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Die perfekte Dame – Das Premierenpublikum voll begeistert von „My fair Lady“ bei den Bad Vilbeler Burgfestspielen

Bad Vilbel. „My Fair Lady“, der Welterfolg aus dem Jahr 1956, hatte am 10. Juni bei den Burgfestspielen Premiere. Die höchst vergnügliche wie ideenreiche Inszenierung durch Regisseur Egon Baumgarten ist vom Publikum begeistert aufgenommen worden.

Mit diesem Musical ist Baumgarten wieder einmal der große Wurf in einem Guss gelungen. Die Gesten sind durchkomponiert für jede Figur und im Zusammenspiel miteinander. Nichts wirkt übertrieben, überzogen. Köstlich das Mienenspiel der Hausdame Mrs. Pearce (gespielt von Inez Timmer), die deutlich macht, was sie von den sonderlichen Ideen und Ansichten des Professors Higgins, besonders über Frauen, hält. Selbst der Kulissenschieber setzt sich in Szene und erhält dafür verdienten Applaus.

Das Musical selbst ist berühmt wie bekannt und erzählt die Geschichte, wie aus dem Blumenmädchen Eliza (wunderbar verkörpert von Sonja Tièschky), eine kraftvoll-vulgär sprechende Rinnsteinpflanze, die wohl artikulierende und parlierende Dame der feinen Gesellschaft wird. Dank einer Wette zwischen dem Phonetikprofessor Henry Higgins (Stefan Nagel) und dem Sanskrit-Experten Oberst Pickering (Erwin Bruhn) erhält Eliza kostenlos Sprecherziehung.

Nachdem das Sprechwunder vollbracht ist, wird sie zur ersten Probe, zum Pferderennen nach Ascot, in die feine Gesellschaft eingeführt. Dieser Ausflug endet mit einem Desaster. Der Ball als Abschluss des Experiments gerät für Eliza aber zum Triumph, doch die Herren Higgins und Pickering beglückwünschen sich nur gegenseitig, ohne Eliza auch nur eines Blickes zu würdigen. Die zieht kurzerhand aus, doch zurück in ihre alte Welt kann sie nicht mehr, dafür ist sie inzwischen zu vornehm. Glück, dass der eingefleischte Junggeselle Higgins sie vermisst und Eliza wieder die Tür in sein Leben öffnet.

Die Schauspieler leben ihre Rollen wunderbar. Jede Geste, jede Haltung wirkt glaubhaft, insgesamt gelingt hier eine tolle Ensembleleistung. Gekonnt verkörpert Stefan Nagel den Higgins, und mit einer Natürlichkeit hält er selbst die von Eliza eingeforderte Aussprache durch. Der wie blind besessene Wissenschaftler und eingefleischte Junggeselle mit versnobter Haltung verwandelt sich allmählich in einen Gefühlsmenschen, der leidet und wütet und schließlich sogar liebt.

Erwin Bruhn alias Pickering steht oftmals nur dabei, doch versteht er es, beredt zu schweigen. Sein Oberst ist dabei so akkurat wie charmant, kurz und gut, ein Gentleman. Gegenpol zur feinen Gesellschaft ist Alfred P. Doolittle, Elizas Vater. Klaus Brantzen gibt als Doolittle einen wunderbar fröhlichen Säufer, der in den Tag hinein lebt und „Mit „’nem kleenen Stückchen Glück“ gehörig feiert.

Viele Lieder aus „My Fair Lady“ wie „Wäre det nich wundascheen?“, „Wart’s nur ab, Mr. Higgins!“ und natürlich „Es grünt so Grün“ sind so bekannt, dass hie und da ein Zuschauer mitpfeift. Zum besonderen Lokalkolorit der Burgfestspiele zählt seit Jahren der Einsatz des Chores „VilBelcanto“, der besonders in der Ascot-Szene wieder einmal beeindruckte.

Zum tollen Musical-Erlebnis hat aber auch die famos, wie versteckt aufspielende Kapelle unter der Leitung von Thomas Lorey beigetragen. Zusammengehalten wurde das gelungene Spiel im Rampenlicht durch ein schlichtes, wie beeindruckendes Bühnenbild.

„My Fair Lady“ ist zu sehen am Sonntag, 20. Juni ab 18.15 Uhr, am 21. und 22. Juni jeweils ab 20.15 Uhr. Weitere Termine unter www.kultur-bad-vilbel.de im Internet. Kartentelefon: (0 61 01) 55 94 55