Immer mal wieder denke ich das, ich denke es in den Situationen, in denen es bei mir eben nicht mehr langt. Wo die Kraft, die Zeit, die Geduld, das Geld, die Liebe für den nächsten Menschen nicht mehr ausreicht. Es sind die Momente, in denen ich mich hoffnungslos überfordert fühle. Überfordert vom Schreiben einer Predigt bis zum nächsten Sonntag, vom Lärm der Kinder am Mittagstisch, von den Terminen, die wie von selbst meinen Kalender füllen, von den berechtigten und unberechtigten Ansprüchen der Menschen, mit denen ich zu tun habe, von der Not Einzelner, der ich hilflos gegenüberstehe, von dem Bügeleisen, dass – kaum ein halbes Jahr alt – herunterfällt und kaputtgeht und für das Ersatz besorgt werden muss… Das Einzige, was ich in diesen Momenten in aller Fülle zu haben scheine, das ist der Mangel.
„Es langt…“, sagt Jesus zu seinen Jüngern, als sie mit ihren fünf Broten und zwei Fischen fünftausend Männer satt bekommen sollen und sie hilflos vor ihm stehen. Und es langt tatsächlich.
In dem neunten Kapitel seines Evangeliums, in den Versen 10-17, berichtet Lukas, dass es am Ende für alle reicht. Es bleibt sogar noch mehr als genug übrig.
Das Geheimnis hinter diesem Wunder? Die Jünger brachten das, was sie hatten, zu Jesus. Und es funktioniert! Nicht nur damals am See Genezareth. Ich erlebe es auch heute immer wieder aufs Neue. Ich erlebe es, wenn ich – angesichts der Anforderungen – das Wenige, das ich habe, im Gebet zu Jesus bringe. Ich habe erfahren: Es hat immer gelangt! Jesus langt das, was ich momentan habe. Ihm langt das, was ich momentan kann. Ich lange ihm, so wie ich bin. Aus dem, was ich ihm bringe, macht er das, was in der Situation nötig ist. Es langt für mich und für die Menschen, die er mir anvertraut hat. Ich weiß das und ich glaube daran, und doch ist es immer wieder neu ein Schritt des Vertrauens auf Jesus zu, damit aus meinem frustrierten: „Jetzt langt es mir aber!“ ein freudig, überraschtes: „Es langt!“ wird.
Ihr Jörg Weise, Gemeinschaftspastor der Landeskirchlichen Gemeinschaft Bad Vilbel Heilsberg