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Wo sind die Äpfel? – Obst-Annahme bei Rapp’s: Ertrag lokal sehr unterschiedlich

Seit einigen Tagen nimmt die Karbener Kelterei Rapp’s Kelteräpfel an, die Ausbeute ist bis jetzt mau. Schuld war Frost im Frühjahr. Die Kelterer setzen nun auf viel Sonne in den nächsten Wochen.

Karben. Direkt bis zum Wiegehäuschen fährt Helmut Dworschak (71) mit seinem BMW vor. Der Hof der Karbener Kelterei Rapp’s ist menschenleer. In aller Ruhe holt der Rentner aus Nieder-Eschbach einen der blauen Lastkarren heran, hievt zwei volle und einen recht leeren Sack mit Äpfeln aus dem Kofferraum. Gerade als er soweit ist, kommt Rapp’s-Praktikant Robin Storm (18) um die Ecke und wiegt den Karren. „Sonst habe ich hier in der Schlange gestanden“, freut sich Helmut Dworschak über die schnelle Abfertigung.

Was den Rentner freut, beschert Praktikant Storm viel Wartezeit. Getränketechnologie will der Harheimer demnächst studieren. Die Stille auf dem Hof sei „ein bisschen erschreckend“, findet Vertriebsgeschäftsführer Volker Thoma von Rapp’s. Das Silo gähnt ihm fast leer entgegen. „Deprimierend.“

Dabei läuft seit Beginn der Woche die Annahme der Kelteräpfel bei Rapp’s. An den ersten Tagen kamen reichlich Privatleute und Landwirte und lieferten die knackigen Früchtchen. Doch danach ebbte der Strom ab, fast auf Null. „Bei einigen Bäumen hat wohl der Frost im Frühjahr die Blüten geschädigt“, erklärt Thoma. Das hätten ihm einige der Anlieferer berichtet.

Obst-Preise steigen

Auf dem Baumstück von Helmut Dworschak direkt am Ortsrand von Nieder-Eschbach dagegen sieht es anders aus: „Die Äste hängen voll, fast bis zum Herunterbrechen“, erklärt der Senior. Für Geschäftsführer Thoma kein Widerspruch: „Die Frostschäden sind regional sehr unterschiedlich stark, teilweise sogar lokal verschieden.“

Der Kelterer sieht den lauen Saisonstart gar positiv: Wenn die Äpfel länger an den Bäumen hängen, „können sie noch Sonne mitnehmen“, werden also süßer. Daher freut sich Rapp’s über spät angeliefertes Obst. So wird der Preis pro Doppelzentner wohl in einigen Wochen noch leicht angehoben. Einen ersten Kelterdurchgang hat Rapp’s gemacht, einige Tonnen Äpfel gepresst. Der schwache Start aber ängstigt den Chef dann doch nicht so sehr: „Wir erwarten eine gut durchschnittliche Ernte.“

Trotz der Frostschäden werde der Ertrag wohl höher liegen als erwartet: Weil Apfelbäume nur alle zwei Jahre gut tragen, hätte 2012 ein eher schlechtes Apfeljahr sein müssen. „Das wird es aber nicht, die Alternanz ist durchbrochen“, sagt Thoma.

Warten auf die Ernte

So viel wie die 1500 Tonnen Äpfel aus der Region im Vorjahr schätzt Rapp’s wieder zu erhalten. Fast doppelt so viel Äpfel werden beim Tochterbetrieb Höhl in Hochstadt erwartet. Damit ist gesichert, dass genug Rohware für alle Äbbelwoi- und regionalen Saftprodukte vorhanden ist und die Verkaufspreise wohl stabil bleiben.

Bis zu vier Millionen Liter können in der Karbener Kelterei steril und gekühlt bis zu zwei Jahre lang in riesigen Tanks gelagert werden. Genügt das nicht, könne der Schwesterbetrieb Kumpff aus Baden-Württemberg – wie Rapp’s ebenfalls eine Tochter von Hassia aus Bad Vilbel – aushelfen. „Dort gibt es dieses Jahr eine sehr, sehr gute Ernte“, freut sich Geschäftsführer Thoma.

84 Kilo zeigt die Waage an für die Äpfel von Helmut Dworschak. Weil nichts los ist, kommt Praktikant Storm aus seinem Waagenhäuschen heraus und hilft dem Senior, die Säcke zu öffnen und die Äpfel ins Silo zu schütten. Noch ein paar Mal, schätzt Dworschak, wird er Karben in den nächsten Wochen ansteuern. „Die anderen Annahmestellen haben ja alle in den letzten Jahren zugemacht.“ Trotz aller Mühe: Das Auflesen der Äpfel mag er nicht missen: Es halte fit.

„Es zahlt sich zwar nicht aus“, sagt Helmut Dworschak. Aber es sei ein Dienst für die Allgemeinheit: „Wer einen guten Apfelwein trinken will, muss auch ’was dafür tun.“ (den)