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Vogelbrut nicht stören-Schutzgebiet im Bereich zwischen Roggau und Ilbenstadt sollte derzeit nicht betreten werden.

Karben. „Es ist ganz unglaublich, was hier derzeit ornithologisch abgeht.“ Gottfried Lehr vom Bad Vilbeler Büro für Gewässerökologie steht in den Niederwiesen zwischen Burg-Gräfenrode und Ilbenstadt und ist völlig aus dem Häuschen. „Das hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen.“

Der „Nidda-Papst“ und Vater der Renaturierung des Flusses zeigt stolz in Richtung der beiden Weißstörche, die es sich auf dem Horst gemütlich gemacht haben. „Bis zu 30 neue Vogelarten haben sich eingenistet“, sagt Lehr. Wo vor wenigen Jahren noch die Bagger rollten, den Damm zwischen den wiederbewässerten Auen und dem Ilbenstädter Neubaugebiet anlegten, hat sich die Tierwelt das Gebiet zurückerobert.

Viele Wetterauer wollen ihre Störche besuchen und aus nächster Nähe sehen. „Derzeit haben wir Schilder für ein Betretungsverbot vom 15. März bis 30. Juni aufgestellt. Natürlich wollen wir niemanden damit ärgern, nur die Vögel schützen und beim Brüten nicht stören“, sagt Peter Hünner von der Unteren Naturschutzbehörde des Wetteraukreises.

Deshalb bittet der Ökologe Interessierte – ganz besonders Reiter und Hundehalter – dies zu respektieren. „Wir wollen die Menschen nicht ausschließen“, betont Patrick Steinmetz von der Hessischen Ökoagentur, „aber Kiebitze brüten beispielsweise auf dem Boden“, erklärt er. „Seit 2010 werden offizielle Wege für Besucher ausgewiesen und Beobachtungsplätze eingerichtet, an denen die Leute auch picknicken können.“

Die Devise sei es, die Menschen am Naturschauspiel teilhaben zu lassen, sie aber zu lenken, sie aus dem Kern des Geschehens herauszuhalten. Dass die Ökologen dabei weder Zwei- noch Vierbeiner diskriminieren wollen, beweist ein eigens für Hunde eingerichteter Planschplatz an der Nidda.

Den Erfolg des Landesmodellprojekts beweisen nicht nur die Störche, sondern auch zahlreiche Kiebitze, Löffelenten, Lachmöven und Graureiher und seltenere Vogelarten wie Brachvögel, Grünschenkel oder Rotmilane. Von Fröschen, Libellen und Amphibien ganz abgesehen. Auch auf der gegenüberliegenden Seite der Nidda, in der Okärber Gemarkung Südlicher Försterwald gilt das Betretungsverbot. Insgesamt werden 500 Hektar Fläche in der Wetterau auf diese Weise geschützt. (ssp)