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Zwischen Freude und Stress

Hat bisher noch keine Zeit, um sein neues Büro einzurichten: Turgay Taskiran ist froh über seine Stelle als Fachbereichsleiter für Soziales. Sein erste Aufgabe ist es, die Unterbringung von Flüchtlingen zu organisieren. Foto: Kubocz
Hat bisher noch keine Zeit, um sein neues Büro einzurichten: Turgay Taskiran ist froh über seine Stelle als Fachbereichsleiter für Soziales. Sein erste Aufgabe ist es, die Unterbringung von Flüchtlingen zu organisieren. Foto: Kubocz

Karben. Turgay Taskiran ist der neue Leiter des Fachbereichs 7 in der Karbener Stadtverwaltung und damit zuständig für Soziales, Senioren, Jugend, Kultur und Sport. Derzeit muss er sich in das neue Fachgebiet einarbeiten. Gleichzeitig bleibt er der Wahlleiter für die Landtags- und Landratswahl im Oktober. Wie bekommt man das unter einen Hut?
Mit einem breiten Lächeln sitzt Turgay Taskiran in seinem neuen Büro. Der 39-Jährige ist seit dem 1. Juli der neue Leiter des Fachbereichs 7. Dieser ist zuständig für Soziales, Senioren, Jugend, Kultur und Sport. Auf seinen Tisch befindet sich bislang lediglich das Nötigste. Ein Computer. Eine Tastatur. Eine Maus. Ein Thermokaffeebecher. Eine persönliche Note des neuen Fachbereichsleiters ist noch nicht zu sehen. Keine Pflanzen, keine Bilder von seiner Frau oder seinen drei Kindern. Auch das Namensschild an der Tür des Büros im zweiten Stock des Rathauses ist noch nicht ausgetauscht.
Taskiran hat sich noch nicht in seinen neuen Räumlichkeiten eingerichtet. »Dafür bleibt mir keine Zeit«, sagt er. »Mein Terminkalender ist voll. Ich springe von einer Besprechung gleich in die nächste.«
Gegen die Konkurrenz durchgesetzt
Diese große Belastung ist nicht nur auf die Übernahme des neuen Fachbereichs zurückzuführen. Taskiran ist kein Unbekannter in der Stadtverwaltung. Vor seiner neuen Aufgabe war er bereits Stellvertreter des Bereichs Bürgerservice und Standesamt. Dort war er der Wahlleiter – dieser ist er aber immer noch. »Die hessische Landtags- und die Landratswahl werde ich noch übernehmen. Dann ist aber Schluss«, sagt Taskiran, der seit September 2019 in der Karbener Stadtverwaltung arbeitet.
Obwohl Taskiran bereits bei der Stadt angestellt war, ist ihm die neue Stelle nicht einfach in den Schoß gefallen. »Ich habe die Stellenausschreibung für die Leitung des Fachbereichs 7 gesehen und mir gedacht: So eine Chance kommt nicht oft wieder.« Nach langen Überlegungen und Gesprächen mit der Familie habe er beschlossen, sein Glück zu versuchen. Er sagt: »Ich habe noch Bürgermeister Guido Rahn über mein Vorhaben informiert und mich dann beworben.« Mit Erfolg: Taskiran konnte sich gegen seine Mitbewerber durchsetzten.
Dabei bringt der neue Leiter des Fachbereichs für Soziales, Senioren, Jugend, Kultur und Sport einige Kompetenzen mit. »Von 2015 bis 2019 habe ich im Frankfurter Jugend- und Sozialamt gearbeitet und Unterhaltsvorschussleistungen bearbeitet«, sagt er. Neben dem Sozialen und der Jugend behandelt sein neuer Fachbereich drei weitere Themenfelder, die das Arbeitsspektrum verbreitern. Es erscheint wie ein Balanceakt, um keinen Bereich zu vernachlässigen. »Das ist auch sehr schwierig«, sagt Taskiran. »Dennoch kann ich mich mit allen Abteilungen identifizieren.«
Schauen,
wo es brennt

Kultur, Sport und die Senioren decke er mit seinen Eindrücken und Erfahrungen aus dem privaten Bereich ab. Er selbst sei sehr kulturinteressiert und lerne »gerne neue Kulturen kennen«. Aus Seiten des Sports spreche für ihn, dass er ehrenamtlich im Verein aktiv sei und Jugendmannschaften im Fußball trainiere.
»Das Thema Senioren liegt mir aber besonders am Herzen«, sagt er. In seinem eigenen Umfeld merke er, wie die Menschen immer älter werden. »Das betrifft auch mich – vor allem, wenn es um die Technik geht«, sagt Taskiran. Die Technik könne ein großer Faktor sein, um Teilhabe am sozialen Leben für Senioren zu ermöglichen, auch wenn diese nicht mehr mobil sind. »Ältere Menschen sollten nicht alleine in ihrem Haus oder der Wohnung sitzen«, sagt Taskiran.
Seine aktuelle Devise lautet: »Ich schaue mir an, welcher Bereich den größten Bedarf hat und wo es am meisten brennt.« Hier hat er die Aufnahme der Flüchtlinge ausgemacht. »Das Thema betrifft uns akut und ist ständig in Bewegung«, sagt Taskiran. Der Wetteraukreis weise der Stadt Karben wöchentlich zwischen acht und zwölf Geflüchtete zu. »Noch können wir Menschen aufnehmen, aber auch Karben verfügt nicht über endlose Kapazitäten«, betont der Fachbereichsleiter.
Wegen der Doppelbelastung könne er sich nur schwerlich einen Überblick verschaffen. Deshalb bittet der 39-Jährige um »eine Schonfrist bis zum Ende des Jahres«. Dann möchte Taskiran dem Fachbereich 7 seinen Stempel aufdrücken. Von Patryk Kubocz