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Anfang der Unendlichkeit – HR-Redakteur Hans Sarkowicz übergab „Schätze“ aus Papier und Annette Zindel-Strauß hütet sie

Bad Vilbel. Achtlos hat er sie liegen gelassen, seine Manuskripte. Wenn Herbert Heckmann (1930 – 1999) auf den letzten Drücker im Hessischen Rundfunk (HR) erschien, um seine halbstündigen Features im schönsten Bockenheimer Platt vorzutragen, dann ließ er die mit Schreibmaschine eng beschriebenen DIN A4-Seiten liegen. Redakteur Hans Sarkowicz konnte diese Gleichgültigkeit nicht mit ansehen. Mit Erlaubnis des produktiven Dichters, Buchschreibers und Büchersammlers hob Sarkowicz die Manuskripte auf.

Jetzt hat er diese Sammlung, elf Jahre nach dem Tod des lange Jahre in der Gronauer Bachwiesenstraße und dann in der Siesmayerstraße am Südbahnhof lebenden geradezu volkstümlichen Intellektuellen der Stadt Bad Vilbel vermacht.

Dort hütet die Schätze Annette Zindel-Strauß. „Ich habe den Überblick, ich weiß, was wir haben“, sagt sie, doch „die Dinge sind noch nicht öffentlich zugänglich“.

Aber die Arbeit geht weiter. Sarkowicz hat die Original-Arbeiten von Heckmann auch kopiert und dem HR überlassen, ebenso die Tonaufnahmen. Das Filmmaterial soll noch kopiert werden. Die Originale werden ebenfalls der Stadt Bad Vilbel zuwachsen, so dass in der Stadt der Quellen eine regelrechte Forschungsstelle Heckmann entstehen kann. Gearbeitet wird auf Anregung von Annette Zindel auch daran, Zeitzeugen zu interviewen und auf Fotos festzuhalten.

In einem ersten Anlauf wurden zahlreiche Gespräche mit Gronauern und mit Bad Vilbelern aus Heckmanns Wohnumfeld geführt. Ähnliche Interviews sind geplant mit den weiteren Stätten seines Wirkens – also der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, deren Präsident Heckmann von 1984 bis 1996 war, oder mit Mitgliedern der Offenbacher Hochschule für Gestaltung. „Eine unendliche Geschichte“, sagt Annette Zindel-Strauß. Teil eins ist jetzt in der Galerie Alte Mühle zu sehen. Da gibt es das in letzter Minute zustande gekommene Interview mit Heckmanns Nachbarn in Gronau, Landwirt Albert Arnold. Arnold rühmt den unkomplizierten Umgang mit dem hochgebildeten Menschen, der mit anpackte, wenn Not am Mann war, der die Gronauer schon mal zum gemeinsamen Essen mit Golo Mann einlud.

Oder da ist Robert Wenzel, der Metzger. Er berichtet, dass Heckmann, immer wenn er ein neues Buch vorgestellt habe (das waren derer sehr viele), zum Hausschlachten kam. Die Sau habe er zwar nicht selbst umgebracht, aber die Worscht habe der als Vielfraß bekannte Dichter selbst gemacht.

Friedemann Kuhl, einst Student an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung, und mit Heckmann bei seinen S-Bahnfahrten nach Offenbach vertraut, sagt: „Es konnte schon mal passieren, dass er durch die Hochschule lief und richtig ausgelassen sang“. Die Ausstellung zeigt die Zeitzeugen mit künstlerisch gestalteten Schwarz-Weiß-Portraits von Winfried Eberhardt. Weiterhin kann man mit Kopfhörern Heckmanns Sendungen hören.

Die Ausstellung in der Galerie Alte Mühle ist bei freiem Eintritt geöffnet am Samstag, 2. Oktober, von 14 bis 18 Uhr und Sonntag, 3. Oktober, von 11 bis 17 Uhr.