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Von alten Quellen, Brunnenfegern und – Sozialdemokraten luden wieder zur Gemarkungswanderung in Groß-Karben ein

Karben. In Karben gab es einst vier Mineralbrunnen. Der bedeutendste war der Selzerbrunnen, gelegen zwischen Groß-Karben, Kloppenheim und Okarben. Möglicherweise wurde er bereits von den Römern genutzt. Schriftlich nachgewiesen ist die Existenz des Brunnens seit 1331. Der zweitwichtigste Brunnen ist die Ludwigsquelle zwischen Okarben und Burg-Gräfenrode. Der so genannte eisenfreie Säuerling wurde erstmals 1390 erwähnt.

Diese Details verriet Ehrenstadtrat Hans Puchtinger (SPD) bei einer Gemarkungswanderung mit einem Dutzend interessierter Teilnehmer. Schon als Kind nutzte Puchtinger mit seiner Großmutter den Brunnen, um sauberes Wasser abzuzapfen. Er selbst, ein „waschechter Groß-Karbener“, nennt den Ludwigsbrunnen nur „Sauerborn“.

Seit 1970 ist der Brunnen im Besitz der Stadt Karben, die eine parkähnliche Anlage errichtete. Der wirtschaftliche Nutzen des Brunnens war früher gering, da er keine ausreichende Schüttung bot. Für das soziale Leben spielte die Quelle jedoch eine besondere Rolle, wie aus einem jahrhundertealten Bericht zu entnehmen ist, den Puchtinger verlas. Demnach gab es einen Brunnenfeger, der mit einem Seil um die Schultern gewickelt den Schacht hinab kletterte, und den unerwünschten Schlamm aus der Tiefe heraufschmiss. Diese Aktion wurde von den Karbenern mit schallendem Gelächter und Gesang begrüßt. Am Ende der Brunnenreinigung gab es rund 160 Liter Freibier. Um zu verdeutlichen, welche Bedeutung der Brunnen für die Ansässigen hatte, durfte bei der Besichtigung jeder einmal von dem stark salzigen Wasser probieren. „Ein gutes Stöffchen“, scherzte Thomas Görlich, und stieß mit Hans Puchtinger auf das Wasser an. Von „gewöhnungsbedürftig“ bis „wohlschmeckend“ variierten die Meinungen der Teilnehmer.

Die Gruppe marschierte weiter Richtung des „Einsiedels“ an der Nidda. Erläutert wurden dort das Hochwasserschutzprojekt und die Renaturierung der Nidda. „Die Kosten für den Hochwasserschutz liegen bei rund einer Million Euro“, informierte der Ehrenstadtrat. Weiter führte der Weg über Burg-Gräfenrode nach Groß-Karben bis zu einer Jagdhütte, an der es einen zünftigen Imbiss gab. (sdr)