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Angst vor den Rasern – Eltern im Baugebiet Brunnenweg beschweren sich über zunehmenden Verkehr

Karben. Wenn draußen ein Auto hupt oder gar Reifen quietschen, dann läuft Meike Clauss (38) sofort hinaus. Hoffentlich ist Sohn Nils (3) nichts passiert. Der bekommt zwar regelmäßig erklärt, dass er an der Luisenthaler Straße vorsichtig sein muss. „Aber ein Dreijähriger kann die Gefahr gar nicht richtig einschätzen“, sagt Mutter Meike. Was sie sorgt: Seit wenigen Wochen hat der Verkehr im Neubaugebiet Brunnenweg an der Groß-Karbener Ortsgrenze massiv zugenommen. Und damit vor allem auch die Zahl der Raser in der Tempo-30-Zone, berichten die Anwohner.

Die Ursache für die laut Meike Clauss „ganz plötzlich“ empor geschnellte Zahl von Rasern auf der Luisenthaler Straße haben die Anwohner längst ausgemacht: Es sind die Besucher des neuen Schnellrestaurants am Ende der Straße am künftigen Krnover Platz. Denn sie können von der Bahnhofstraße nur aus Richtung Innenstadt kommend in die Luisenthaler Straße einbiegen – und von dort hinaus nur stadtauswärts abbiegen. Wer aus Kloppenheim kommt oder in die Stadt hinein möchte, muss den Bogen durchs Neubaugebiet fahren und an der Rathaus-Kreuzung auf die Bahnhofstraße biegen. Vor all diesen zusätzlichen Autos müssen sich die Kinder im Baugebiet nun hüten.

Dort gilt zwar Tempo 30. „Aber viele fahren schneller“, berichtet Meike Clauss. Ihr Nachbar Dirk Zager schätzt aus eigener Beobachtung, dass sich die Zahl der Autos, die deutlich schneller als die erlaubte Geschwindigkeit fahren, in etwa verdoppelt habe.

Mit ihren Sorgen wandte sich Meike Clauss vor wenigen Tagen ans Rathaus. Dort veranlasste Ordnungsamtschef Uwe Axtmann, dass ein Gerät vor der Hofausfahrt von Familie Clauss und ihren Nachbarn aufgehängt wird, dass die Zahl der Autos und ihre Geschwindigkeiten protokolliert. „Damit wir fundierte Daten haben und dann entscheiden können, was wir tun müssen“, erklärt Verkehrsdezernent Jochen Schmitt (SPD). Die Unzufriedenheit der Anwohner könne er gut verstehen. „Das ist noch nicht so, wie man sich das wünscht.“

Aber er bittet um Verständnis: „Es ist noch ein Baugebiet.“ Vor allem sei die Gestaltung rund um den Krnover Platz noch nicht endgültig festgelegt. So sähen die Pläne bisher zum Beispiel eine Verlängerung des Parkplatzes vor dem Rewe-Markt bis zum Schnellrestaurant vor. Dort solle dann die Kundschaft parken und nicht mehr in der Luisenthaler Straße. So unfertig wie das Baugebiet seien auch die dortigen Straßen. Natürlich werde diese auch noch so gestaltet und möbliert, wie es für eine Tempo-30-Zone notwendig sei. „Da ließe sich auch als Zwischenlösung schon etwas machen“, sagt Schmitt. Was genau sich die Anwohner vorstellen und was machbar ist, will er demnächst bei einem Ortstermin mit den Betroffenen besprechen.

Dass es zur heutigen Kreuzung der Luisenthaler Straße mit der Bahnhofstraße keine Alternative gibt, darauf weist Stadtsprecherin Susanne Schubert hin. „In der Planung war es uns nicht gelungen, eine andere Anbindung durchzusetzen.“ Weil die Bahnhofstraße so stark befahren sei, habe das Land lediglich Zu- und Abfahrt im fließenden Verkehr der stadtauswärts führenden Spur genehmigt.

Über die schnelle Reaktion im Rathaus sind die Anwohner begeistert. Aber beileibe noch nicht zufrieden. Dirk Zager findet, es fehle ein durchdachtes Verkehrskonzept für das Baugebiet. Nur je ein Schild am Anfang der Luisenthaler und der Ramonvillestraße weisen sie als Tempo-30-Zone aus. (den)