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Wohnen an der Weißenburg

Die Hofreite der historischen Weißenburg in Burg-Gräfenrode zerfällt. Nun will ein Investor aus Bayern dieses Hofgut revitalisieren und dort sowie auf dem dahinterliegenden Gelände zwölf Wohneinheiten errichten. Foto: Pegelow
Die Hofreite der historischen Weißenburg in Burg-Gräfenrode zerfällt. Nun will ein Investor aus Bayern dieses Hofgut revitalisieren und dort sowie auf dem dahinterliegenden Gelände zwölf Wohneinheiten errichten. Foto: Pegelow

Karben. Ein großes Projekt steht den Menschen in Burg-Gräfenrode ins Haus. Ein Investor hat das Gelände der ehemaligen Weißenburg erworben und will die seit Jahren leer stehende Hofreite revitalisieren und Wohnraum schaffen. Zudem will er die dahinterliegende Maschinenhalle erwerben. Entstehen sollen dort zwölf neue Wohneinheiten. Das Stadtparlament hat jetzt den städtebaulichen Vertrag dazu gebilligt.
Die Kirchturmuhr schlägt zwölf. Von irgendwo her sind quiekende Schweine zu hören. Es riecht nach Landwirtschaft. In den Gassen des alten Ortskerns von Burg-Gräfenrode ist kein Mensch zu sehen. Wer hier durchläuft, stößt auch auf alte Scheunen. Keine Frage: Der kleinste Karbener Stadtteil wirkt wie ein Dorf. Für manche ist das so attraktiv, dass sie hier wohnen wollen. In nicht allzu ferner Zukunft könnten sie hierzu eine gute Gelegenheit haben. Denn ein Projektentwickler aus Grünwald bei München hat das Anwesen der ehemaligen Weißenburg samt Hofreite erworben. Er will auch die dahinterliegende alte Maschinenhalle dazukaufen und dort – wie auf dem Gelände der Hofreite – Wohnungen bauen.
Der Projektentwickler hat bei der Stadt sein Vorhaben genau beschrieben. Eingangs des kleinen Exposés heißt es, Burg-Gräfenrode habe eine gewachsene Struktur mit einst landwirtschaftlicher Prägung. Über einen Bebauungsplan von 1995 sei geregelt, dass der dörfliche Charakter des Ortskerns erhalten bleiben müsse. Daher seien Neubauvorhaben in den Baufenstern der bisherigen Bebauung zu errichten. Der Entwickler hebt auch hervor, dass die hessische Denkmalbehörde das historische Ortsbild entlang der Weißenburgstraße erwähnt.
Häuser wie eine
Hofanlage angeordnet

Über die geplante Wohnbebauung schreibt der Projektentwickler: »Mit der neuen Wohnbebauung An der Weißenburg wird ein aktueller städtebaulicher Problembereich, bestehend aus einer baufälligen Halle im Bereich der geplanten Neubebauung und einer leer stehenden ehemaligen Hofreite, revitalisiert und neu geordnet.« Die ehemalige Hofreite in der Weißenburgstraße 13 sei beispielhaft für den landwirtschaftlichen Baustil in der Region. Die Anlage stehe deshalb auf der Denkmalliste der Hessischen Baudenkmäler. Die aktuell von Leerstand und beginnendem Zerfall geprägte Hofanlage bilde den Aufgangspunkt für die Neuentwicklung des Gebietes.
Der Investor plant auf dem Gelände sowie auf dem Areal der dahinterliegenden Maschinenhalle »maximal zwölf Wohneinheiten als Reihenhäuser, zusammengefasst in drei Gebäudekörpern«. Die Stellung der Baukörper solle dem Charakter einer Hofanlage nachempfunden werden. Die ersten beiden Baukörper sollen einen gemeinsamen Innenhof andeuten, der dritte Baukörper solle den Abschluss des Ensembles bilden und in Richtung Feldrand ausgerichtet sein. Die Bauten sind zweigeschossig geplant, wobei der Dachbereich als Staffelgeschoss genutzt werden kann. Wie aus den der Stadt vorgelegten Unterlagen weiter hervorgeht, sei die Bebauung als reine Wohnbebauung gedacht.
Erschlossen werden sollen die Reihenhäuser von einer Stichstraße aus, die von der Weißenburgstraße abzweigen wird, sich quasi als Einbahnstraße durchs Neubauwohngebiet schlängeln und dann am Feldrand auf die Freihofstraße münden soll. Man gehe davon aus, dass nur in sehr geringem Umfang neuer Autoverkehr entstehen werde. Die Stellplätze würden vollständig in dem neuen Gebiet errichtet. Wie aus einer dazu dazugehörigen Skizze hervorgeht, werden sich einige Parkplätze in der ehemaligen Hofreite befinden, ebenso dort, wo jetzt noch die alte Maschinenhalle steht, und ebenso entlang der Erschließungsstraße.
Parlament einstimmig für das Projekt
Der Projektentwickler hat mit der Stadt vereinbart, dass er die Kosten der erforderlichen Bebauungsplanung übernimmt wie die der diversen Gutachten. Die Auftragsvergabe erfolge in Abstimmung mit der Stadt.
Diese Vereinbarung haben die Stadtverordneten in deren jüngster Sitzung einstimmig genehmigt, ebenso einstimmig haben sie den Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplans für dieses 3000 Quadratmeter große Areal in Burg-Gräfenrode gefasst. Von Holger Pegelow