Veröffentlicht am

Bad Vilbels literarische Seiten

Bad Vilbel. Die Quellenstadt als literarischer Ort, als Ort von Schreibenden – das wollen Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann und der Stiftungsgründer und erhenamtliche Stadtrat Rüdiger Wiechers von der Literaturwissenschaftlerin Andrea Wicke erforschen lassen.

Als Schauplatz von Literatur ist die Quellenstadt bislang nicht bekannt geworden – doch das könnte sich ändern. Mit etwa 5000 Euro sponsert Rüdiger Wiechers’ Stiftung „Städte für Menschen“ eine Recherche, die alles zusammentragen soll, das über und in Bad Vilbel publiziert worden ist und wird. Zwar seien der Schriftsteller Herbert Heckmann und der Lokalchronist Willi Giegerich bekannt, aber es sollten auch andere Autoren vorgestellt werden, so Kunzmann.

Die Palette der Funde solle bis hin zu Vereinsschriften mit Lokalbezug oder den Veröffentlichungen auch international renommierter Institutionen wie dem Dottenfelderhof oder dem Berufsförderungswerk reichen, meinte Kunzmann. Allerdings mit dem Schwerpunkt auf das 20. Jahrhundert. Auch solle herausgefunden werden, welche Verbände in der Stadt tätig seien: „Wer arbeitet hier überhaupt?“ Selbst Firmenberichte könnten für die Sammlung bedeutsam sein, wenn sie dokumentierten, was in Bad Vilbel und von Bad Vilbel aus alles geleistet werde.

Die in Frankfurt lebende Autorin und Lektorin Andrea Wicke hat bereits erste Recherchen gemacht und ist dabei schon auf Kleinode gestoßen. In Bad Vilbel gibt es etwa einen Nidda-Verlag, dort erscheint die Tageszeitung Vesti – nach eigenen Angaben die auflagenstärkste Tageszeitung für Bürger aus Ex-Jugoslawien. Der Komponist Gerhard Müller-Hornbach sei auch Autor musiktheoretischer Publikationen. Und auch die Deutsche Buddhistische Union habe dort ein Werk verlegt. Vorerst geht Wicke ihre Recherche über Datenbanken an. Sie will per E-Mail alle Vereine anschreiben und hofft auf Hinweise von Bad Vilbelern. Ihre Arbeit verbinde den historischen Aspekt mit praktischer Kulturarbeit.

Es sei „eine Entdeckungstour, die wir für Bad Vilbel machen“, sagte Rüdiger Wiechers, der 5000 Euro aus seiner Stiftung „Städte für Menschen“ in das Projekt investiert. Gefunden werden sollen Autoren und Verlage, die einen Bezug zu Bad Vilbel haben. Dabei reiche die Spannbreite von der Krimi-Autorin Uli Aechtner bis hin zu den Demeter-Publikationen des Dottenfelderhofes – Elemente, „die unsere wissensbasierte Gesellschaft ausmachen“.

Man wolle nicht nur sehen, was veröffentlicht werde, sondern diesen Bestand auch in der Stadtbücherei dokumentieren, so Kunzmann. Ausgelotet werden solle dabei auch „die praktische Kulturarbeit – mit wem können wir kooperieren?“ Die Dokumentation solle noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Zumindest in einer Hinsicht sei Bad Vilbel jetzt schon in einer „Ausnahmesituation“: Dass dort vier Zeitungen berichteten, sei eine Vielfalt, die selbst Großstädte kaum vorweisen könnten. (dd)

Andrea Wicke nimmt Anregungen entgegen unter andrea.wicke@arcor.de. Ihre Internetseite: www.diewicke.de