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Aus »Spring Park Valley« wird »Phyll«

Das Viertel wird oben begrenzt durch die B3 und an der Seite von der L 3008. Das Gelände ist rund 100 000 Quadratmeter groß. Es soll nach und nach in den kommenden Jahren entwickelt werden. Visualisierung: Kadawittfeld-Architektur
Das Viertel wird oben begrenzt durch die B3 und an der Seite von der L 3008. Das Gelände ist rund 100 000 Quadratmeter groß. Es soll nach und nach in den kommenden Jahren entwickelt werden. Visualisierung: Kadawittfeld-Architektur

Bad Vilbel. »Spring Park Valley« war ein Mal. Mit dem Einstieg des neuen Hauptinvestors DLE sind die Pläne für das 800-Millionen-Euro-Projekt in Bad Vilbel komplett neu erarbeitet worden. Herausgekommen ist mit »Phyll« nicht nur ein neuer Name, sondern auch eine Bebauung die auf Nachhaltigkeit und Kleinteiligkeit setzt.
Neuer Name, neue Ideen, neue Ansätze. Auf dem rund 100 000 Quadratmeter großen Gelände zwischen Main-Weser-Bahn und B3 soll ein neues Viertel entstehen – inklusive Hotel, Büros, Wohnungen, Kita und Gastronomie. Was einst mit »Spring Park Valley« futuristisch und überdimensioniert daherkam, hat der neue Hauptinvestor über den Haufen geworfen. Die »Deutsche Land Entwicklung« (DLE) hat vor drei Jahren einen Großteil der Anteile vom bisherigen Hauptinvestor der CESA für einen von ihr verwalteten Fonds übernommen. Mitgründer der »DLE-Group« und Geschäftsführer der »DLE Land Development GmbH« Dr. Simon Kempf sagt: »Wir haben das ganze Projekt neu gedacht.«
Nachhaltigkeit
spielt große Rolle

Kempf erläutert: »Wir haben in den vergangenen drei Jahren viele gesellschaftliche Veränderungen erlebt.« Mehr Homeoffice, andere Arbeitsweisen. Deshalb sei klar gewesen: »Wir müssen kleinteiliger denken.« Herausgekommen sind dabei nicht nur neue Modellierungen und Ideen – sondern auch ein neuer Name: »Phyll«. »Damit schaffen wir die Verbindung zwischen Bad Vilbel und Chlorophyll.« Das Pigment, das den Pflanzen ihre grüne Farbe verleiht, spielt indirekt eine große Rolle. »Nachhaltigkeit ist uns wichtig.«
Dachbegrünung, Zisternen, Fotovoltaikanlagen auf den Dächern. Ein Fuß- und Radwegenetz soll das grüne Gebiet durchziehen, für Autos geht’s außen herum. »Der Grünstreifen war bereits Teil der alten Planung«, sagt Kempf, der anfügt: »Wir haben das Rad nicht neu erfunden.«
Die DLE AG ist ein junges Unternehmen, das 2016 gegründet wurde, und mit Sitz in Berlin derzeit 70 Projekte betreut. Der Fokus liegt auf dem Erwerb von vorentwickelten Grundstücken und der Generierung einer nachhaltigen Wertsteigerung durch die Erlangung von Baurecht für Grundstücke ohne Baurecht und die Aufteilung großer gemischt genutzter Grundstücke in kleinere, für den Markt attraktive Parzellen.
»Phyll« ist das erste große Projekt der AG im Rhein-Main Gebiet. »Bad Vilbel ist ein sehr attraktiver Standort«, sagt Kempf. Es liege »im Herzen der Metropolregion« und teilweise näher am Zentrum von Frankfurt als so mancher Stadtteil selbst. »Die Anbindung ist wirklich gut.«
Kempf erläutert, dass es bei der DLE »keine Denkverbote« gebe. Gerade wenn wie bei »Phyll« alte Pläne »zukunftsfähig« gemacht werden müssten. »Das ist ein langer Prozess.« Wie das Viertel einmal aussehen soll, zeigen Entwürfe der »kadawittfeldarchitektur«, die unter anderem die DFB-Akademie in Frankfurt und das Keltenmuseum in Glauberg geplant hat. Herausgekommen ist ein bunter grüner Mix. Anstatt großer Gebäude – wie in der Ursprungsplanung – werde nun kleinteiliger gedacht. Rund 20 Gebäude, die alle etwas unterschiedlich aussehen. »Und dazwischen viel Freiraum.«
Unterscheidbare Orte,
die Identität schaffen

Man wolle Orte mit Identität schaffen. »Wir haben uns gefragt, was zu Bad Vilbel passt. Wir wollen kein Fremdkörper sein.« Deshalb passe sich das Viertel auch an die »Stadtgärten« – die zwischen Bahn und »Phyll« liegen an. »Es soll niemand sagen, dass Phyll nicht nach Bad Vilbel passt.«
Deshalb werde das Gebiet auch Stück für Stück entwickelt. Den Anfang machen soll das Hotel, das unweit der beiden großen Supermärkte entstehen soll. Dieser Teil könne bereits dank des bestehenden Bebauungsplans realisiert werden. Für den Großteil des Areals muss aber ein neuer Bebauungsplan her. Derzeit läuft die 13. Änderung des Bebauungsplans Krebsschere. »Mit dem alten B-Plan war eine kleine flexible Bauweise nicht möglich.« Der DLE sei es wichtig gewesen, dass nicht alle Gebäude auf einmal fertiggestellt werden und dann leer stehen. »Das Viertel soll nach und nach entstehen und mit der Zeit gehen.«
Das Energiekonzept werde derzeit ebenfalls noch überarbeitet. »Wir sind in Überlegungen und Gesprächen, wie wir vielleicht die Abwärme des entstehenden Rechenzentrums nutzen können. Deshalb wollen wir dort noch etwas abwarten.«
Eine große Rolle spielen Wasserflächen, wie die Entwürfe zeigen. Insgesamt sollen rund 6000 Arbeitsplätze entstehen. Rund 2900 Stellplätze für Autos werden zum Großteil am Westrand, direkt an der B3, in Parkhäusern untergebracht. »Auch die entstehen nicht alle auf einmal, sondern Stück für Stück.«
Dafür möchten Kempf und die DLE auch die Bad Vilbelerinnen und Bad Vilbeler mit ins Boot holen. »Der Dialog ist uns wichtig.« Deshalb hätten die Architekten die ersten Pläne bereits im vergangenen Sommer im Ortsbeirat Kernstadt vorgestellt. »Wir sind außerdem im regelmäßigen Austausch mit Bürgermeister Wysocki.« Künftig wolle man mit einer neuen Projekthomepage die Bürger sowie Geschäftsinhaber ansprechen. »Sie wissen am besten was los ist.«
Wann »Phyll« so aussehen wird, wie auf den Entwürfen, das mag Geschäftsführer Kempf noch nicht abschätzen. »Wir sind nach wie vor in der Planungsphase und leben in bewegten Zeiten. Wir entwickeln das alles nach und nach und sind in guten Gesprächen.«
Von Patrick Eickhoff