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»Ein Gefühl von Heimat«

Günther Fitzenberger, Iris Stockbauer, Helga Ensslen und Herri Stoß (von links) gründeten die neue Arbeitsgruppe des Seniorenbeirates. Foto: Privat
Günther Fitzenberger, Iris Stockbauer, Helga Ensslen und Herri Stoß (von links) gründeten die neue Arbeitsgruppe des Seniorenbeirates. Foto: Privat

Wohnsinn-Compagnie als Plattform für »Wohnen im Alter«

Bad Vilbel. »Der erste Schritt zur ›Wohnsinn-Compagnie‹ ist gemacht«, freut sich die Initiativgruppe des städtischen Seniorenbeirates. Die Teilnahme bei der »Vil-bella Vita«, der »Messe 50 plus« im Dortelweiler Forum mit einem Stand in der Ausstellungshalle und einem Vortragsprogramm wird von den Veranstaltern als »voller Erfolg« gewertet. Bei den Vorträgen wurden die Themen »Wohnen im Alter« und »Neue Wohnformen in Bad Vilbel« näher beleuchtet. Die Referenten berichteten zum Beispiel von ihren Erfahrungen beim Wohnen in Gemeinschaften oder auch über die Möglichkeiten, autonom mit anderen Menschen unter einem Dach zu leben.

Den Anfang machte ein Vortrag der Arbeitsgruppe des Seniorenbeirats »Wohnen im Alter«, vertreten durch Iris Stockbauer, Günther Fitzenberger, Helga Ensslen und dem Coach für Gemeinschaftlich Wohnen, Herri Stoss.
Sie wollten damit den Vilbeler Bürgern neue Möglichkeiten und Perspektiven aufzeigen, für ein Miteinander von Alt + Jung mit der Möglichkeit, sich gemeinsam weiter zu entwickeln und gemeinsam alt zu werden.«
In Interviewform konnte die Gruppe dem interessierten Publikum aufzeigen, was Wohnen für den Menschen eigentlich bedeutet: »Wohnen, das bedeutet über die eigenen vier Wände hinaus das Gefühl von Heimat, von zu Hause sein und schließt die Umgebung und den Ort, indem die Wohnung sich befindet, mit ein.«

Visionen überdenken
Sehr schnell kam die Gruppe zur Kernaussage, dass in der heutigen Zeit privaten oder öffentliche Mittel für ein sorgenfreies Wohnen oft nicht mehr ausreichen, weil niedriger Verdienst, fehlendes Vermögen, Alter, Behinderung, Rentensituation, ethnische Zugehörigkeit und anderes dies verhinderten.
Auch führe die aktuelle Situation auf dem freien Wohnungsmarkt dazu, dass Menschen ihr gewohntes Wohn-Umfeld verlassen – was oft verbunden sei mit sozialem Abstieg und Gettoisierung.
Seit Anfang dieses Jahres ist der Arbeitskreis Wohnen des Seniorenbeirats mit Sozialen Trägern und Institutionen im Gespräch. Diese Plattform wird den Bürgern von Bad Vilbel eine Möglichkeit für wichtigen Austausch zum Thema »Gemeinschaftliches Wohnen« und »Wohnen im Alter« bieten. Für diese Plattform wählte der Seniorenbeirat den Namen »Wohnsinn-Compagnie«.

Bei der »Vil-Bella Vita«-Messe stellten in einem darauf aufbauenden Vortrag Brigitte Mergner und Dieter Fitsch, aus Friedberg, ihre Erfahrungen mit Gruppen- und Gemeinschaftsbildungen in Frankfurt und Friedberg vor. Sie verdeutlichten, dass es gar nicht so einfach sei, Gemeinschaften zu bilden. Jeder Mensch habe seinen eigenen Lebensentwurf, und »diese Visionen von einem künftigen Leben zu einem gemeinsamen Streben zu bringen, beinhaltet ein sich Öffnen gegenüber dem Mitmenschen«. Brigitte Mergner: »Eigene Werte werden im Zusammenwachsen einer Gemeinschaft zu gemeinsamen Werten für die Zukunft«.

Andrea Jädike, Seniorenberaterin aus Karben, war mit drei Mitgliedern der Gruppen »WIA-Wohnen im Alter« zur »Vil-Bella Vita« angereist, um über Ihre Erfahrungen zu berichten. In weiteren Vorträgen informierten Uwe Brömmer, Einrichtungsleitung des Altenzentrums Heilsberg, und Frédéric Lauscher, Vorstand vom Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhife über »Betreutes Wohnen« und die Frage »Wohn- oder Hausgemeinschaften«.

Weitere Stufe
Christina Keller vom Pflegestützpunkt Wetterau berichtete über das Thema »Wohnen in der Miet-Eigentumswohnung« und bezog sich dabei auf die barrierefreie Umgestaltung der Wohnung sowie deren Finanzierung.
Abschließend betonte die Arbeitsgruppe des Bad Vilbeler Seniorenbeirats, dass ihre bisher mit den Institutionen geführten Gespräche in eine weitere Stufe einer möglichen Zusammenarbeit führen könnten. (zlp)

Gemeinschaftliches Wohnen – Vilbeler verweisen auf Netzwerk in Frankfurt

Bad Vilbel/Frankfurt. Dieter Fitsch berichtete bei der Messe »Vil Bella Vita«, dass in Frankfurt in der Stadtplanung bis 2030 eine festgefügte Anzahl an Bebauungsflächen für Projektgruppen des Gemeinschaftlichen Wohnens zur Verfügung zu stellen ist (siehe https://www.stadtplanungsamt-frankfurt.de/show.php?ID=18175&psid=7v7alpolnq3m376mkkaos5lvp1).
Nach Meinung des Bad Vilbeler Seniorenbeirates ist dies ein zukunftsweisendes Verhalten für eine soziale und innovative Stadt. »So führt Gemeinsinn zu Gemeinwohl.«
In Frankfurt gibt es zudem seit einigen Jahren den Verein »Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen«, darauf weist die Bad Vilbeler Gruppe »Wohnsinn-Compagnie« hin. Der Verein will Menschen anregen, für sich neue Wohn- und Lebensformen zu finden und in der sich verändernden Gesellschaft neue, tragfähige soziale Strukturen zu schaffen. Er unterstützt die Realisierung von Wohnprojekten, die durch eigene Initiative entstehen und deren Struktur die Bewohner selbst planen. Ganz besonders unterstützt er die Entstehung von Gruppen, in denen ältere und jüngere Menschen zusammenwohnen wollen und so das Verständnis zwischen den Generationen verbessern.
Dieser Verein wird durch die Stadt Frankfurt, vertreten durch das Wohnungsamt und dem Amt für Jugend und Soziales, dem Caritas Frankfurt, der AWO und dem Frankfurter Verband, sowie dem Bürger Institut, unterstützt. (zlp)