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Freundlichkeit

Erst neulich ging mir auf, was offensichtlich ist: Im Deutschen steckt in „Freundlichkeit“ das Wort „Freund“: Ich will aus einem Unbekannten einen Freund machen, aus einer abgekühlten Begegnung eine freundschaftliche Situation.

Freundlichkeit – ist sie uns wichtig? Bemühen wir uns um sie oder werten wir sie als „nicht so wichtig“ ab? Freundlichkeit hat bei uns leider auch deutlich geschlechtsspezifische Aspekte: Männer delegieren das Thema oft an Frauen. Freundlichkeit wird eher als ein Indiz von Schwäche interpretiert, Effizienz und Strukturiertheit gelten deutlich höher.

In der Bibel kommt die Freundlichkeit oft vor – als Eigenschaft von Menschen und von Gott. Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich (Psalm 107,1 in der Luther-Übersetzung). In jede Abendmahlsfeier gehört der Satz: Schmecket und sehet, wie freundlich Gott ist (Psalm 34,9).

Neugierig geworden habe ich Psalm 107,1 aus der Originalsprache, dem Hebräischen, übersetzt: Danket Gott! Er ist gut! Für alle Zeit währt Gottes Freundlichkeit. Die „Freundlichkeit“ steckt also in der „Güte“ Gottes.

Wenn Gott als freundlich beschrieben wird, meint das: Gott will eine Beziehung zu uns Menschen aufbauen und diese auch treu erhalten. Gott gibt nicht vorschnell oder leichtfertig auf, wenn wir einen Fehler machen – und warum? Weil Gott freundlich ist, uns wie eine Freundin, wie ein Freund im Leben zur Seite stehen will.

Unser Leben wird dadurch nicht sorgenfrei sein, aber Gott baut immer wieder neu eine Beziehung zu uns auf. Gott hält an uns fest, auch wenn wir mal unmöglich und unfreundlich sind. Davon erzählt die Bibel. Die Bibel ist ein einziger Beziehungsroman. Im Mittelpunkt steht Gott, der uns wahrnimmt. Auch und gerade in unseren persönlichen Nöten und Sorgen. Wir sind Gott wichtig. Und wir sind gemeint. Ein triftiger Grund, Gott von Herzen dankbar zu sein.

Pfarrerin Dr. Irene Dannemann, Ev. Heilig-Geist-Gemeinde Bad Vilbel – Heilsberg