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Da waren es nur noch 7!

Eine Woche geht zu Ende, und eine Fraktion hat ihr Gesicht verändert. Nur noch sieben Mandatsträger zählt die Bad Vilbeler Grünen-Riege, in der es seit Sommer kräftig rumort hat. Zwei der neun Parlamentarier haben das Handtuch geworfen: Erst Ralph Mallmann am Donnerstagabend, gestern Vormittag dann Karola Götz.

Bad Vilbel. Donnerstag, 12. April, 22.45 Uhr: Per E-Mail vermeldet Jens Mathias, Vizechef der brunnenstädtischen Grünen, den Fraktionsaustritt von Ralph Mallmann, eines Verfahrensingenieurs. Gestern, gegen elf Uhr, wird dann publik, dass es ihm Karola Götz, eine Angestellte, am Morgen danach gleichgetan hat. Mallmann wie Götz haben nach FNP-Informationen inzwischen den Stadtverordnetenvorsteher Josef Maetz (CDU) in einer fast wortgleichen Mail über ihren Schritt informiert. Mit dieser Entwicklung zählt die Fraktion, seit der Kommunalwahl im März 2011 mit neun Vertretern präsent, nur noch sieben Köpfe.

In einer von der Grünen-Vorsitzenden Kathrin Anders (29) mitunterzeichneten Mitteilung zum Rückzug Mallmanns in einer Sondersitzung der Fraktion im Kurhaus am Donnerstag wird Mallmann mit den Worten zitiert, „das persönliche Verhältnis zwischen mir und der Mehrheit der Fraktion“ sei „zerrüttet“. Eine „gemeinsame politische Arbeit für die Ziele der Grünen somit nicht mehr vorstellbar“. Er sei „froh“, sich „endlich wieder auf Inhalte“ und seine „politischen Ideen fokussieren zu können“. Mallmann, wie Götz von den Bürgern gewählt, bleibt Stadtverordneter, das gilt auch für seine Kollegin. Beobachter schließen nicht aus, das Duo könne zu einer Fraktion zusammenfinden.

Grünen-Fraktionschefin Hannelore Rabl, der Insider attestieren, mit fester Hand Regie zu führen, wird in dem Statement mit der Aussage zitiert, es sei besser, getrennte Wege zu gehen statt Zeit für persönliche Streitereien zu opfern. „Ich bin erleichtert, dass Christopher den Austritt aus der Fraktion heute Abend vollzogen hat.“

„Christopher“ – so lässt sich Ralph Mallmann gerne nennen, und macht dafür nach den Erfahrungen seiner seitherigen politischen Wegbegleiter religiöse Gründe geltend. Solches hat weder Rabl noch die Parteivorsitzende Anders an ihm je gestört. Negativ ist anderes aufgefallen. Etwa, dass der Stadtverordnete in einer E-Mail „Nazisprache“ benutzt habe, was Mallmann weit von sich weist. Das sei bei dem Treffen bereinigt worden, wird er zitiert.

Anders, die von einem „Ende mit Schrecken“ spricht, hat stets gestört, dass Mallmann „das Vertrauensverhältnis von Anfang an belastet“ habe, indem er mit Informationen zu seiner Person gegeizt habe, etwa zu Ausbildung und Beruf. So kam es auch, dass der Stadtverordnete auf der Grünen-Website ohne diese Angaben präsentiert wurde. Anders beteuerte nach Mallmanns Rückzug: „Wir setzen uns alle für ein grüneres Bad Vilbel ein. Ab sofort eben mit einer grünen Fraktion und mit einem fraktionslosen Grünen.“ Die Parteivorsitzende will „nächste Woche“ über Bedeutsames entscheiden. Lebt sie künftig mit ihrer Familie in Schanghai, wo ihr Ehemann als Ingenieur arbeitet? Komme es dazu, „würde ich im Februar 2013 Vilbel verlassen“. Dann würde Kurt Sänger ins Parlament nachrücken.

Vilbels Junge Union (JU) bedauert die Entwicklung. Sie nennt Mallmann „tolerant, weltoffen und angenehm“. Die Grünen hätten ihr Bild als „toleranter und basisdemokratischer Partei“ nun endgültig „zerrissen“.

Mit heftiger Kritik an der Führungsspitze der Bad Vilbeler Grünen meldet sich die Stadtverordnete Karola Götz am Wochenende zu Wort. Sie habe ein Jahr „ohne jeden Erfolg versucht, das innerfraktionelle Miteinander und Verhalten zu verbessern“, schreibt Götz. Sie wolle „nicht weiter Teil einer straff geführten Organisation sein, die jedes Abweichen von der vorgegebenen Meinung, auch als Abschreckung, bestraft und die Würde des Anderen missachtet“. Dies entspreche nicht ihrem „demokratischen und menschlichen Verständnis als Grüne“. Götz appelliert daher an ihre ehemaligen Fraktionskollegen, sich wieder auf ihre politischen Ziele zu besinnen. Götz verteidigt zudem Ralph Mallmann: Dass man ihm vorwerfe, „vermeintliche Nazi-Begriffe“ gegenüber der Fraktion geäußert zu haben, sei die „Demontage einer Persönlichkeit“.

Mallmann und Götz kündigten an miteinander zu besprechen, wie beide ihr Stadtverordnetenmandat künftig wahrnehmen würden. (zlp)