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Vil-Tour auf zwei Rädern

Teilnehmer des Fahrradkorsos vom Ritterweiher durch die Stadt bis zum Marktplatz am Alten Rathaus. Foto: Fauerbach
Teilnehmer des Fahrradkorsos vom Ritterweiher durch die Stadt bis zum Marktplatz am Alten Rathaus. Foto: Fauerbach

Fahrrad-Korso für die Verkehrswende

Bad Vilbel. Der Fahrrad-Aktionstag des ADFC zum Start des Volksbegehrens »Verkehrswende in Hessen« war seit vielen Jahren die erste verkehrspolitische Demonstration in Bad Vilbel. 70 Radfahrerinnen und Radfahrer warben bei der Tour fürs Umdenken in der Verkehrspolitik.

Erst hörte man sie, dann sah man sie, die 70 Teilnehmer des Fahrradkorso durch die Vilbeler Innenstadt. Die Radlerinnen und Radler traten beim vom Ortsverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) organisierten Fahrrad-Aktionstag kräftig in die Pedale, um der Forderung nach einer Verkehrswende in Hessen und speziell in Bad Vilbel Ausdruck zu verleihen. Gestartet war die Gruppe, die von Polizei und Ordnungspolizei durch den Einkaufsverkehr am Samstag geleitet wurde, zu ihrer »Vil-Tour« mit dem Rad am Ritterweiher. Von dort führte ihr Weg sie durch die Siesmayer-, Frankfurter-, Park-, Kasseler-, Friedberger-, Büdinger, Gießener- und Schulstraße zum Marktplatz am Alten Rathaus. Dort fanden Abschlusskundgebung und Unterschriftenaktion statt.

»Wir möchten, dass bei der Verkehrsplanung Fußgänger, Radfahrer und öffentlicher Personennahverkehr eine höhere Priorität eingeräumt wird und der Klimaschutz eine große Rolle spielt«, sagte Jochen Waiblinger, verkehrspolitischer Sprecher des mehr als 400 Mitglieder starken ADFC Bad Vilbel. Er betonte, dass in der Quellenstadt schon einiges erreicht wurde. Dazu gehörte die Freigabe entgegen der Fahrtrichtung von Einbahnstraßen für Radfahrer mit einem Zusatzschild, der Bau neuer Radwege wie an der Nidda oder der Streifen für Radler auf der rechten Seite der Frankfurter Straße den Schöllberg hoch. »Runter gibt es leider keinen«, bedauert Waiblinger. Es bewege sich in Bad Vilbel etwas, weil der Erste Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) dem Radverkehr gegenüber positiv aufgeschlossen sei, sagte Waiblinger.

Bald lange Sperrung am Nidda-Radweg
Ab Oktober werde der Niddaradweg zweiseitig ab der Kasseler Straße bis zum Freibad für zweieinhalb bis drei Jahre gesperrt. »Der ADFC möchte bei der Umleitungsplanung gehört werden. Bei Baustellen wird häufig nur an die Belange von Autofahrern gedacht.« Waiblinger freute sich über die große Beteiligung aus vielen Altersgruppen an der ersten verkehrspolitische Demonstration in der Quellenstadt seit 20 Jahren.

Richtig sei zwar die Aussage von Verkehrsminister Tarek Al-Wazir, dass kein Radweg am Geld scheitern werde, aber »die Radwege scheitern an bürokratischen und verfahrenstechnischen Hindernissen. Probleme und Gutachten werden sequenziell abgearbeitet und nicht parallel.« Werde bei diesem Vorgehen ein Radweg innerhalb von fünf Jahren gebaut, dann sei das schnell. »Der fahrradfreundlichen Ausbau des sogenannten Pappelwegs, der Verbindung zwischen Alt-Dortelweil und dem Industriegebiet Karben, dauerte mehr als 20 Jahre.« Wulfhard Bäumlein, der vor 30 Jahren den ADFC-Ortsverband Bad Vilbel mitgründete, sagte: »Wenn an Verkehr gedacht wird, wird nur ans Auto gedacht. Radfahrer sind nicht die besseren Menschen, haben aber das bessere Verkehrsmittel.«
Er warb dafür, dass die Strecke zwischen Dortelweil und dem Heilsberg durchgehend mit einem Radverkehrsstreifen ausgestattet wird. Das Gleiche gelte für die B 521 zwischen Bad Vilbel und Bergen-Enkheim und die K 247 zwischen Gronau und Rendel. Dort mit dem Rad zu fahren sei extrem gefährlich. »Radfahrer und Fußgänger wie auch ÖPNV-Nutzer sind keine potenziellen Empfänger einer irgendwie gearteten besonderen Huld des Magistrats, sondern sie leisten mit ihrem Mobilitätsverhalten einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung unserer Lebensgrundlagen.«

Plädoyer für sicherere Radwege
Oberstufenschülerin Charlotte Rickert forderte, dass »Fahrradwege für Schüler sicherer gemacht werden.« Wer während der Sperrung der Wiesengasse mit dem Rad durch die Innenstadt zur Schule gefahren sei, musste um sicher anzukommen, illegal auf den Gehwegen fahren. Die Schüler wünschten sich den Bau eines Radweges auf der Frankfurter Straße oder die Freigabe gegen die Fahrtrichtung, um die Radverkehrsführung zwischen dem Schulzentrum und der Innenstadt zu optimieren. Mit dem Fahrrad-Aktionstag wollten die Organisatoren der Forderung nach einer Verkehrswende auch in Bad Vilbel Ausdruck verleihen. Radfahrer würden in der Stadt noch immer nicht als gleichberechtigte Gruppe im öffentlichen Verkehrsraum behandelt.
Viele Teilnehmer der Tour unterstützten mit ihrer Unterschrift das Anliegen des ADFC-Hessen, ein Volksbegehrens für ein Verkehrswendegesetz zu initiieren. Dieses Gesetz soll eine deutliche Beschleunigung der Planung und Durchführung infrastruktureller Maßnahmen bewirken.

GBG-Schülerin Charlotte Rickert (links) schildert die Herausforderungen vor denen Schüler stehen, die sicher mit dem Rad zur Schule und wieder zurück nach Hause fahren wollen. Zehntklässlerin Lola Halm hört aufmerksam zu. Foto: Fauerbach

 

Viele Teilnehmer und Passanten unterstützen mit ihrer Unterschrift den Antrag auf Zulassung eines Volksbegehrens Verkehrswende in Hessen.