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Zentral, statt an vielen Orten

Die Theaterwerkstätten der Burgfestspiele liegen gegenüber dem Spielort, der Wasserburg. Allerdings geht es hier beengt zu, Lager und Probenräume sind über die Stadt verteilt. Das soll ein neues zentrales Domizil in Dortelweil verbessern. Doch im Stadtparlament sind die neuen Theaterwerkstätten umstritten. Foto: Holger Pegelow
Die Theaterwerkstätten der Burgfestspiele liegen gegenüber dem Spielort, der Wasserburg. Allerdings geht es hier beengt zu, Lager und Probenräume sind über die Stadt verteilt. Das soll ein neues zentrales Domizil in Dortelweil verbessern. Doch im Stadtparlament sind die neuen Theaterwerkstätten umstritten. Foto: Holger Pegelow

SPD votiert mit der Koalition für neue Theaterwerkstätten am Ortsrand von Dortelweil

Bad Vilbel. In den Wochen und Monaten vor und nach den Burgfestspielen müssen Helfer und Schauspieler viele Wege zurücklegen, denn Lager- und Probenräume sind über die ganze Stadt verteilt. Und die nahe Scheune gegenüber der Burg ist längst zu klein geworden. Nun will die Stadt zentrale Theaterwerkstätten bauen. Das ist im Parlament nicht unumstritten.

Die Festspiele verzeichnen von Jahr zu Jahr neue Zuschauerrekorde, nachdem die Zahl der Eigenproduktionen massiv gestiegen ist. Dementsprechend wuchs alles andere mit. Die Festspiele brauchten immer mehr Probenräume, mehr Lagerräume und mehr Platz für Schneiderei und Schreinerei. Viel an den Kulissen gewerkelt wird noch in der alten Zehntscheune gegenüber der Burg.
Doch vielfach muss das Material von überall hergeholt werden. Und bei einem halben Dutzend Eigenproduktionen reicht die Burgbühne für Proben nicht mehr aus. Die Künstler und Regisseure mussten schon seit Jahren in einen Reitstall nach Dortelweil, eine Scheune in Massenheim oder in das Kurhaus ausweichen. Da diese drei Orte in Kürze nicht mehr zur Verfügung stehen – das Kurhaus wegen der Sanierung jetzt schon –, will die Stadt zentrale Theaterwerkstätten schaffen. Die sollen bald in Dortelweil entstehen, und zwar im Anschluss an das Gelände des Bau- und Betriebshofes beziehungsweise der Stadtgärtnerei. Dafür lag den Stadtverordneten jetzt ein Bebauungsplan vor.

Für Zukunftsfähigkeit
Wie Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU)4 erläuterte, werde mit zentralen Werkstätten werde die Zukunftsfähigkeit der Festspiele gesichert. »Wir hätten dort alle Funktionen unter einem Dach.« Der B-Plan reiche aber noch weiter, denn nun sei auch eine Erweiterung des Bau- und Betriebshofes möglich. Es gebe ein Müllfahrzeug mehr, und die Stadt wachse weiter, werde bald 40 000 Einwohner haben. Damit wüchsen auch  die Aufgaben des Bau- und Betriebshofes.

Die Fraktion der Grünen sah das anders. Sie wiesen auf Einwendungen der Landwirte, die davon sprechen, dass wertvoller Ackerboden vernichtet würde. Unbestritten sei, dass die Festspiele einen ordentlichen Probenraum und neue Werkstätten erhalten müssten. Doch die geplanten Flächen fänden sich auch an anderen Orten, etwa in der Innenstadt, sagte Clemens Breets. Zudem würden für Werkstätten und den erweiterten Bauhof insgesamt rund 1,1 Hektar Fläche eingeplant, das stehe in krassem Missverhältnis zum geplanten Nutzen. Experten sprächen hier von »Flächenfraß«. Breest: »Dass jetzt Ackerboden zerstört wird, hat allein der Magistrat zu verantworten. Denn der hat keinen Druck auf die Eigentümer entlang der Friedberger Straße ausgeübt, wo es noch freie Grundstücke gibt.«
Für die CDU bezeichnete Andreas Cleve die Ausführungen Breests als »absoluten Kokolores«. Man müsse einmal daran erinnern, dass Bau- und Betriebshof früher einmal mitten in der Stadt gewesen seien. »Wir haben damals in der Innenstadt Platz gemacht und den Betriebshof nach außerhalb verlegt.« Mit der Ansiedlung der Werkstätten für die Festspiele ließen sich mit dem Betriebshof Synergieeffekte erzielen. Cleve erinnerte daran, dass zur Spielzeit von Mai bis September »Tag und Nacht Betrieb ist«. Da sei es gut, dass der Standort der neuen Werkstätten am Ortsrand liege.

Empörte Zwischenrufe
FW-Fraktionschef Raimo Biere meinte, Breests Äußerungen »schlagen dem Fass den Boden aus«. Die Forderung, dass die Werkstätten in ein Wohngebiet sollen, könnten die Grünen doch nicht ernst meinen.
Das sah auch SPD-Fraktionschef Christian Kühl so. Es sei richtig, Werkstätten und Probenbühnen zu zentralisieren. »Es ist auch richtig, sie nicht in einem Wohngebiet zu bauen.«
Grünen-Fraktionschef Jens Matthias merkte an, das der kleinste Teil des Bebauungsplans sei für die Werkstätten, das Gros aber für den Betriebshof. »Die Bezeichnung des Bebauungsplans ist eine Täuschung der Bevölkerung.«
Diese Aussage quittierten einige Koalitionäre mit Zwischenrufen: »Geben Sie doch zu, dass Sie die Burgfestspiele nicht wollen.« Wysocki sagte, die Werkstätten seien 4000 Quadratmeter groß, die Flächen für den Betriebshof 2000 Quadratmeter. Mit den Außenanlagen seien zwei Drittel der beplanten Fläche für die Festspiele und nur ein Drittel für den Betriebshof vorgesehen.

Schließlich stimmten die Grünen gegen den Plan, alle anderen Fraktionen votierten dafür.

Zweigeteiltes Gebäude

Stadtplanerin Birgit Diesing hat im Auftrag des Magistrat  den B-Plan »Theaterwerkstätten« erarbeitet. Im Anschluss an den jetzigen Bau- und Betriebshof in Dortelweil soll ein Funktionsgebäude entstehen. Maximale Höhe: zehn Meter. Ausnahme: Auf einer Fläche von 300 Quadratmetern soll das Gebäude zwei Meter höher werden, damit die Burgfestspiele auch sehr hohe Bühnenbilder aufbauen können.
Gedacht ist an ein zweigeteiltes Gebäude, das lediglich durch einen Gang verbunden ist. Auf der einen Seite könnten Werkstätten und Lagerräume, auf der anderen die Probenräume untergebracht werden.  Als Diesing die Planung in Ortsbeirat und Ausschuss vorstellte, sagte sie, durch eine solche Aufteilung könnte die Lärmbelastung deutlich vermindert werden.  (pe)