul Weimann. In der Mitte mit Blumen der VdK Ortsvorsitzende Hans-Joachim Prassel. Foto: Niehoff

Bad Vilbel. 75 Jahre Sozialverband VdK Bad Vilbel – wenn das kein Grund zum Feiern ist. Und so hatte der Ortsverband zur Geburtstagsfeier in das Dorint-Hotel eingeladen.
Für diesen Ort zum Feiern gab es eine plausible Begründung: »In Bad Vilbel gibt es kaum noch größere Tagungsorte, die barrierefrei zu erreichen sind«, meinte der Ortsverbandsvorsitzende Hans-Joachim Prassel, selbst auf den Rollstuhl angewiesen, deshalb auch gleich zu Beginn der Veranstaltung.
Auch die Größe des Saals war durchaus gerechtfertigt, denn von den derzeit 571 Mitgliedern des Ortsverbandes waren 110 zu dem Jubiläumstreffen gekommen. Diese Zahlen nahm Prassel auch sogleich in seiner Begrüßungsrede auf. »Seit einigen Jahren ist ein steter Mitgliederzuwachs zu beobachten. Immerhin 22,7 Prozent in den letzten vier Jahren«, freute er sich. Dies zeige vor allem, dass der Sozialverband auch heute noch vor Ort gebraucht werde und dass er für immer mehr Menschen Stütze und Halt zugleich sei.
»Nächstenpflege«
Schon zu Zeiten der Gründung des Ortsverbandes 1947 sei es um die Sicherung des Existenzminimums der Kriegsopfer und Hinterbliebenen gegangen. Zwischenzeitlich hätten sich zwar die Gründe, die Daten und Namen geändert, doch viele der Probleme und Sorgen von damals seien wieder aktuell, »denn wir stehen erneut sozial und gesellschaftlich vor großen Herausforderungen«, erläuterte Prassel. Näher auf diese Probleme ging dann anschließend nach einem kurzen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des VdK der Landesvorsitzende Paul Weimann ein.
Als Selbsthilfeorganisation der Kriegsopfer sei der VdK-Landesverband Hessen bereits 1946 von Abraham Sauer gegründet worden, habe dann aber im Lauf der Jahre einen tiefgreifenden Wandel vollzogen. Sozialpolitische Einflussnahme, eine große Angebotspalette rund um die Themen Sozialrecht, Rente, Gesundheit und Behinderung und gelebte Solidarität im Ehrenamt bildeten heute das Fundament einer starken Gemeinschaft, erinnerte Weimann. Deshalb stünden heute auch die Beratungen in Fragen der Sozialleistungen, der Barrierefreiheit, der Nachlassregelung oder der Pflege im Mittelpunkt.
Gefragt sei aber immer mehr die Unterstützung schwerbehinderter Arbeitnehmer bis zu Dienstleistungen für ältere Menschen oder Menschen mit Hilfebedarf. Rund 80 Prozent der über vier Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland würden mittlerweile zu Hause betreut, die meisten ohne Unterstützung durch professionelle Pflegekräfte. Der Grund: Für viele seien Heime mit monatlichen Kosten zwischen 3500 bis 4000 Euro kaum noch zu stemmen. Deshalb verleihe der VdK mit der aktuellen Kampagne unter dem Motto »Nächstenpflege« den Betroffenen – den Pflegebedürftigen und den Pflegenden – eine vernehmbare Stimme.
Massive Kritik am
Hilfspaket der Regierung

Seinen Nächsten daheim zu pflegen, bringe nämlich viele oft an die eigenen Grenzen – körperlich, seelisch und finanziell. Deshalb fordert der VdK nach den Worten Weimanns, dass die Politik Pflegenden mehr Unterstützungsangebote, mehr Zeit zum Pflegen ohne finanzielle Sorgen und mehr Rente ermöglicht.
Derzeit gehören dem VdK 286 000 Mitglieder in Hessen und Thüringen an. Auf Bundesebene sind es 2,1 Millionen Mitglieder. Und angesichts der demografischen Entwicklung – die Bevölkerung wird immer älter – würde auch die Mitgliederzahl immer schneller anwachsen. Deshalb sei die Stimme des VdK auf kommunaler, Landes- und Bundesebene kaum noch zu überhören. So sei beispielsweise aufgrund der massiven Kritik des VdK das erste Hilfspaket der Bundesregierung vor Kurzem nachgebessert worden, weil in der ursprünglichen Fassung die Rentner und Studenten nicht berücksichtigt worden waren.
Von Jürgen W. Niehoff