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Bahntickets aus dem Rathaus – Ab sofort können im Bürgerbüro auch RMV-Zeitkarten erworben werden

Bad Vilbel. Wo sich die Bahn zurückzieht, springen jetzt andere ein. Die Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) will mit Kommunen und privaten Partnern ein flächendeckendes Netz von Verkaufsstellen in der Wetterau aufbauen.

Das Ausfüllen von Fahrkartenformularen im anfahrenden Bus bei gestressten Fahrern ist jetzt vorbei. Künftig können alle Fahrscheine und Zeitkarten für den RMV auch bequem im städtischen Bürgerbüro erworben werden. Lediglich Einzelfahrscheine gibt’s dort nicht, weil mit diesen sofort losgefahren werden müsste.

Als „weitere Serviceeinrichtung für die Bürger“ bezeichnet Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) das Kooperationsprojekt von Stadt, dem Vilbus-Betreiber Stadtwerke und der VGO. Bereits 2006 habe man begonnen, dort auch RMV-Kundenkarten auszustellen.

Mit der neuen Anlaufstelle gibt es jetzt neben den Bussen drei Kartenschalter – schon bisher wurden RMV-Tickets auch an Kiosken auf dem Heilsberg und am Nordbahnhof ausgestellt. Stöhr lobte den Bahnhofskiosk-Betreiber, der sich nach der Schließung des Bahnschalters als „guter Geist“ um das Areal kümmere. Doch er verkaufe die Karten im Auftrag der Frankfurter Stadtwerke, erläutert VGO-Marketingchefin Susanne Weyhe. Beim Bürgerbüro bleibe der Erlös im Kreis.

VGO-Geschäftsführer Armin Klein sagte, sein Unternehmen habe ein ehrgeiziges Vertriebskonzept, wolle in den Kreisen Vogelsberg, Wetterau und Gießen flächendeckend neue Verkaufsstellen schaffen. Im Wetteraukreis sollen noch in diesem Jahr weitere Verkaufsstellen in Karben, Büdingen und Butzbach eingerichtet werden. Der Nahverkehr gewinne in Zeiten hoher Spritpreise und einer alternden Bevölkerung zusehends an Bedeutung. Die Bahn sei dafür gar nicht zuständig, erläutert Weyhe. So sei die DB Regio lediglich Auftragnehmer der Transporte, die etwa der RMV beauftrage.

Den Nahverkehr lässt sich die öffentliche Hand viel kosten. Alleine der Bad Vilbeler Stadtbusbetrieb benötige mittlerweile Zuschüsse von jährlich 700 000 Euro, erklärte Stadtwerke-Geschäftsführer Ralph Franke. Kürzlich wurde der Betrieb neu ausgeschrieben. Die neuen Busse sollen noch in diesem Jahr in Betrieb gehen, kündigte Franke an. Obwohl wegen der Schüler gerade mittags die Kapazitäten am Rande der Möglichkeiten seien, könne das Angebot aus Kostengründen nicht erweitert werden: „Wir sind schon weit jenseits jeder Belastbarkeit.“ Franke betont, er sei deshalb schon froh, im bestehenden Angebot dort keine Abstriche machen zu müssen.

Dass es nun auch im Bürgerbüro Tickets gibt, findet Franke auch deswegen gut, weil dort Neubürger bei ihrer Anmeldung einen leichteren Zugang zu dem Angebot hätten.

Keine Angaben konnten die Nahverkehrsverantwortlichen über die Zahl der Fahrgäste machen – zumal die Fahrkarten auch außerhalb gekauft würden. Allerdings laufe im gesamten RMV-Gebiet noch bis Jahresende eine Verkehrszählung, deren Ergebnis im kommenden Jahr vorliege, kündigte Franke an.

Das Bürgerbüro, Parkstraße 15, ist montags bis mittwochs von 7 bis 15.30 Uhr, donnerstags von 7 bis 18.30 Uhr und freitags von 7 bis 12 Uhr geöffnet und erreichbar unter der Telefonnummer (0 61 01) 60 24 44