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Verdichtung befürchtet

Quellenpark-Anwohner fühlen sich verschaukelt – Wohnungsbau am Dortelweiler Friedhof

Die Bewohner der neuen Bücher-Häuser im Quellenpark machten ihrem Ärger Luft. Sie wollen eine Neuplanung ihres Wohngebiets nicht einfach so hinnehmen, fühlen sich nach dem Kauf ihrer Wohnungen hinters Licht geführt.

 

Bad Vilbel. Viele der Gesichter im Bauausschuss sah man wohl zum ersten Mal als Besucher in einem politischen Gremium in Bad Vilbel. Denn der größte Teil der Gästestühle war von Anwohnern der neuen Bücher-Gebäude im Quellenpark besetzt. „Man will bei uns nachverdichten“, sagte ein Bewohner. Doch das ist bei Weitem nicht das Einzige, was die Neu-Vilbeler stört. 330 statt 300 Wohnungen sollen nun auf dem Areal entstehen. Möglich wird das, weil die Baufenster für das Areal neu geordnet werden, so dass Investor Dietmar Bücher nun die ihm bereits von Anfang an zugesicherte Bebauungsdichte ausfüllen kann.

Schutz vor Bahnlärm

Dazu gehört auch ein Riegelbau, der die Häuser Richtung Westen vor Bahnlärm schützen soll. Doch auch hier gibt es nicht nur von Anwohnern, sondern auch von Mitgliedern des Gremiums Fragen. Denn eigentlich war Bücher dazu verpflichtet, eine sieben Meter hohe Schallschutzwand zu errichten. Darauf kann er nun verzichten, weil er seine Häuser mit dem nötigen passiven Schallschutz ausgestattet hat.

Die Bahn allerdings muss eine Schallschutzwand bauen. „Und die wird auch 2019 kommen“, erläuterte der Erste Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) auf Nachfrage. Denn diese Schallschutzwand gehöre zur ersten Ausbaustufe der Main-Weser-Bahn zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel, nicht zur nächsten Stufe in Richtung Friedberg. Die Bürger hörten zu, hatten aber kein Rederecht. Ausschussvorsitzender Jens Völker (CDU) ging deswegen einen außergewöhnlichen Weg: Er ging auf ein Schreiben der Anwohner ein. Es sei bei Weitem nicht so – wie von den Bürgern formuliert –, dass sich die ehrenamtlichen Politiker kein Bild von der Situation im Quellenpark machten. Zweiter Vorwurf: Die Politiker würden eher die Interessen Büchers und nicht die der Bürger vertreten. Bücher und sein Team hätten beim Verkauf der Wohnungen andere Informationen gegeben, deswegen fühle man sich nun getäuscht. Völker wies die Bürger darauf hin, dass ihre Bedenken im weiteren Verfahren erörtert und auch beantwortet würden.

Genug Licht und Luft

Völker verlas anschließend Fragen, die die Anwohner im weiteren Schreiben gestellt hatten, und ließ sie von den Planungsexperten beantworten. So werde es weiterhin den bereits festgesetzten Abstand zwischen den Häusern geben, antwortet Stefanie Horn von der ROB-Planergruppe. Auch würden die Häuser nicht eingekesselt, es gebe genug Licht und Luft für alle Gebäude und ihre Bewohner.

Doch eine Frage brannte nicht nur den Anwohnern unter den Nägeln, sondern auch den Ausschussmitgliedern. Denn bis zum Bau der Lärmschutzwand durch die Bahn gebe es ein besonderes Gefahrenpotenzial für Kinder. Ein kleiner Spielplatz vor den Häusern sei bislang nicht durch eine Barriere von den ebenerdigen Bahngleisen abgetrennt. Kinder könnten hier also nur unter permanenter Aufsicht der Eltern spielen, um das Laufen auf die Gleise auszuschließen.

Es sei zwar Angelegenheit von Bücher als Eigentümer des Geländes, hier für eine ausreichende Sicherheit zu sorgen, antwortete Wysocki. Doch bereits am nächsten Tag hatte er eine Mail an Bücher geschrieben und darin um Beseitigung dieser Gefahr gebeten.

Gescheitert sind indes die Grünen mit einem Antrag, bei der Neuplanung zehn Sozialwohnungen festzuschreiben. Das allerdings bezeichnet Andreas Cleve (CDU) als „unredlich“, denn Bücher habe das Areal ohne diese Auflage gekauft. Nur weil man ihm jetzt zugestehe, die bereits von Anfang an festgelegte Bebauungsdichte auch erfüllen zu können, könne man ihn nicht dazu zwingen, nun auch Sozialwohnungen einzuplanen. Für den Antrag stimmten letztlich nur die Grünen selbst und die SPD. Die Bebauungsplanänderung wurde bei Enthaltung der SPD einstimmig angenommen.

Ebenfalls einstimmig angenommen wurden die Planungen für Wohnungen für Gering- und Mittelverdiener im Lehnfurther Weg am Dortelweiler Friedhof. Der frühere Wetterauer Kreisbeigeordnete Ottmar Lich stellte das Projekt vor. Etwa 24 Wohnungen sollen entstehen, ein großer Teil mit Sozialbindung. Es wird keinen Riegelbau, sondern mehrere Gebäude nebeneinander geben.

Wie Wysocki ausführte, habe die Genossenschaft für Bauen und Wohnen (GBW) großes Interesse den Bauauftrag zu erhalten. Für jede Wohnung ohne Sozialbindung im neuen Gebäude sollen dann insgesamt mehr Wohnungen aus dem Altbestand der GBW an anderen Stellen der Stadt wieder in die Sozialbindung aufgenommen werden. Die Stadt will außerdem ein Belegungsrecht für einen Teil der Wohnungen, um anerkannte Flüchtlinge, aber auch Erzieherinnen oder Feuerwehrmänner mit Wohnförderungsanspruch unterzubringen. Die Planungen gehen nun in die Offenlage, so dass Bürger Einwände abgeben können.