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Zu viel Beton – Umweltverbände kritisieren erneut den Bauboom im Stadtzentrum

Ihre grundlegende Kritik gegen den Bau des Karbener Stadtzentrums erneuern die Umweltverbände BUND und Naturschutzbund (Nabu). Vor allem kritisieren sie, dass damit der Luftaustausch beeinträchtigt werde – was Gutachter bereits widerlegten. Auch ein neues Gutachten widerspricht.

Karben. „Dort, wo vor einiger Zeit noch Niddaaue und Grünfläche waren, wachsen heute mehrstöckige Gebäude in den Himmel, geballte Ladung Beton bis an den Grabenrand“, schimpfen Ulrike Loos, Vorsitzende des Karbener BUND. „Mehr als doppelt so hoch, wie die Gebäude dahinter.“ Sie spricht auch im Namen des Nabu Karben.

Dort, wo in den anfänglichen Planungen ein begrünter, freier Platz vorgesehen sei, „steht heute die geparkte Blechlawine“, ist Ulrike Loos sauer. Doch seien die Bauten vom Stadtparlament auch abgesegnet worden, „ohne deren Einflüsse auf die Frischluftströme in diesem Gebiet zu beachten“. Durch die quer errichteten, hohen Bauten werde der Luftaustausch dort eingeschränkt, weil eine wichtige Frischluftschneise durch die Nidda-Aue verlaufe.

Deshalb haben BUND und Nabu auch formell der Bauleitplanung für den Neubau der Frankfurter Volksbank an der Bahnhofstraße gegenüber des City-Centers sowie in der Luisenthaler Straße für das Wohn- und Geschäftshaus der Gebrüder Kling und das städtische Gebäude mit Kita und Seniorenwohnungen widersprochen. Laut Ulrike Loos und Hans Hansen vom Nabu fehle dafür ein unabhängiges Klimagutachten. Außerdem sei den Verbänden ein Schreiben des Regionalverbandes nicht vorgelegt worden. Deshalb hätte das Parlament den Widerspruch der Verbände nicht zurückweisen dürfen.

Kaltluft in der Höhe

Deshalb, sagen Loos und Hansen, sei die Parlamentsentscheidung „inkorrekt und unwirksam“. Das sieht Bürgermeister Guido Rahn (CDU) anders: „Es ist nicht unsere Aufgabe, jedem Anhörungsberichtigten jedes Gutachten zuzuschicken, das es irgendwo gibt.“ Deshalb geht er nicht davon aus, dass der Widerspruch nun irgend welche Folgen haben werde.

Die Grundproblematik sei nicht neu und viele Male besprochen: „Ja, dort gibt es mächtige Kaltluftströme“, räumt der Bürgermeister ein. „Sie verlaufen aber in so großen Höhen, dass sie von der Bebauung nicht tangiert werden.“ Nur deshalb hätten die Fachbehörden ja die aktuellen Bauten genehmigt – wie schon in den vergangenen Zeiten das Selzerbrunnencenter, das City-Center und das gesamte Industriegebiet.

Um die Diskussion zu versachlichen, habe die Stadt das geforderte Klimagutachten längst in Auftrag gegeben. „Es ist fast fertig und wird nun geprüft“, erläutert Rahn. Anfang nächsten Jahres soll es der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Nach einer ersten Durchsicht berichtet Rahn von eindeutigen Erkenntnissen: „Es ist sogar noch mehr Bebauung möglich.“ Denn zwischen Luisenthaler und Brunnenstraße will die Stadt weitere Wohnhäuser bauen. (den)