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Ausbau nur gegen Blockade

Bad Vilbel will Pappelweg nach Karben sanieren – der Nachbar soll dafür Schleichverkehr unterbinden

Die Holperpiste: Viele nutzen den Pappelweg als Abkürzung zwischen Klein-Karben und Dortelweil. Bad Vilbel will sanieren – nur gegen Karbener Sicherheiten. Foto: Kopp
Die Holperpiste: Viele nutzen den Pappelweg als Abkürzung zwischen Klein-Karben und Dortelweil. Bad Vilbel will sanieren – nur gegen Karbener Sicherheiten. Foto: Kopp

Für Fahrradfahrer ist die Holperpiste vom Klein-Karbener Gewerbegebiet bis nach Dortelweil kein Vergnügen. Dafür nutzen immer mehr Autofahrer die Abkürzung. Sehr zum Verdruss der Radfahrer und der Landwirte. Das soll sich jetzt ändern. Und Karben soll die Lösung mitfinanzieren.

Bad Vilbel/Karben. „Es wird immer schlimmer!“, schimpft der Dortelweiler Ortslandwirt Harald Jakob. Denn der Karbener Weg oder auch Pappelweg verkomme immer mehr zur Rennstrecke. „Jetzt sind es sogar schon Pizza-Lieferdienste und Paketboten, die hier entlangrasen.“ Mit seinem Traktor könne er dort hingegen kaum noch fahren, müsse Radfahrern oft noch über den Acker ausweichen.

Neben Landwirten sollen aber vor allem Radler die Strecke nutzen, als Teil der „Kurzen Wetterau“. Fahrräder werden immer schneller, durch elektrischen Antrieb sowieso. Und so soll es nicht nur touristische Routen für Radfahrer geben, sondern eben auch Pendlerstrecken nach Frankfurt.

Doch mit der Verbindung zwischen Karben und Bad Vilbel ist es so ein Kreuz, wie Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) im Dortelweiler Ortsbeirat schildert. Passend dazu hatte die SPD den Antrag gestellt, den Pappelweg und auch den Weg vom Sportzentrum Dortelweil zum Dottenfelderhof ab der Bahnlinie auszubessern.

Drastische Ideen

Dem wird auch entsprochen, kündigt Wysocki an. Doch hinter dieser Entscheidung liegt ein langer Leidensweg für die Verantwortlichen. Konkret geht es um 630 Meter Weg, die ausgebessert werden sollen. Doch wie den zunehmenden Schleichverkehr verhindern? Wysocki: „Es gibt ein Gerichtsurteil, das den Einbau von Schranken oder sonstigen Hindernissen auf Bad Vilbeler Gemarkung für rechtswidrig erklärte. Auch der Einsatz von Pollern hat sich als nicht tauglich erwiesen“, erinnert Wysocki an herausgerissene Poller.

Eine weitere Idee war, dass nur auf einer Breite von 1,50 Metern asphaltiert wird, so dass Autos immer mit einer Seite durch Schlaglöcher fahren müssen. Das aber wurde aufgrund fehlender Fördervoraussetzungen verworfen. Auch die Idee, die Strecke in zwei Hälften zu teilen und die beiden Seiten jeweils als Sackgasse auszuweisen, wurde verworfen. Noch drastischer fiel die Idee aus, eine Sperre anzubringen, die so hoch ist, dass Rübenlaster und Traktoren mit großer Bodenfreiheit passieren können, normale Autos jedoch nicht. Doch die Polizei lehnte wegen erheblicher Gefahren ab.

Doch dann der Durchbruch in diesem Jahr: In einem Gespräch mit Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU) habe der zugesichert, die Zufahrt auf ihrer Gemarkung so zu sichern, dass er nicht mehr als Schleichweg genutzt werden könne. Für das Jahr 2018 seien dann die Planungskosten im Haushalt vermerkt, für die Jahre 2019 bis 2022 seien 190 000 Euro eingeplant.

Doch Rahn sieht das als nicht ganz einfach an. „Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, dass Bad Vilbel nun seinen Teil sanieren will“, sagt er. Die Stadt Karben komme auch gerne für die Sicherung auf. Doch könne man nicht auf Bad Vilbeler Gemarkung garantieren, dass der Weg nicht als Schleichweg genutzt wird. Im gemeinsamen Gespräch mit den Ortslandwirten soll nun eine praktikable Lösung gefunden werden. Doch das könnte zur „harten Nuss“ werden, befürchtet Rahn.

Die Autos fernhalten

Einfacher verhält es sich da auf dem Radweg zwischen Sportzentrum Dortelweil und Dottenfelderhof. Eigentümer des Weges ist die Domänenverwaltung des Landes Hessen. Saniert werden müsste zwischen Bahn und Dotti auf einer Länge von rund 400 Metern. An Kosten wären rund 120 000 Euro einzuplanen. Auch hier drängt Wysocki darauf, dass eine verstärkte Nutzung durch Autos unterbunden werden soll.

Aufgrund des geplanten Ausbaus am Niddaradweg in den Jahren 2017 und 2018 wird empfohlen, den Ausbau des Teilstücks zwischen den vorhandenen Gewächshäusern sowie dem Bahnübergang erst ab 2019 anzugehen, damit der Radverkehr über diese Strecke umgeleitet werden kann. „Zuvor müssen Gespräche mit dem Land Hessen als Eigentümerin des Weges, der Regionalpark Ballungsraum Rhein-Main GmbH sowie dem Wetteraukreis geführt werden und Zuschüsse beantragt werden“, fasst Wysocki weitere Schritte zusammen.

Eine Zusammenfassung, mit der die SPD sehr gut leben kann. Und ihren Antrag deswegen zurückzieht.

Abkürzungen finden


Bei dem Projekt „Kurze Wetterau“ geht es darum, soweit wie möglich den Niddaradweg zu nutzen. Dort, wo der Radweg zu sehr mäandert, sollen Abkürzungen gefunden oder geschaffen werden. Ein solche Abkürzung wäre zwischen Dortelweil und dem Industriegebiet Karben entlang des Pappelweges. Verschiedene Fördermöglichkeiten kommen für den Ausbau des Weges in Betracht, etwa durch die Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen. (kop)