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Es geht um Büchners Kopf – Bildhauer Christof Paul klopft mit Hammer und Meißel hessische Kulturgeschichte aus dem Stein

Bad Vilbel. Einen Künstler in Aktion sehen können Schüler, Lehrer und Besucher des Georg-Büchner-Gymnasiums (GBG) seit einigen Wochen vor dem Eingang der Schule. Der Bad Vilbeler Bildhauer Christof B. Paul gestaltet vor Ort im Auftrag der Schulleitung aus einem großen Sandsteinquader eine Büste des Vormärzdichters.

Zusammen mit vier weiteren Skulpturen entsteht so ein Ensemble. Anfang Mai bekommt der Bildhauer bei der künstle-rischen Bearbeitung der fünf unterschiedlich hohen Sandsteinquader noch Unterstützung durch sechs Oberstufenschüler, die an dem künftigen Wahrzeichen des Gymasiums mitwirken sollen.

Zurzeit ist Christof B. Paul damit beschäftigt, den Kopf des revolutionären Dichters aus dem Stein herauszuarbeiten und den Namenszug des Gymnasiums in römischer Antiquaschrift mit Steinwerkzeugen aus dem mächtigen (3,50 m x 1,50 m x und 1 m) Block anzufertigen. „Es handelt sich bei dem Stein um den gleichen roten Mainsandstein aus der Nähe von Würzburg, aus dem ich 2004 den Quellstein an der Stadtschule gearbeitet habe“, sagt Paul.

Als Vorlage dient ihm eine von ihm aus Gips angefertigte Büste des berühmten hessischen Dichters, die nach einem Porträt entstand. Nach Ansicht des Künstlers wird die Skulptur vor dem GBG die größte sein, die es bisher von Georg Büchner gibt. Er zählt zu den bedeutendsten deutschen Dichter, musste wegen seiner Gesinnung und seiner Schriften – vor allem wegen des 1834 verfassten berühmten Pamphlets „Hessische Landboten“ („Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“) – ins Exil nach Straßburg. Der Blick Georg Büchners ist auf den Haupteingang des GBG gerichtet. Auf der Vorderseite steht der Name des Gymnasiums, die beiden Seiten tragen je drei Buchrücken mit Werktiteln Büchners. Zwei der vier niedrigen Quadern gestaltet er zusammen mit Schülern als Bücherkisten. Die Gestaltung der beiden anderen ist noch offen. Die Einweihung des Ensembles wird Ende Juni mit einem Schulfest gebührend gefeiert.

In der Schule interessierte sich Büchner nicht sonderlich für die alten Sprachen, mehr für die damals in den Schulen stark vernachlässigten Naturwissenschaften. Einmal notierte er am Rande seines Heftes: „Lebendiges! Was nützt der tote Kram?“ Büchner lernte in der Schule die Geschichte der Französischen Revolution kennen, die später Eingang in sein Werk „Dantons Tod“ findet. September 1830 hielt er anlässlich einer Schulfeier eine Verteidigungsrede für Cato von Utica, glühender Verfechter der römischen Republik. Angesichts der französischen Juli-Revolution war dies die erste politische Aktion Büchners.