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Echt oder nicht echt? – Kläger hat Original nie gesehen • Mühlen der Staatsanwaltschaft mahlen langsam

Bad Vilbel. Ein Jahr ist es her, dass im Bad Vilbeler Auktionshaus Blank ein vermeintlich echtes Selbstbildnis des französischen Malers Toulouse-Lautrec unter den Hammer kommen sollte. Doch am Jahrestag kann sich niemand des Werkes erfreuen: Seit April 2007 fristet das Bildnis in der Asservatenkammer des Polizeipräsidiums Frankfurt ein düsteres Dasein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Auktionator Reinhard Blank wegen versuchten Betruges, weil das Bild eine Fälschung sein soll. Zum Jahrestag der Nicht-Versteigerung ist noch immer nicht absehbar, wann die Staatsanwaltschaft Frankfurt den Fall geklärt haben wird. Zurzeit soll gerade in Frankreich ein Gutachten angefertigt werden.

Auktionator Reinhard Blank erinnert sich: „Im Vorfeld der Auktion schaltete ich eine Anzeige im Fachmagazin ,Weltkunst‘ und pries dort das Gemälde zum Auktionsstartpreis von 15 000 Euro an.“ Ein Kunstkenner aus Hannover habe daraufhin bei ihm angerufen und ihn wild beschimpft. Was ihm denn einfiele und dass er sich noch wundern werde. „Ich dachte damals: So ein Verrückter“, gesteht Blank, der seit insgesamt über 20 Jahren als Auktionator und seit 1999 sogar öffentlich bestellt und vereidigt arbeitet. Prompt kam ihm damals eine Anzeige wegen versuchten Betrugs ins Haus geflattert. „Und das“, empört sich Blank noch heute, „obwohl der Mann das Blatt nie im Original gesehen hat!“

Begründung des Klägers: Das Gemälde sei in keinem Werksverzeichnis gelistet, die Signatur in der Farbe Grün anstelle in dem Lautrec-üblichen Rot und zudem habe der Franzose nie – wie auf diesem angeblichen Selbstbildnis – einen Schnauzbart getragen. Blank setzt dem entgegen, dass er das Bild aus dem Nachlass des bedeutenden Kunstkenners und Städel-Restaurators Helmdach erhalten habe.

Neun Tage vor der Auktion beschlagnahmte jedenfalls die Polizei das Bildnis, der BVA berichtete groß darüber. Mit der Angelegenheit befassen sich seither Staatsanwaltschaft und Rechtsanwälte.

Reinhard Blank hebt einen Ordner vom Tisch: „Das hier ist nur ein Teil des Schriftverkehrs“, lächelt er ein wenig genervt. „Es geht doch eigentlich nur darum, die Echtheit des Gemäldes zu bestätigen“, so seine Überzeugung.

Umso froher ist er, dass sich inzwischen ein Gremium aus sachverständigen Franzosen um die Prüfung bemüht. Das ist der Stand der Dinge laut eines Schreibens der Staatsanwaltschaft Frankfurt, datiert auf den 13. Februar 2008.

Von deren Sprecherin, Oberstaatsanwältin Doris Möller-Scheu, ist zu erfahren, dass alle Bemühungen um ein rechtlich haltbares Gutachten im eigenen Lande fehl geschlagen seien. „Es spricht jedoch nicht viel für die Echtheit des Gemäldes“, belächelt die Beamtin den Fall. Dann räumt sie ein: Falls sich herausstellen sollte, dass es doch echt ist, sei das doch eine tolle Expertise für Herrn Blank. Zwei bis drei Monate, schätzt Doris Möller-Scheu, werden wohl noch ins Land ziehen, bis es von den Franzosen eine haltbare Aussage gebe. „Ein Jahr ist nun schon vergangen“, seufzt derweil der gelernte Versicherungskaufmann Blank. Er habe wegen des ganzen Trubels um seine Glaubwürdigkeit im vergangenen Jahr auch Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. „Ich lebe schließlich von dem Vertrauen der Menschen.“ Diese Zeit nutzte er auch, um sich alles einzuverleiben, was er über Toulouse-Lautrec in schriftlicher Form erhalten konnte. „Ich habe dabei Parallelen in der Lebensauffassung zwischen dem Künstler und mir festgestellt“, lacht der ehemalig der Musik-Szene verhaftete Vater zweier erwachsener Töchter, heute begeisterter Eintracht-Fan.

Seine Pläne hinsichtlich des Gemäldes habe er inzwischen revidiert: „Toulouse-Lautrec, der ja für die Franzosen so etwas wie ein Nationalheld ist, gehört natürlich in das berühmte Museum nach Albi.“ Und was er dann davon habe? „Na, dort steigt die Siegesfeier!“, ist er des für ihn positiven Ausgangs der Geschichte zuversichtlich.

Bebilderter Katalog im Internet unter: www.auktionshaus-blank.de Die nächste Versteigerung im Auktionshaus Blank in Bad Vilbel findet am Samstag (5. April) ab 10 Uhr statt. Vorbesichtigungen am Donnerstag jeweils von 11 bis 20 Uhr.