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WAS sorgt für Wirbel

Wahlalternative treibt etablierten Parteien Sorgenfalten auf die Stirn

Das eigentliche Büdesheimer Schloss (Herrenhaus) liegt ihm genau gegenüber und ist inzwischen vollrenoviert zu sehr teuren Eigentumswohnungen verkauft. Um die Zukunft des alten Schlosses wird noch gestritten. Foto: Niehoff
Das eigentliche Büdesheimer Schloss (Herrenhaus) liegt ihm genau gegenüber und ist inzwischen vollrenoviert zu sehr teuren Eigentumswohnungen verkauft. Um die Zukunft des alten Schlosses wird noch gestritten. Foto: Niehoff

Die Wähler haben bei der Kommunalwahl am Sonntag die politische Szene in Schöneck kräftig durcheinander gewirbelt. Und zwar so stark, dass sogar eine große Koalition aus SPD und CDU in Gefahr schien.

Schöneck. „Ich hoffe, dass die wenigen Stimmen, die entweder der SPD oder der CDU fehlen, um die Zusammenarbeit fortsetzen zu können, beim Auszählen der restlichen Stimmen doch noch zustande kommen“, zeigt sich der CDU-Ortsverbandsvorsitzende Konrad Jung am Sonntagabend optimistisch. Bei der Kommunalwahl im Jahr 2011 habe es eine ähnliche Situation gegeben, als es auf wenige Stimmen angekommen sei. Und da habe sich gezeigt, dass das Panaschieren und Kumulieren hauptsächlich von den Wählern der großen Parteien ausgeübt werde.

Die CDU habe jedenfalls bei der vorigen Kommunalwahl nach Auszählung aller Stimmzettel ein um fast zwei Prozent besseres Wahlergebnis gehabt als nach der ersten vorläufigen Zählung am Wahlabend. Sollte es jedoch für die Fortsetzung der bisherigen Zusammenarbeit mit der SPD nicht reichen, sieht Jung ein Problem auf Christ- und Sozialdemokraten zukommen. Denn dann bräuchten beide Parteien einen zusätzlichen Partner.

„Mit der WAS, der Wahlalternative Schöneck, geht das nicht, weil sie nur ein Thema hat, nämlich das Schloss. Weil es auch bei FDP und FWG einige Vorbehalte wegen ihrer Auftritte im Zusammenhang mit dem Schlossverkauf gibt, bleiben nur die Grünen“, zählt Jung auf. Bevor er sich deswegen aber mit seinen Parteifreunden auseinandersetzen werde, wolle er zunächst erst einmal das Endergebnis abwarten.

Kompromisse

Ähnlich sieht dies auch Bürgermeisterin Conny Rück (SPD). Sollte es zur großen Koalition nicht reichen, vermutet auch sie ein deutlich schwierigeres Arbeiten. „Unter dreien einen Kompromiss zu finden, ist immer mühsamer als unter zwei Partnern“, so Rück.

Es kommt noch eine weitere Schwierigkeit hinzu. Sowohl bei der SPD als auch bei den Grünen hören mit Walter Rauch (SPD) und Peter Zitier (Grüne) die alten Fahrensleute entweder ganz auf mit der Kommunalpolitik oder treten in die zweite Reihe zurück. Sie waren Kommunalpolitiker, denen es in erster Linie um das Wohl der Gemeinde und erst dann um die eigene Partei ging.

Doch am Sonntag blieben Rück und Jung optimistisch, dass die „inoffizielle“ Koalition von SPD und CDU Bestand haben wird.

Das möchte die WAS unter allen Umständen verhindern. „Natürlich stehen wir nicht als weiterer Koalitionspartner zur Verfügung“, betont der Spitzenkandidat der WAS, Gernot Zehner. „Wir wollen ja gerade die unsägliche Heimlichtuerei beenden hinter verschlossenen Türen mit den vielen Absprachen am Gemeindeparlament vorbei.“

Sicherlich sei die Auseinandersetzung um den Verkauf des Alten Büdesheimer Schlosses und die Bürgerinitiative zum Erhalt des Schlosses der Anstoß für die Gründung der WAS gewesen. Doch die WAS vertrete darüber hinaus auch weitere Ziele. Die WAS setze sich nämlich noch für die Verbesserung der Verkehrssituation, vor allem in Kilianstädten, ein wie für bezahlbaren Wohnraum und eine angemessene Flüchtlingsunterbringung in Schöneck.

„Integration auf der grünen Wiese funktioniert genauso wenig wie in einem Ghetto. Deshalb wünschen wir uns in Schöneck eine menschenwürdige Vorgehensweise“, so Zehner weiter. Darüber hinaus gehe es der WAS aber auch um die Zufriedenheit der Bürger. „Mit ihnen sollen die wichtigsten Themen vorab besprochen werden, anstatt ihnen wie bisher später nur die Ergebnisse zu präsentieren.“ Denn das Ergebnis vom Sonntag habe gezeigt, dass ein Großteil der Bevölkerung mit der gegenwärtigen Art, Politik zu machen, nicht einverstanden sei.

Während sich Zehners vier oder fünf Parteifreunde auf die Arbeit freuten, bereitet die neue Gruppe den alten „Hasen“ in der Gemeindevertretung zunächst einmal Sorgenfalten. „Einfacher wird das Arbeiten mit einer zusätzlichen Fraktion jedenfalls nicht“, ahnt Bürgermeisterin Rück.

Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis erreicht die CDU 24, 2 Prozent und damit neun Sitze. Die SPD kommt auf 29,3 % der Wählerstimmen und ist mit 11 Sitzen im Gemeindeparlament vertreten. Die Grünen wählten 11,3 Prozent (4 Sitze), die FDP 9,4 Prozent (4), die FWG 11,8 Prozent (4) und die WAS ist mit 13,9 Prozent der Wählerstimmen mit fünf Sitzen in die Gemeindevertretung eingezogen.