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Wieso die Umgehung schlummerte – SPD und CDU werfen sich gegenseitig Verzögerung vor

Karben. Eigentlich scheint alles in Butter, das Land hat grünes Licht für den Bau der Nordumgehung Groß-Karben gegeben. Nun zoffen sich CDU und SPD, weil die Planung so lange dauerte.

Nur in einem sind sich die politischen Kräfte einig: „Die Nordumgehung war über Jahrzehnte ein parteiübergreifendes Ziel in Karben“, sagt CDU-Chef Mario Beck. „Es wurde höchste Zeit, dass dieses Verfahren wenigstens formal ein Ende genommen hat“, erklärt SPD-Fraktionschef Thomas Görlich.

Da aber endet dann schon die Einigkeit. Denn statt zu feiern, weisen sich nun Schwarze und Rote gegenseitig die Schuld zu, weil das Genehmigungsverfahren für die 3,2 Kilometer lange Straße mehr als sieben Jahre lang dauerte. „Nach den Versprechungen der hier nach Karben angereisten CDU- und FDP-Minister hätten schon längst die Bagger anrollen müssen“, schimpft Görlich. Unter CDU- und FDP-Führung sei das Ende des Verfahrens im Wiesbadener Verkehrsministerium immer wieder verschoben worden.

Dass es lange nicht vorangegangen sei mit der Nordumgehung habe an der SPD in Karben gelegen, hält Mario Beck dagegen. In deren Regierungszeit habe es „Schlummerphasen“ in Sachen Umgehung gegeben, was Altbürgermeister Roland Schulz (SPD) selbst eingeräumt habe, erinnert der CDU-Chef. Die Koalition aus CDU, FW und FDP habe hingegen die Landesregierung erst auf das Karbener Verkehrsproblem aufmerksam gemacht. „Ein Durchbruch war unsere Veranstaltung mit dem damaligen Verkehrsminister Alois Rhiel im März 2006 in Karben.“ Der habe seinerzeit den Planfeststellungsbeschluss für die Jahre 2009/10 in Aussicht gestellt. „Was sich ja nun in letzter Minute auch bewahrheitet hat“, sagt Beck.

„Falsch“, widerspricht Ex-Stadtrat Jochen Schmitt (SPD). „Richtig ist, dass dies für 2008 zugesagt war und 2009/2010 längst die Bagger rollen sollten. Herr Beck verschaukelt die Bevölkerung.“ Dass das früher geschehe, habe sich die Koalition gewünscht, räumt Beck ein und greift die Genossen an.

„Wer regierte während der 37 quälend langen Jahre der Planung über 36 Jahre lang im Karbener Rathaus?“ Der jüngste Planfeststellungsbeschluss sei ein Meilenstein für Karben, den „auch wir uns früher gewünscht hätten“, sagt Beck. Immerhin habe Bürgermeister Guido Rahn (CDU) ihn nach neun Monaten Amtszeit in der Hand. „Dieser Erfolg“, findet Mario Beck, „lässt sich auch von der SPD nicht klein reden.“

Stattdessen verbinden die Genossen ihre Kritik an der Nordumgehung mit dem Hinweis, dass die Koalition den B 3-Weiterbau in weite Ferne gerückt habe. „Auch hier wurde viel versprochen“, sagt SPD-Verkehrspolitiker Helge Gottschalk, doch die Koalition habe den nächsten Planungsschritt verhindert. Zuletzt hatte Bürgermeister Rahn ein Überarbeiten der Umweltgutachten angekündigt, um den gordischen Knoten zu durchschlagen, weil sich Stadt und Bund bislang nicht auf eine Trasse einigen konnten. Deshalb giftet CDU-Chef Beck zurück: „Das dauernde Genörgel und Gejammer der SPD kann man langsam schon als nervendes Grundrauschen empfinden – sozusagen als Vuvuzela-Ton der Karbener Kommunalpolitik.“ (den)