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Frauen dürfen sich hier frivol fühlen – Premiere bei den Burgfestspielen: Die freizügige Komödie „Ladies night“ läuft jetzt schon in der dritten Saison

Bad Vilbel. Ein Auftakt nach Maß für die Wiederaufnahme der „Ladies Night“. Am Ende jubelte das Premieren-Publikum in der beinah ausverkauften Burg am Donnerstagabend. Die Zuschauer applaudierten begeistert einem komödiantisch wie showbegabten Ensemble als Dank für einen unterhaltsamen Abend, an dem „nackte Tatsachen“ aufgedeckt wurden.

Die Geschichte ist bekannt, die Ausgangslage traurig: Die sechs Männer hat das gemeinsame Schicksal der Arbeitslosigkeit zusammengeschmiedet. Da ist etwa der Jeans tragende Barry, den Daniel Seniuk überzeugend wanken lässt zwischen Schwierigkeiten mit seiner Frau und seiner Männlichkeit, die er mit einem Image als Rockmusiker (E-Gitarre) wettmachen will. Da ist der Afrikaner Wesley (dem Jubril Sulaimon Leben einhaucht), der mit den Männer in der Stammkneipe rumhängt, dem aber Familie und Religion ebenso wichtig sind und der Limo statt Bier trinkt. Da ist der großmäulige kraftstrotzende Graham, klasse gespielt von Herbert Schöberl, der sich geniert zu strippen und als Miesepeter den anderen die Idee madig macht. Und dann doch zum Beweis, dass er es kann, seinen blanken Bobbes zeigt. Oder der besserwisserische Intellektuelle Gavin, der alle mit seinem von Fremdworten gespickten Belehrungen nervt. Daniel Ris macht dabei in Birkenstock ebenso eine gute Figur wie später in Stöckelschuhen – eine gelungene Wandlung.

In der bewährten Regie von Corinna Bethge entwickelt sich aus der Situation keine sozialkritische Betrachtung auf die Welt, sondern sie bildet das Fundament für einen Versuch der Männer, sich ihrem Los entgegenzustemmen. Ein Artikel über die erfolgreichen Chippendales, die horrende Eintrittspreise für ihre Auftritte verlangen, bringt die Männer auf die Idee, so etwas selbst einmal auf die Beine zu stellen – als die „passion gladiators“.

Gesagt, getan – Craig, der Senior der Truppe, übernimmt das Management und hat innerhalb einer Woche einen Auftrittstermin organisiert. Kai Möller ist für die fleißigen Burgfestspielbesucher als Craig in einer ungewöhnlichen Rolle zu sehen, und Möller darf getrost verhalten reagieren ob der Ansage von Glenda (Miram Kohler, verführerisch-erotisch als Tänzerin und unnachgiebig autoritär als Tanztrainerin), dass er doch besser strippen soll. Und so überrascht Möller als Kettensägen schwingender Holzfäller aus Kanada, lässt gekonnt die Hüften kreisen und gewährt tiefe Einblicke.

Der erste noch verzagte Strippversuch der Männer, die sich noch kurz Gedanken darüber machen, was wohl die Fantasie von Frauen anregt, ist in ihrer Unbeholfenheit herzhaft komisch. Den Vogel aber schießt Norman ab, der in pinkfarbenen Leggins rhythmische Sportgymnastik vorführt. Daniel Mutlu gibt einen stotternden Norman, der in seiner Schüchternheit ebenso glänzt, wie als schwarzer Reiter aus dem Wilden Westen.

Ein kleines Highlight am Rande sind die Begegnungen des schüchternen Norman mit der toughen Clubbesitzerin Bernie, glänzend gespielt von Marina Matthias. Allein das Playback-Singen klappte noch nicht so ganz auf den Punkt.

Die flotte Darstellung in der stimmigen Ausstattung von Nikolaus Porz erhält eine ganz eigene Dynamik durch die vielen Einspielungen der rockig-poppigen Hits. Und am Ende steht dann die Show, bei der die Hüllen fallen. Ein Hingucker, bei dem sich die Frauen frivol fühlen können, wie Glenda im Stück verrät. Auch deswegen läuft „Ladies Night“ schon in der dritten Burgfestspiel-Saison.