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Freiluftgalerie muss weichen

Kleiner Ausschnitt vom Werk des Graffiti-Künstlers Sebastian Stehr, mit dem zwei Jahre lang die Lärmschutzwand zur Bundesstraße 3 in Dortelweil geschmückt war. Jetzt müssten die Werke weichen. Archivfoto: Eickhoff
Kleiner Ausschnitt vom Werk des Graffiti-Künstlers Sebastian Stehr, mit dem zwei Jahre lang die Lärmschutzwand zur Bundesstraße 3 in Dortelweil geschmückt war. Jetzt müssten die Werke weichen. Archivfoto: Eickhoff

Flächen werden für Quellenfest-Workshop verwendet – Künstler Sebastian Stehr äußert Unverständnis

Bad Vilbel. Sebastian Stehrs Kunstwerke sind schwer zu übersehen. Entlang des Spazierwegs an der B3-Schallschutzmauer und am Rande Dortelweils kommt man an den großen Graffiti-Bildern vorbei. »Was ist Liebe?« heißt die Reihe, mit der sich der Bad Vilbeler seit einiger Zeit beschäftigt. Der Künstler möchte zum Nachdenken anregen, hat in den vergangenen Jahren ein echte Freiluftgalerie geschaffen.
Nicht nur bei Dortelweilern waren die Kunstwerke beliebt, auch Radfahrer und Spaziergänger nutzten die großen Werke, um einen Moment innezuhalten. Jetzt folgt der Schock: Weil beim Quellenfest am vergangenen Wochenende ein Graffiti-Workshop stattfand, musste sein Werk weichen.
Sebastian Stehr weilt derzeit im Urlaub und sagt: »Ich bin in Spanien und gerade wie in einem Schockzustand.« Ihm sei nichts angekündigt worden. »Anwohner haben mir Fotos und Videos geschickt. Es hätte sicherlich genügend andere Flächen für ein Graffiti-Showmalen für das Quellenfest gegeben«, erklärt er auf Anfrage.
Die Organisation zur Durchführung von Graffiti-Arbeiten, Prävention und Gestaltung liegt beim Stadtmarketing Bad Vilbel. Vorstandsvorsitzender Kurt Liebermeister bezieht Stellung: »Ja, die Lärmschutzwand wird für das Quellenfest verwendet. Dieser Teil der Wand ist keine Hall of Fame.« Das bedeutet, man müsse sich anmelden und die Bilder, die gesprayt werden, sind für ein halbes Jahr und länger – bis zur nächsten Anfrage – geschützt. »Dies ist so auch immer passiert, da wir schon mehrere Graffiti-Jams an der Wand hatten. Als ich Herrn Stehr die Wand freigegeben habe, ist das auch so besprochen worden.« Stehrs Arbeit schätze er sehr. Bestandsschutz sei nicht gegeben, da man die Wand nicht als Auftragsarbeit vergebe. Sebastian Stehr habe die Wand nun etwa zwei Jahre nutzen können.
»Wenn wir beispielsweise fürs Quellenfest an eine freigegebene Wand gehen, kann sie morgen wieder übersprayt werden. Für diesen Teil der Wand habe ich im August die Anfrage zur Veranstaltung eines Graffiti-Jams erhalten und sie für jetzt vergeben.«  (wpa)