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Wo Windräder wachsen – Wegen anhaltender Kritik hatte die SPD auf den Galgenberg eingeladen

Schöneck. Großes Interesse am Baufortschritt der Windkraftanlagen auf dem Galgenberg zeigten am Sonntag über 100 Besucher. Nach erneuten Angriffen der Opposition in der jüngsten Gemeindevertretersitzung wegen der Errichtung der rund 180 Meter hohen Windräder war in der vergangenen SPD-Fraktionssitzung die Idee geboren worden, die Bürger vor Ort über den Stand der Baumaßnahmen zu informieren. Also luden die Genossen interessierte Bürger ein.

Trotz schlechten Wetters fanden sich weit über 100 Bürger auf dem Bauplatz zwischen dem bereits auf rund 35 Meter in die Höhe gewachsenen Turm und dem über 100 Meter hohen Spezialkran ein. Dort erklärte ihnen Gerd Morber, ein Mitarbeiter der planenden hessenENERGIE-Agentur, einem Unternehmen, das sich zwischenzeitlich im Besitz der Ovag befindet, die näheren Einzelheiten. Während vor nicht einmal 15 Jahren mit wesentlich kleineren Anlagen, die höchstens 250 Kilowatt Leistung erbrachten, gearbeitet wurde, kommen die neueren Windkraftanlagen im Durchschnitt auf eine Leistung von zwei Megawatt – also 2 000 Kilowatt in einer Stunde. Das läge, so Morber, zum einen an den geänderten Rahmenbedingungen für die Windenergienutzung, zum anderen aber auch an der erheblich verbesserten Anlagentechnik und der gewachsenen Leistungsgröße der Anlagen. Die degressive Gestaltung der Stromvergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zwinge zum Bau von Anlagen, die deutlich mehr als 100 Meter Nabenhöhe aufwiesen und über einen Rotordurchmesser von 80 bis 100 Meter verfügten.

Die sieben Windräder, deren Fertigstellung für Mitte kommenden Jahres geplant ist, erzeugen dann voraussichtlich 5,5 Millionen Kilowatt pro Jahr. Genug, um damit die privaten Haushalte von ganz Schöneck mit Strom zu versorgen. Eine der drei Anlagen auf dem Galgenberg wird Kilianstädten übrigens direkt mit Strom versorgen. Die übrigen Anlagen würden dagegen über Erdkabel mit der Verteilstation der E.ON in Mittelbuchen verbunden.

Morber ging auf Nachfrage von Bürgern auch auf die zu erwartenden Einspeisvergütungen ein. Aufgrund der gesetzlichen Grundlagen (EEG) müsse die E.ON dem Betreiber der sieben Windräder 9,6 Cent pro Kilowatt-Stunde vergüten.

Gefragt wurde auch nach möglichem Eiswurf im Winter und der Lichteinwirkung bei Nacht. Hinsichtlich des Eiswurfs gab Morber Entwarnung: „Das sind höchstens Daumennagel große Eisplättchen, die aber auf keinen Fall bis zur Hohen Straße fliegen.“ Das Blinken bei Nacht räumte er zwar ein, fügte jedoch hinzu, dass die geringste noch zulässige Lichtstärke gewählt worden sei.

Zum Bauprozedere äußerte sich Bürgermeister Ludger Stüve (SPD). Der zurzeit auf der Baustelle stehende Spezialkran diene lediglich dem Aufbau der Turm-Elemente aus Beton. Nach rund 90 Metern, wenn dem Beton die Stahlkonstruktion mit dem 150 Tonnen schweren Maschinenhaus folgen werde, müsse ein weiterer Spezialkran die Arbeit übernehmen. Anschließend würden die Elemente im Turm-Inneren dann mit Stahltrossen mit dem 3,80 Meter hohen Erdsockel verspannt.

25 Millionen Euro werden alle sieben Windräder am Ende kosten. Die Gemeinde Schöneck, die ein Grundstück für lediglich eine Anlage zur Verfügung gestellt hat, erhält jährlich 6000 Euro Pacht zuzüglich 2000 Euro für das Instandhalten der Zufahrtswege. „Wenn alles gut geht, dann bekommen wir in sechs oder sieben Jahren noch Gewerbesteuer“, freute sich Stüve.